Theologen und Fakultäten sprechen sich für den Rektor von Sankt Georgen aus

Viel Solidarität für Pater Wucherpfennig - Debatte hält an

Die fehlende Bestätigung des Vatikan für eine weitere Amtszeit von Jesuitenpater Ansgar Wucherpfennig als Rektor der katholischen Hochschule Sankt Georgen sorgt weiter für Debatten. Die Studenten reagierten geschockt und verunsichert.

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Die fehlende Bestätigung des Vatikan für eine weitere Amtszeit von Jesuitenpater Ansgar Wucherpfennig als Rektor der katholischen Hochschule Sankt Georgen sorgt weiter für Debatten. Wucherpfennig habe sich auf Aussagen von Papst Franziskus verlassen „und ist damit gegen die Wand gefahren“, sagte der Theologe Michael Seewald am Wochenende im Deutschlandfunk. Der Papst ermutige Theologen ausdrücklich, im Sinne kirchlicher Reformen zu denken - die römische Bildungskongregation agiere jedoch ganz anders.

Wucherpfennig wurde bereits im Februar für eine dritte Amtszeit als Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen wiedergewählt. Dort lassen die Bistümer Hamburg, Hildesheim, Limburg und Osnabrück ihre Priesteramtskandidaten ausbilden.

Der Vatikan erteilte ihm bislang noch nicht die erforderliche Unbedenklichkeitserklärung („Nihil obstat“). Wucherpfennig hatte sich in Interviews kritisch zum Umgang der Kirche mit Homosexuellen und mit Frauen geäußert und Segensfeiern für homosexuelle Partnerschaften befürwortet.

 

Studierende sind verunsichert und geschockt

 

Seewald appellierte an die deutschen Bischöfe, in Rom deutlich zu machen, dass bestimmte Maßnahmen und Arten des Umgangs „in Deutschland einfach nicht akzeptabel sind“. Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Hochschule Sankt Georgen zeigte sich „schockiert, fassungslos und äußerst besorgt“. Gerade zu Semesterbeginn herrsche unter den Studierenden „große Verunsicherung, wie es für uns und unseren Rektor weitergeht“, heißt es in einer Erklärung. Das Verfahren sei „intransparent und inakzeptabel“.

Bereits am Freitag hatten die Vorsitzenden mehrerer katholisch-theologischer Vereinigungen erklärt, es handle sich um „ein Zeichen jenes Missbrauchs von Macht, der gerade vor dem Hintergrund der jüngst veröffentlichten Untersuchung zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland als Grundproblem scharf kritisiert wird“.

 

Theologen-Organisationen solidarisch

 

Das Schreiben ist unterzeichnet vom Vorsitzenden der Deutschen Sektion der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie, Karlheinz Ruhstorfer, dem Vorsitzenden des Katholisch-Theologischen Fakultätentages, Joachim Schmiedl, dem Vorsitzenden der Vereinigung der Arbeitsgemeinschaften für Katholische Theologie, Gerd Häfner, sowie der Vorsitzenden von AGENDA - Forum katholischer Theologinnen, Margit Eckholt.

Die Theologen monieren, „einmal mehr“ werde versucht, „ein theologisch und pastoral drängendes Thema disziplinarisch zu 'erledigen' und zu tabuisieren“. Es handle sich um einen „nicht zu rechtfertigenden Angriff“ auf Pater Wucherpfennig und zugleich um einen „schweren Angriff auf die Freiheit und Unabhängigkeit theologischer Forschung und akademischer Selbstverwaltung“. Die Rede ist zudem von „widersprüchlichen Signalen des römischen Lehramts“. Ähnlich hatte sich zuvor die Arbeitsgemeinschaft der Rektoren katholischer Fachhochschulen (ARKF) geäußert.

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