Projekt „Marischa“ aus Münster wirbt mit „Zhana“ um Mitgefühl für Straßenprostituierte

Video: Die Würde von Prostituierten ist unantastbar

2013 haben zwei Theologiestudenten „Marischa“ gegründet, um Frauen auf Münsters Straßenstrich zu helfen. Jetzt wirbt das Team mit dem Film „Zhana“ bei Freiern für mehr Mitgefühl.

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„Zhana“ heißt das sechsminütige Video. Es ist auf der Webseite von „Marischa“ und auf der Internetseite des Gesundheitsamts Münster zu sehen. Produziert wurde er, um auf die Lage der Straßenprostituierten aufmerksam zu machen. Demnächst soll der Film auf „Freier-Foren“ im Internet laufen.

„Das sind Foren, auf denen sich Freier in einer menschenverachtenden Art über Prostituierte austauschen“, erklärt Sabrina. Sie gehört mit Josef und zehn weiteren Ehrenamtlichen zum Arbeitskreis von „Marischa“. Der wurde 2013 von münsterschen Theologiestudenten gegründet.

 

Die Freier sollen Zhanas Rechte verstehen

 

Die Freiwilligen bringen den Frauen auf dem Straßenstrich dreimal im Monat Kaffee, Kondome, hören sich ihre Sorgen an und helfen bei gesundheitlichen und sozialen Problemen. Koordiniert wird die Arbeit von der Sozialpädagogin Yanika Grachenova beim Gesundheitsamt. Der Film zeigt Zhana, wie sie sich selbst versteht: „Ich will nicht beleidigt werden, keine blauen Flecken haben, eine Wohnung finden, mich sicher fühlen“, sagt sie. Ihre Rolle und die des Freiers übernehmen Schauspieler.

Die Ehrenamtlichen und Grachenova haben am Drehbuch geschrieben und eine Regisseurin engagiert. Im Zentrum steht ein Rollentausch: In einer der ersten Szenen verhandelt eine Frau mit einem Stricher über Geld und den vorgeschriebenen Gebrauch von Kondomen. In der zweiten Szene ist es umgekehrt und so, wie es sich wohl täglich abspielt: Der Freier sitzt im Auto, versucht den Preis niedrig und die Serviceleistungen hoch zu halten. Und Zhana verhandelt aus einer Position der Schwäche.

 

Film wird auf Freier-Foren hochgeladen

 

Den Initiatoren geht es nicht um Voyeurismus. Im Gegenteil. Man habe bewusst den Film mit „Vorsicht“ gedreht. Auf eine erst angedachte Vergewaltigungsszene hat das Team verzichtet. Der Film wolle eine „sensible Zugangsweise“ zum Thema bieten, zum Nachdenken anregen und es ermöglichen, „dass  Freier sich ansprechen lassen“, sagt Sabrina. Zwar rechnet man damit, dass der Film von den fünf anvisierten Freier-Foren geworfen werden könnte. Dann wolle man ihn aber erneut hochladen.

Vor zwei Jahren ist die Idee entstanden, auch Freier anzusprechen. Viele Stunden ehrenamtliche Arbeit habe die Gruppe investiert, sagt Sabrina. Das Bistum Münster hat den Film mit 5.000 Euro unterstützt.

 

Filmbotschaft: Die Würde von Prostituierten ist unantastbar

 

Grachenova geht es darum, auf die schwierige Lage der Straßenprostituierten hinzuweisen, die zumeist aus Bulgarien stammen. „Sie sprechen kaum Deutsch, sind auf das Geld angewiesen, haben häufig Gewalt erlebt.“

Sie und die Ehrenamtlichen von „Marischa“ erhoffen sich nun, durch den Film mehr Mitgefühl für die Frauen zu bewirken. Auch die Würde von Prostituierten sei unantastbar, heißt es im Film.

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