Noch bis zum 15. Juni im Internet – Teilnehmerin aus Münster erzählt

„Vocation Music Award“ – jetzt abstimmen für Songs über Glaube und Berufung

  • Der nationale Musikwettbewerb „Vocation Music Award“ soll das Thema Berufung in den Fokus rücken.
  • Die Bandbreite der selbstkomponierten Stücke reicht von klassischer Kirchenmusik bis zu Pop-Rock, von freikirchlichen Künstlern bis zur Klosterband.
  • Eine Teilnehmerin aus Münster lernte erst vor drei Jahren das Gitarrenspiel.

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„Sister Act“ ist wieder da – nur mit einem anderen Song, und die Sängerinnen tragen weiße Tracht statt schwarze wie in dem Musikfilm mit Whoopi Goldberg: Die „Schwesternband Kloster Wettenhausen“ ist beim christlichen Wettbewerb „Vocation Music Award“ ganz vorne mit dabei: Mit ihrem selbst komponierten Stück „Bester Bräutigam der Welt“ haben die Dominikanerinnen aus dem Bistum Augsburg bisher mehr als 11.000 Aufrufe und über 600 Votes erzielt. Wer sich das Video unter den „Top Ten“ anschaut, kann sich von den klaren Stimmen und der begeisterten Ausstrahlung der vier Ordensfrauen mitreißen lassen.

Hinter dem „Vocation Music Award“, der noch bis 15. Juni läuft, steckt das Zentrum für Berufungspastoral der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der DBK, die Jugendkirche Samuel in Mannheim und die Ordensgemeinschaft der Kapuziner. Sie wollen über Musik christliche Berufe und vor allem Berufung in den Fokus rücken.

 

Von klassischer Kirchenmusik bis zu Pop-Rock

 

Der Wettbewerb und seine Beiträge im Netz.

Die Bandbreite der Teilnehmer und ihrer selbstkomponierten und gefilmten Lieder ist zumindest musikalisch bunt wie der große „Eurovision Song Contest“. Von volkstümlich bis Gospel, von Rap bis Ballade, von klassischer Kirchenmusik bis Rock-Pop decken die Bands und Solokünstler aus ganz Deutschland ein weites Spektrum ab.

Auf eine große Fan-Community können die bisher erstplatzierten Schönstätter Marienschwestern setzen: Mit „Providentia“ und einem Refrain in fünf Sprachen haben sie über 850 „Herzen“ gewinnen können.

Ein starkes Duett in modernem Sound präsentiert die katholische Pfarrjugend St. Franziskus aus Freising mit „Augen des Herzens“, ähnlich die „Süsterseelen“ mit ihrem Song „Wie hast Du mich gemeint?“ aus dem Bistum Aachen. Trotz der unterschiedlichen Facetten haben die Musikvideos viel gemeinsam: Sie handeln von der persönlichen Beziehung zu Gott oder der Suche danach.

 

Welchen Plan hat Gott für mein Leben?

 

2019 wurde der Song Contest erstmals in Österreich organisiert – laut Angaben des Veranstalters mit mehr als 300.000 Teilnehmern online und beim Live-Abschlusskonzert. „Den Begriff Berufung verstehen wir sehr weit“, erklärt Bruder Julian Kendziora aus Münster, der für die Deutsche Kapuzinerprovinz als Organisator der Premiere in Deutschland mit an Bord ist.

„Wir haben Ehepaare dabei, Singles, evangelische und katholische Menschen, das ist sehr vielfältig. Es geht um die Fragen: Wo ist mein Platz? Was ist mein Weg? Welchen Plan hat Gott für mein Leben?“, beschreibt er die Botschaft und inhaltliche Vorgabe für die Stücke des Wettbewerbs.

 

Auch Workshops gab es

 

Im Rahmen des Awards wurden außerdem digitale Workshops für Interessierte angeboten, beispielsweise zum Thema Komposition, aber auch zur Frage „Was ist überhaupt Berufung?“: „Dieser Kreis war relativ klein, aber sehr intensiv“, berichtet Bruder Julian.

Die Frage nach Berufung sei nicht mehr so greifbar, die Distanzen würden größer, die Pfarreien auch: „Es fehlt jemand zum Andocken“, meint Bruder Julian, der in Münster Theologie studiert und nahezu ständig für die Kapuziner in den sozialen Medien unterwegs ist: „Der Vocation Music Award ist kein Allheilmittel, aber ein anderer Zugang zum Thema Berufung und der Frage ,Wie gehe ich überhaupt meinen Weg mit Gott?‘ Die Musik ist da eine starke Komponente.“

 

Musikerin aus Münster lernte erst mit 38 Gitarre spielen

 

Bruder Julian bezeichnet sich als eher unmusikalisch: „Ich bin ganz froh, dass wir bei den Kapuzinern nicht so viel singen“, sagt er. Aber er ist begeistert, dass der Award Anklang findet: „62 Beträge wurden bisher eingereicht, die über tausend Votes erhalten haben, das läuft gut für das erste Mal ,Vocation Award` in Deutschland“, findet Bruder Julian.

Die einzige Frau unter den Teilnehmern aus dem Bistum Münster ist „Niki“. Die Musikerin aus Münster hat erst mit 38 Jahren angefangen, Gitarre zu lernen: „Gesungen habe ich immer schon, seit ich ein kleines Kind war.“ Bei einem Konzert vor drei Jahren sei der Knoten geplatzt, berichtet sie im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“. Dann habe sie sich ans Texten und Spielen gewagt.

 

Gefühl der Sehnsucht als Motivation

 

In Münster ist die Doktorandin für Religionswissenschaften ab und zu auf Kleinkunstbühnen zu hören, wenn sie ihre Songs mit kraftvoller Stimme präsentiert, die an eine Mischung aus Tina Turner und Celine Dion erinnert. Mit „Gleis 19“ hat Niki ein nachdenklich machendes Stück beim Wettbewerb eingereicht, das sich mit einem Zitat von Rainer Maria Rilke auseinandersetzt: „Wenn die Sehnsucht größer als die Angst ist, wird Mut geboren. Ohne Sehnsucht machen wir uns nicht auf den Weg."

Im Ranking liegt sie im unteren Mittelfeld: „Gleichgültig lässt es mich nicht, welchen Platz ich dann schlussendlich belege, aber ich bin jetzt auch nicht verbissen auf Votings aus“, meint sie.

Außerdem gebe es ja noch die Stimmen der Jury, die mit 70 Prozent Gewicht über die vorderen Plätzen entscheiden: „Ich finde den Wettbewerb sehr spannend, weil er so offen ist, und wirklich viele verschieden Stimmen zum Thema Berufung zu hören sind. Das verbindet uns“, so die 40-Jährige.

 

Preisgelder und CD-Produktion

 

Niki und die anderen Teilnehmer müssen noch bis zum 15. Juni zittern: Am Ende entscheidet eine Jury unter Berücksichtigung des Online-Votings über die vorderen Plätze.

Zur Jury gehören Johannes Falk (Singer-Songwriter, Heidelberg), Bischof Michael Gerber (Fulda), Marco Michalzik (Lyriker und Songwriter, Darmstadt), Annette Marquard (Professorin für Gesang an der Popakademie Mannheim), Manuel Steinhoff (Musik-Produzent, Marburg) und Kim Laura Reicherter (Pastoralassistentin, Augsburg).

Die Komponisten der 20 besten Songs werden zum Finale nach Mannheim eingeladen: Am 17. Juli spielen sie in der Jugendkirche Samuel ihre Songs live. Die zehn besten Songs gewinnen eine CD-Produktion mit Manuel Steinhoff und Johannes Falk. Außerdem können die drei Bestplatzieren ein Preisgeld von 2000, 1000 und 500 Euro abräumen.

KOMMENTAR: Missionarisches Marketing mit ehrlicher Botschaft

Spannende Kiste, dieser „Vocation Music Award“, der in dieser Form erstmals in Deutschland durchgeführt wird und der das Thema „Leben mit Gott“ neu in den Fokus rücken will. Das Besondere: Hier sind wirklich viele verschiedene musikalische Stimmen zu hören, auch aus den unterschiedlichsten kirchlichen Ausrichtungen.

Da präsentieren sich freikirchliche Bands und Jugendliche der katholischen Pfarrjugend, Schönstätter und Mitglieder der Emmanuel-Gemeinschaft. Diskussionen um Spaltung, unterschiedliche Auffassungen von Dogmen und Lehrmeinungen scheinen plötzlich weit weg und machen anderen Fragen Platz, die über die Botschaft des Wettbewerbs hinausgehen: Ist christliche Musik in unserer Gesellschaft angekommen, wird sie ernst genommen, auch mal im Radio gespielt? Oder hört man sie mit einem Fremdschämgefühl? Die Vermarktung über soziale Medien und Streaming Plattformen mit Statements von Promis wie Angelo Kelly ist jedenfalls eine Chance für die christliche Singer-Songwriter-Musik.

Zumindest hat die Deutsche Bischofskonferenz mit ihren Kooperationspartnern mit Geld und Kompetenz in Form einer professionellen Jury einen entschiedenen missionarischen Marketing-Schritt nach vorne getan. Man kann von den einzelnen Musik-Performances halten, was man will, schließlich sind auch Musikgeschmäcker verschieden. Das Engagement dieser Musiker für eine Sache, die ihnen so am Herzen liegt, kann auch andere Herzen bewegen: Glaube an Gott verbindet – und das darf sich auch mal kitschig anhören, weil die Botschaft ehrlich ist. | mth

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