Früherer israelischer Ministerpräsident gestorben / Verwirrung um Medienberichte

Vatikan: Papst reist nicht zur Beisetzung von Schimon Peres

Papst Franziskus nimmt nach Angaben des Vatikans nicht an der Beisetzung des früheren israelischen Präsidenten Schimon Peres teil.

Anzeige

Papst Franziskus nimmt nach Angaben des Vatikans nicht an der Beisetzung des früheren israelischen Präsidenten Schimon Peres teil. Die israelische Zeitung „Haaretz“ und internationale Medien hatten das zunächst behauptet. Das Presseamt des Heiligen Stuhls verwies auf die von Freitag bis Sonntag geplante Reise des Papstes nach Georgien und Aserbaidschan.

Franziskus werde jedoch ein Beileidstelegramm zum Tod des 93-jährigen Staatsmanns senden. Peres ist am Mittwochmorgen (28.09.2016) im Alter von 93 Jahren gestorben. Medienberichten zufolge soll er am Freitag beigesetzt werden.

Politiker und Religionsvertreter würdigten die Bemühungen von Peres um Frieden im Nahen Osten und den Staat Israel gewürdigt. Deutsche Politiker hoben besonders seine Verdienste um die deutsch-israelische Freundschaft hervor. Der Friedensnobelpreisträger habe Israel „geprägt wie kaum ein anderer Politiker“, erklärte Bundespräsident Joachim Gauck. „Trotz der Gräueltaten, die Deutsche an seiner Familie und seinem Volk während des Holocausts verübten“, habe Peres Deutschland die Hand gereicht.

 

Marx erinnert an Friedensreffen im Vatikan

 

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, würdigte Peres als „Brückenbauer für den Frieden im Nahen Osten“ und erinnerte an den „Besuch bei Papst Franziskus, als er – Hand in Hand mit dem Papst und Präsident Mahmoud Abbas - in den Vatikanischen Gärten für den Frieden betete“. Franziskus hatte die beiden Politiker im Juni 2014 im Vatikan empfangen und gemeinsam mit ihnen einen Olivenbaum in den Vatikanischen Gärten gepfalnzt – 20 Jahre nach dem historischen Friedensvertrag, den Jitzhak Rabin und Jassir Arafat auf dem Rasen des Weißen Hauses in Washington unterzeichnet hatten, der aber immer wieder durch Gewalt und Gegengewalt gebrochen wurde.

Bundestagspräsident Norbert Lammert würdigte Peres als „bedeutenden Staatsmann, einen Mann des Friedens und des Ausgleichs, der davon überzeugt war, dass sich Konflikte nachhaltig nicht mit Waffen, sondern nur diplomatisch lösen lassen“.

 

Steinmeier: Hochgeschätzter Freund

 

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte: „Die Welt hat einen großen Staatsmann, Israel einen seiner Gründungsväter und Deutschland einen hoch geschätzten Freund und Partner verloren.“ Steinmeier würdigte wie Gauck die „einzigartige Freundschaft zwischen Israel und Deutschland“. 1986 habe Peres als erster israelischer Ministerpräsident das damals geteilte Berlin besucht.

Steinmeier, Lammert und Gauck erinnerten an Peres' Rede vor dem Bundestag am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus im Jahr 2010. „Die Brücke über dem Abgrund wurde mit schmerzenden Händen und Schultern, die dem Gewicht der Erinnerung kaum standhielten, aufgebaut, und sie steht auf starken, moralischen Grundfesten“, zitierte ihn Steinmeier.

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sagte, dass Peres' „legendärer Satz, dass es keine Alternative zum Frieden gibt“, seine Gültigkeit behalten werde.

Peres, am 2. August 1923 im polnischen Wiszniew geboren, bekleidete in seiner langen politischen Karriere hohe politische Ämter in Israel. Unter anderem amtierte er mehrfach als Ministerpräsident und von 2007 bis 2014 als Staatspräsident. 1994 erhielt er mit Jitzchak Rabin und Jassir Arafat den Friedensnobelpreis für die Bemühungen um ein Friedensabkommen zwischen Israelis und Palästinensern.

Anzeige