Leiter der Bischofskongregation weist sämtliche Vorwürfe zurück

Vatikan ruft Papst-Kritiker Vigano zur Ordnung

Auch wenn der Leiter der vatikanischen Bischofskongregation Fehleinschätzungen der Kurie in Sachen McCarrick nicht ausschließt, weist er sämtlichen Vorwürfe des Ex-Diplomaten Carlo Maria Vigano zurück.

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In einem Offenen Brief hat der Leiter der vatikanischen Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, auf die Vorwürfe des Ex-Diplomaten Carlo Maria Vigano gegen Papst und Vatikan reagiert. In dem Schreiben, das am Sonntag vom vatikanischen Presseamt veröffentlichte wurde, wendet sich Ouellet direkt an den früheren Nuntius in Washington. Dieser hatte Ouellet Ende September aufgefordert, Dokumente offenzulegen, die angebliches Fehlverhalten des Vatikan im Zusammenhang mit Vorwürfen gegen den früheren Washingtoner Erzbischof Theodore McCarrick beweisen sollen.

Auch wenn er Fehleinschätzungen der Kurie in Sachen McCarrick nicht ausschließt, weist Ouellet in seinem dreiseitigen Schreiben sämtliche Vorwürfe Viganos zurück. Es habe Anweisungen an McCarrick nach seiner Emeritierung gegeben, er solle wegen Vorwürfen früheren sexuellen Fehlverhaltens gegenüber volljährigen Seminaristen ein zurückgezogenes Leben führen. Dies seien aber keine „Sanktionen“ durch Papst Benedikt XVI. gewesen, die Franziskus aufgehoben habe.

 

Ouellet: Damals nicht genügend Beweise

 

In den Unterlagen der Kongregation fänden sich auch keine entsprechenden Dokumente mit Unterschriften des einen oder des anderen Papstes. Anders als heute habe es damals nicht genügend Beweise gegeben, die eine offizielle Sanktion gerechtfertigt hätten. Auch sei in den Unterlagen, die Vigano bei seinem Amtsantritt in Washington von der Bischofskongregation bekommen habe, der Name McCarrick gar nicht erwähnt.

Ouellet räumte ein, er frage sich heute, warum McCarrick trotz umlaufender Gerüchte in der Kirchenhierarchie so hoch habe aufsteigen können. Man müsse aber verstehen, dass päpstliche Entscheidungen stets von den Informationen abhängen, die jeweils vorlegt werden. Den verantwortlichen Personen grundsätzliche Verdorbenheit und Komplizenschaft vorzuwerfen, sei ungerecht. McCarrick habe sich damals stets gut zu verteidigen gewusst.

 

Ouellet: Vigano soll sich mit Papst versöhnen

 

Seinen Brief schreibe er mit päpstlicher Erlaubnis, so der kanadische Kurienkardinal. Er schildere darin seine persönliche Einschätzung als Präfekt der Bischofskongregation - basierend auf der Aktenlage in seiner Behörde und persönlichen Kontakten.

Viganos aktuelle Position, so Ouellet, erscheine ihm „unbegreiflich und extrem verwerflich“. Es sei völlig abwegig, dass Vigano vom Skandal sexuellen Missbrauchs zu profitieren suche, um der moralischen Autorität des Papstes „einen unerhörten und unverdienten Schlag zu versetzen“. Er rief Vigano auf, aus seinem derzeitigen Versteck aufzutauchen, zu bereuen und sich mit dem Papst zu versöhnen.

 

Papst ordnet Untersuchung in der Kurie an

 

Bereits am Vortag hatte der Vatikan darüber informiert, dass Papst Franziskus eine gründliche Untersuchung in der Kurie zu den Vorwürfen rund um Erzbischof McCarrick angeordnet habe.

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