Katholikentag: Ruf nach Beteiligung jüngerer Menschen

Vielfalt bei Gemeindestrukturen und Leitung angemahnt

Für eine Vielfalt der Gemeindestrukturen und Leitungsmodelle hat sich eine Diskussion des Katholikentags in Münster zum Thema „Großraumpfarrei oder Kirche im Dorf?“ ausgesprochen. Vor allem wurde der Ruf laut, jüngere Menschen zu beteiligen.

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Für eine Vielfalt der Gemeindestrukturen und Leitungsmodelle hat sich eine Diskussion des Katholikentags in Münster zum Thema „Großraumpfarrei oder Kirche im Dorf?“ ausgesprochen. Vor allem wurde der Ruf laut, jüngere Menschen zu beteiligen.

Bei den weiterhin nötigen Reformen gehe es immer auch um Macht, erinnerte Christian Hennecke, Leiter der Hauptabteilung Pastoral im Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim. Priester haben nach seinen Worten eine seelsorgliche „Grundverantwortung“, aber „nicht die Letztverantwortung“. Christen blieben auf Jesus hin ausgerichtet: „Nur einer ist euer Meister.“ Katholische Basisgemeinden in aller Welt machten den Deutschen vor, wie Laien leiten. „Die Aufgabe ist: Wie finden wir bei uns diese Menschen?“

 

„Nicht über Verlierer hinweggehen“

 

Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer beklagte, in der Kirche gehe es oft zu, „als stünden wir vor dem Untergang. Dabei geht nur eine Epoche der Kirchengeschichte zu Ende.“ Das sei nicht ungewöhnlich. Auch Jesus habe die Menschen nur aufgefordert, ihm zu folgen: „Die wussten auch nicht, wohin sie kommen würden.“

Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer. | Foto: Jens JoestDer Essener Generalvikar Klaus Pfeffer. | Foto: Jens Joest

Nicht jeder kirchliche Standort werde erhalten bleiben können, räumte der Generalvikar ein. Er rief Pfarreien und Bistumsleitungen dazu auf, nicht über „Verlierer“ hinwegzugehen, etwa nach der Aufgabe einer Kirche. Gemeinsames müsse wachsen. Falsch sei der Gedanke: „Die anderen machen jetzt irgendwie bei dem mit, was wir an diesem Standort schon machen.“

 

„Jugendliche müssen mitenscheiden“

 

Der Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Thomas Andonie, sagte, nach Strukturreformen bleibe oft der Eindruck, niemand sei zufrieden. Pfeffer konterte: „Aber schauen Sie sich die Wenigen an, die heute noch in die Gemeinden kommen. Wir werden uns ändern müssen. Aber wenn man etwas verändert, will das auch keiner.“

Andonie forderte, auch junge Menschen an Zukunftsüberlegungen zu beteiligen. Wenn heute über die Gestalt der Kirche in 20 Jahren nachgedacht werde, dann seien die oft gar nicht mit dabei, die dann „40 oder 50 Jahre alt und in den Gemeinden aktiv sind“. Partizipation verlange mehr als das Angehört-Werden, es gehe um Mitentscheidung.

 

Neue Form von Pfarreien

 

Der Vorsitzende des Katholikenrats im Bistum Trier, Manfred Thesing, stimmte Andonie zu und rief die Pfarreien zu Offenheit auf. Er nannte das Beispiel neuer Gottesdienstformen für jüngere Menschen. Da dürfe die Reaktion nicht sein: „So haben wir uns das aber nicht vorgestellt.“

Thomas Andonie, Bundesvorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). | Foto: Jens JoestThomas Andonie, Bundesvorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). | Foto: Jens Joest

Einig war das Podium, dass es bei Gemeindestrukturen regional unterschiedliche Wege geben müsse. Es könne nicht sein, dass eine Bistumsleitung nur ein einziges Modell für eine gesamte Diözese verfolge. Thesing verwies auf das Bistum Trier, wo aus ursprünglich beinahe 900 Pfarrgemeinden 25 Pfarreien werden. Diese Gebilde „müssen aus rechtlichen Gründen Pfarreien heißen. Sie haben aber mit den Pfarreien, die wir kennen, nichts mehr zu tun.“ In jeder dieser Großpfarreien werde es Dutzende Orte geben, an denen Kirche lebe.

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