Beim gemeinsamen Gottesdienst ruht die Rivalität

Viele Bundesliga-Vereine haben christliche Fanclubs

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Fußball-Anhänger vereint die Begeisterung für den Sport. Für viele zählt der Spott für den Gegner zum Ritual. Christliche Fanclubs gehen einen anderen Weg. Sie pflegen überraschende Kontakte: Dortmunder zu Schalkern, Bremer zu Hamburgern.

Ausgerechnet Schalke! Oliver Römer lächelt. „Doch“, sagt er, „der erste Kontakt zu einem anderen christlichen Fanclub der Bundesliga ging nach Gelsenkirchen“. Genauer: Zu den Mitgliedern von „Mit Gott auf Schalke“.

Und der zweite Vorsitzende des christlichen Fanclubs „Totale Offensive BVB 09“ ergänzt: „Man kann schon sagen, dass daraus eine Freundschaft entstanden ist.“ Meist donnerstags vor jedem Revierderby feiern die beiden Fanclubs Gottesdienst. Wechselseitig mal in Gelsenkirchen und mal in Dortmund.

 

Die sportliche Rivalität bleibt

 

Oliver Römer trennt das. „Natürlich gibt es eine sportliche Rivalität“, sagt er, „die ist auch gewollt, und die gehört dazu.“ Aber ebenso gibt es die andere Seite, „eine menschliche Verbundenheit. Und das unterscheidet uns von jedem anderen Borussia-Fanclub.“

Der ewige Kampf zwischen Schalke und Dortmund ist aber nur eines der Phänomene, mit denen es der einzige bewusst christliche Fanclub aus Dortmund zu tun hat. Oliver Römer spricht von „extremistischen Strömungen“, die in der schwarz-gelben Fanszene Fuß zu fassen versuchten. Radikale Kräfte, die die Stimmung im Stadion für eigene, fragwürdige Zwecke nutzen: Gewalt, Fremdenhass, Nationalismus.

 

Klares Zeichen gegen Gewalt

 

„Die Fan-Szene ist gefährdet“, sagt er. Auch von gewaltbereiten Gruppen, „die im Hintergrund arbeiten und das gezielt steuern“. Auch deshalb ist Oliver Römer wichtig, wofür sich die rund 500 Mitglieder der „Totalen Offensive BVB“ im Stadion und außerhalb einsetzten.

„Es sind unsere Werte, die wir in die Fanszene hineinbringen wollen“, sagt der Mann, der seit den Anfangstagen zum Fanclub gehört. Und der weiß: Mit „Begriffen“ wie „Respekt“ oder „Wertschätzung“ setzt man in dieser Szene einen Kontrapunkt.

 

Respekt und Wertschätzung

 

Fans vor dem Mannschaftsbus.
Christliche Fans von Borussia Dortmund und Werder Bremen vor dem Mannschaftsbus des BVB. | Foto: Michael Schnepel

„Indem wir sagen: Wir wollen das nicht! Wir wollen einen anderen Umgang miteinander.“ So wie es auf einem Bild auf der Internetseite des Fanclubs zu lesen ist: „Gott liebt alle, auch Schalker und Bayern.“

Bei jedem Spiel stehen und sitzen Fans im Stadion oder sind bei Auswärtsspielen dabei. Das schwarz-gelbe Banner mit dem weißen Fisch hat einen festen Platz in der „gelben Wand“, wie die Südtribüne der Dortmunder Fußball-Arena genannt wird.

 

Fester Platz in der „gelben Wand“

 

Außerdem nutzt der Club ein Familienzentrum in der Nähe des Borsigplatzes mit Platz für 450 Personen. An jedem Wochenende wird das aktuelle Spiel dort auf einer Großbildleinwand gezeigt. „Auch als Angebot für Menschen, die sich keine Karte leisten können.“ Der Eintritt ist frei, Alkohol und Zigaretten sind tabu. In der Anfangszeit kamen kaum mehr als ein paar Dutzend Fans zu den Übertragungen. Mittlerweile sind es meist mehrere Hundert.

Die Dortmunder haben ihren besonderen Fanclub 2008 gegründet. Zum Jahresprogramm gehören regelmäßige ökumenische Gottesdienste, im Dezember verteilen die Mitglieder Schoko-Nikoläuse als Dankeschön an Ordner und Helfer.

 

Übertragung im Familienzentrum

 

„Und einmal im Monat bieten wir im Familienzentrum auch kurze Wortgottesdienste oder Andachten vor den Übertragungen an“, sagt Oliver Römer.

„Einzigartig unter den Dortmunder Fanclubs“ nennt der Vorsitzende Dirk Haslinde den Einsatz. „Wir verbinden unsere Liebe zum Fußball mit unserer Liebe zur Bibel und zu unserem Sport.“ Dazu gehören auch Projekte für Flüchtlinge oder der Einsatz für benachteiligte Jugendliche in und um Dortmund.

 

Mitglied im offiziellen BVB-Fanrat

 

Der Einsatz hat dem Club auch hohes Ansehen in der Vereinsführung eingebracht. Seit 2015 ist die „Totale Offensive“ im offiziellen Fan-Rat vertreten. Ein Gremium von 20 Mitgliedern.

Mehr als ein Dutzend Erst- und Zweitliga-Fanclubs mit ähnlichem Konzept verzeichnet die Internetseite des Zusammenschlusses „Totale Offensive“, in dem sich Gruppen von Dortmund bis Dresden, von Bochum bis Berlin zusammengefunden haben.

 

Mehr als ein Dutzend christliche Fanclubs

 

Zu den Fanclubs unter dem Logo der „Totalen Offensive“ gesellen sich weitere hinzu. Die nach eigenen Angaben „frömmsten Fans“ aus Köln nennen sich „tora et labora“, auf Schalke heißen sie „Mit Gott auf Schalke“, in Leipzig drücken die „Holy Bulls Leipzig“ die Daumen, und in Hannover heißt der Fanclub der besonderen Art „These 96“.

Der erste Fanclub der „Totalen Offensive“ hat sich 2005 in Hamburg gegründet. Heute zählen dort nach eigenen Angaben Christen aus mehr als 60 Kirchengemeinden dazu.

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