Anzeige
Zu einem achtsamen Umgang mit Tieren und der gesamten Schöpfung haben am Palmsonntag Experten aus Christentum, Islam, Verhaltensforschung und tiergestützter Intervention aufgerufen. Sie sprachen bei der Eröffnungsveranstaltung zur Kooperation des Instituts für Theologische Zoologie und der katholischen Bildungseinrichtung Haus Mariengrund in Münster. Am Palmsonntag konnten die rund hundert Besucher zudem zwei Esel auf dem Gelände bei dem katholischen Bildungshaus bewundern, die seit einigen Tagen dort heimisch sind und die Arbeit des Instituts für Theologische Zoologie bereichern sollen.
Täglich weniger Tierarten
Der Leiter des Instituts, Rainer Hagencord, zitierte den Schriftsteller Elias Canetti: „Mit zunehmender Erkenntnis werden die Tiere den Menschen immer näher sein. Wenn sie dann wieder so nahe sind wie in den ältesten Mythen, wird es kaum mehr Tiere geben.“ Täglich würden zehn bis zwanzig Tierarten ausgerottet, „Tiere verschwinden in Tierfabriken und Schlachthöfen.“
Ökologische Reformation gefordert
Die evangelische Bischöfin im Ruhestand Bärbel Wartenberg-Potter, Köln, sagte, bei dem Thema beobachte sie eine „Annäherung der Konfessionen“. Sie verwies auf die Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus, in der eindeutig das eigenständige Lebensrecht von Tieren beschrieben sei, „das nicht durch den menschlichen Nutzen bedingt ist“.
Wartenberg-Potter forderte eine „ökologische Reformation“: Es gelte, einen neuen Umgang mit Pflanzen und Tieren suchen und eine Ethik zu entwickeln, die „die neue Machtfülle, die wir haben“, thematisierte.
Alles Lebendige hat gemeinsamen Ursprung
Asmaa El Maaroufi, Promotions-Studentin im Fachbereich Islamische Theologie in Münster, wies auf zahlreiche Stellen im Koran hin, in denen Tiere erwähnt seien – häufig in Verbindung mit dem Propheten Mohammed. „Alles Lebendige hat einen gemeinsamen Ursprung: Gott“, sagte sie. Der Mensch sei Bewahrer und Statthalter der Schöpfung. Ihm komme eine große Verantwortung zu, über die er am Jüngsten Tag Rechenschaft ablegen müsse.
Tiere sind unvoreingenommen
Von erstaunlichen Erfahrungen mit Tieren berichtete Hans Scholten, langjähriger Leiter des Raphaelshauses in Dormagen. Das Jugendhilfezentrum arbeitet mit tiergestützter Therapie. Die Kinder erführen. dass die Tiere ihnen gegenüber völlig unvoreingenommen seien. „Die Tiere helfen ihnen, emotionale Bindungen neu aufzubauen“, sagte er. Sie förderten Vertrauen, Freundschaft und Durchsetzungsvermögen.
Umgang mit Tieren fördert die Gesundheit
Chadi Touma, Professor für Verhaltensbiologie an der Universität Osnabrück, ging auf die intensive Beziehung zwischen Mensch und Tier ein, die sich durch lange Prozesse der Domestikation immer mehr gefestigt habe. Es sei sogar nachzuweisen, dass es beim Menschen ein angeborenes Interesse für Tiere gebe. Des Weiteren könne man durch den Umgang mit Tieren positive Wirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit feststellen.