Wegen 110-fachen Missbrauchs verurteilter Priester war auch für KjG tätig

Verband: Woelki ließ uns mit Fragen zu Missbrauchspriester U. allein

  • Ein katholischer Jugendverband vermisst Unterstützung von Kardinal Rainer Maria Woelki im Fall eines wegen 110-fachen Missbrauchs verurteilten Priesters.
  • Der Geistliche U. war zeitweise für die KjG tätig; einige Opfer waren Verbandsmitglieder.
  • Das Erzbistum habe Betroffene und Verband mit "Sorgen, Fragen und Anliegen im Stich gelassen", Woelki habe auch persönliche Anfragen nicht beantwortet.

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Ein katholischer Jugendverband vermisst Unterstützung des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki im Fall eines wegen 110-fachen Missbrauchs verurteilten Priesters. Der Geistliche U. war zeitweise für die Katholische junge Gemeinde (KjG) tätig; einige Opfer waren Verbandsmitglieder, berichtet der "Kölner Stadt-Anzeiger". Das Erzbistum habe "die Betroffenen und den Verband mit ihren Sorgen, Fragen und Anliegen im Stich gelassen", sagte KjG-Leiterin Ina Neumann. Persönliche Anfragen an Woelki seien unbeantwortet geblieben.

Das Landgericht Köln hatte den heute 71 Jahre alten Priester U. zu zwölf Jahren Haft verurteilt, weil er sich zwischen 1993 und 2018 an neun minderjährigen Mädchen verging. Einige Betroffene lernte er im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Seelsorger kennen. Während des Prozesses wurde deutlich, dass es noch weitere Opfer geben könnte.

Wie Priester U. für die KjG tätig war

U. war als Priester in Alfter, Kerpen, Gummersbach, Wuppertal und Zülpich tätig. In Gummersbach arbeitete er in der Jugendseelsorge für die KjG und war von 1991 bis 1993 zudem Geistlicher Leiter des Verbandes auf Diözesanebene.

Nach ersten Medienberichten zum Fall U. im November 2020 habe die KjG-Leitung eine Aufarbeitung angestoßen und das Erzbistum um Hilfe gebeten, berichtet der "Stadt-Anzeiger". Unterstützung habe es aber nicht gegeben, erklärte Neumann. "Das Bistum war nur an Fakten und Informationen über weitere Opfer interessiert." Dabei hätte es auch Woelkis Anliegen sein müssen, Menschen in einer möglichen Krise beizustehen, hieß es.

Woelki ließ nach seiner Auszeit Anfragen unbeantwortet

Die KjG-Leitung wandte sich laut Zeitung auch an Übergangsverwalter Rolf Steinhäuser, der erklärt habe, er könne die erbetene Hilfe wegen des bevorstehenden Endes seiner Amtszeit nicht mehr leisten. Nachdem Woelki Anfang März aus einer fünfmonatigen Auszeit zurückgekehrt war, habe es die KjG einmal per Mail und einmal per Post beim Kardinal versucht. Auf diese Vorstöße habe es keine Reaktion gegeben.

Das Erzbistum verwies gegenüber der Zeitung auf seine Ansprechpersonen zu sexuellem Missbrauch. Diese vermittelten auch Hilfsangebote. Die Bistumsverwaltung stehe zudem für die Begleitung von Betroffenen, Gemeinden und Institutionen bereit. Die Unterstützung sei dem Erzbistum ein großes Anliegen.

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