Vorbereitungsdokument für die nächste Weltbischofssynode

Vatikan wendet sich mit Internet-Umfrage an Jugendliche

Erstmals in der über 50-jährigen Geschichte der Bischofssynoden will sich der Vatikan mit einer Internet-Umfrage direkt an junge Menschen wenden. Die Umfrage zur Jugendsynode 2018 soll am 1. März 2017 im Netz freigeschaltet werden.

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Erstmals in der über 50-jährigen Geschichte der Bischofssynoden will sich der Vatikan mit einer Internet-Umfrage direkt an junge Menschen wenden. Das geht aus einem Vorbereitungsdokument für die nächste Bischofssynode hervor, das am Freitag im Vatikan veröffentlicht wurde. Die deutschen Bischöfe riefen dazu auf, sich an der Umfrage zur Situation der Jugendseelsorge zu beteiligen. Sie soll am 1. März im Netz freigeschaltet werden.

Für Oktober 2018 hat Papst Franziskus eine Weltbischofssynode einberufen, die sich mit der Jugend befassen soll. Papst und Kirche wollen sich dafür einsetzen, dass Jugendliche Kirche und Gesellschaft mehr mitgestalten können. Demnach sollen Jugendliche als Handelnde ernster genommen werden und Raum für neue Ideen erhalten. Die Kirche soll „vorgefertigte Schemata“ in der Begleitung Jugendlicher aufgeben.

 

Jugendliche müssen „neue Modelle“ ausprobieren dürfen

 

„Wenn wir wollen, dass in der Gesellschaft oder in der Gemeinschaft der Christen etwas Neues geschieht, müssen wir Raum schaffen, damit neue Menschen handeln können“, heißt es in dem 22-seitigen Dokument, das der Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, vorstellte. Für einen „Wandel nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit“ müsse man den jungen Generationen zugestehen, „ein neues Modell der Entwicklung auszuprobieren“.

Gerade Jugendliche, die „häufig in ein Stereotyp der Passivität und der Unerfahrenheit eingesperrt“ würden, praktizierten Alternativen, „die zeigen, wie die Welt oder die Kirche sein könnten“, heißt es in dem Text. Auch eine christliche Gemeinschaft werde für junge Menschen attraktiver, „wenn sie erleben, dass der konkrete und originelle Beitrag, den sie leisten, angenommen wird“.

 

Kirche soll von den Jugendlichen lernen

 

In einem Begleitbrief an die Jugendlichen schreibt Papst Franziskus, die Kirche wolle auf ihre Sensibilität und ihren Glauben hören, aber auch auf Zweifel und Kritik. Der Ruf der jungen Generation müsse „bis zu den Hirten gelangen“. Franziskus verwies auf die Weisung des Ordensgründers Benedikt, Äbte sollten bei wichtigen Entscheidungen auch junge Mönche hören. Oft werde „einem Jüngeren offenbart, was das Bessere ist“.

Als Zielgruppe der Synode versteht der Vatikan 16- bis 29-Jährige. Jugendliche Delegierte seien nicht vorgesehen, sagte Baldisseri. Einige sollten jedoch als Hörer den Debatten folgen und an Arbeitsgruppen teilnehmen.

 

Bischof Genn lobt Perspektivwechsel

 

Das Vorbereitungsschreiben wird an Bischofskonferenzen, kirchliche Institutionen und Ordensgemeinschaften weltweit verschickt, die bis Oktober auf einen angehängten Fragekatalog antworten sollen. Auf Basis der Reaktionen wird das eigentliche Arbeitspapier der Synode erstellt.

Die deutschen Bischöfe lobten das Vorbereitungsdokument als Perspektivwechsel. „Das Dokument geht vielfach von den Jugendlichen selbst aus und beschreibt eine Kirche, die sie auf ihrem Entscheidungs- und Unterscheidungsweg zur Fülle des Lebens begleitet“, erklärten der Vorsitzende der Kommission für Geistliche Berufe, Bischof Felix Genn (Münster), und der Vorsitzende der Jugendkommission, Bischof Stefan Oster (Passau). „Der besondere Blick dieser Synode geht nicht nur auf die Jugend in der Welt von heute, sondern er kommt von den Jugendlichen her.“

Der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, Wolfgang Ehrenlechner, sagte: „Wir freuen uns sehr, dass der Vatikan hier neue Wege geht und eine einfache und unmittelbare Beteiligung ermöglicht, erwarten aber auch, dass diese Ergebnisse von der Synode beachtet werden.“

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