Anzeige
So, so. Der Kirche sagt man eine gewisse Humorlosigkeit nach. Denkste! Sie hat das Lachen nicht verlernt – auch und gerade in diesen beschwerten Zeiten. Herzerfrischenden Humor und spritzigen Witz haben am Sonntagnachmittag rund 100 Besucher aus der Pfarrei St. Bartholomäus und St. Johannes der Täufer auf der Reitanlage Schmiehusen in der Bauerschaft Velsen in Warendorf-Milte erlebt. Die Gemeinde hatte sich erfolgreich für die von „Kirche-und-Leben.de“ gemeinsam mit dem Musiker Sebastian Netta angebotene Veranstaltung „Lit:Natur“ beworben.
Sebastian Netta aus Münster, der die Idee für dieses Veranstaltungs-Format hatte, gestaltet das als Open-Air- geplante Event mit professionellen Musikern und Sprechern. Aus dem Picknick-Konzert am Sonntag wurde jedoch leider nichts, denn das Wetter machte dem Veranstalter einen Strich durch die Rechnung. Und so wurde die Veranstaltung kurzerhand in den Gastraum verlegt.
Humor auf neutralem Boden
Literatur und Humor auf neutralem Boden: Mit „Kennste Einen (nicht zu vergessen Müssingen), kennste Milte“ war das Programm des Nachmittags überschrieben, bei dem sich die Mitglieder der beiden vor zwölf Jahren fusionierten Gemeinden sozusagen auf neutralem Boden trafen, an ihrer Spitze „Götterbote“ Rainer Hermes, der seit acht Jahren als Pfarrer in den Warendorfer Ortsteilen wirkt und auf Lachtherapie und Lebensweisheit mit dem Duo Stefan Keim und Leslie Sternenfeld gespannt war. Kurzum: auf ein satirisch-musikalisches Kabarett mit und über Humor.
Singen und spielen, dichten und denken, lachen und albern: „Wer unser Programm hinter sich gebracht hat, braucht Trost“, lautete der nicht ganz ernst gemeinte Rat des Duos gleich zu Beginn des 90-minütigen Programms. Und im selben Atemzug klarzustellen: „Mit Humor wird jeder Alltag zum Knalltag.“ Und so reihte sich denn ein Knaller an den nächsten. Ob es nun um die Humorhelden im Friseurgewerbe ging und die Top-Ten der Namen für Salons: Frau Tolle, Hair-Punzel, Rudis Lockenpuff, Verdammt lang Hair oder Hair-Gott, das ist schon eine große Verlockung. Und auch für ein Nonnenkloster hatte das Duo den passenden Namen parat: Dornhöschen.
Politik und Religion bekommen Fett weg
Das Publikum hörte gespannt zu. | Foto: Maria Kessing
Thema Nummer zwei: die Politik. „Denn nichts schreckt Herrschende mehr, als wenn man über sie lacht.“ Zum Beispiel bei diesem Witz: „Zwei Passanten füttern Tauben. Sagt der eine: Tauben sind wie Politiker. Wenn sie unten sind, fressen sie einem aus der Hand. Wenn sie oben sind, bescheißen sie einen.“ Dass Polit-Shooting-Star Robert Habeck auch sein Fett abbekam, verstand sich von selbst. Denn bei der Verleihung der Doktorwürde an den Wirtschaftsminister fahren drei Atomkraftwerke rauf und runter, was eine faszinierende Lichtshow ergibt. Gesundheitsminister Karl Lauterbach tingelt derweil durch deutsche Landen mit seinem Volksmusik-Nummer-eins-Hit „Schau ein neues Virus am lauternden Bach“. Auch nicht schlecht, der Vorschlag für eine neue Nationalhymne frei nach Helene Fischer: „Atemlos durch die Nacht bis ein neuer Tag erwacht.“
Thema Nummer drei: die Religion. Zitat aus einer der Predigten Jesu: Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Darauf trifft Jesus ein Stein am Hinterkopf. Worauf er sagt: „Mutter, du nervst.“ Ja, wenn man nicht mehr lachen kann, dann ist man tot. „So ist das Leben, so ist das Sterben, nur mit etwas Wonne kommst du zur Ruh`.“
Pferde-Hitparade zum Abschluss
Mehr zur Lit:Natur im Internet: www.litnatur.de
Thema Nummer vier: die besten Pferde-Schlager. Denn was lag in der Pferdestadt Warendorf und auf dem Pferdehof Schmiehusen näher als den edlen Rössern zum Schluss ein paar Ständchen zu bringen. Denn „schön ist es auf dem Pferd zu sein“, wusste schon Roy Blacks kleine Anita. Und getreu des Hits von Markus „Ich will Spaß“ ritten Stefan Keim und Leslie Sternenfeld auch auf der Neuen Deutschen Welle: „Ich will Stall, ich will Stall.“ Um gleich zu ergänzen: „Skandal im Pferdestall, Skandal um Amadeus und Sabrina“ analog zum Hit der Spider Murphy Gang „Ich will Spaß“.
Na ja und auf Platz eins der Pferde-Hitparade servierten „Thomas und Dieter Heck“ den Schlager „Ich saß noch niemals auf `nem Pferd“ und schon gar nicht mit Udo Jürgens in New York. Einer ging noch nach Rufen um Zugabe: „Ein bisschen Hengst muss sein, dann ist der Stall voll Sonnenschein. Dann kommt das Glück von ganz allein.“ Frei nach Roberto Blanco.
Wie heißt’s im Volksmund: „Lachen ist die beste Medizin!“ Und davon nahmen die Zuhörer eine ganze Menge an diesem Nachmittag zu sich. Trost brauchte am Ende niemand, denn: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.