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Seit fast vier Jahren führt im Vatikan ein origineller Papst das Zepter. Am Samstag feiert Franziskus seinen 80. Geburtstag. Wir werfen einen Blick auf den Papst von A wie Aktentasche bis Z wie Zahnarzt.
Seit fast vier Jahren führt im Vatikan ein origineller Papst das Zepter. Zum 80. Geburtstag von Franziskus am Samstag schauen wir, was dieser Mann so alles treibt.
Aktentasche: hat Franziskus immer am Mann. Ob er auf Kuba aus dem Flieger steigt oder in Rom aus dem Kleinwagen: Der Papst von heute trägt Tasche - und zwar selbst.
Barmherzigkeit: ist das Motto des Franziskus-Pontifikats. Entstellte, Sträflinge, Obdachlose, Piusbrüder oder Schwesterkirchen - der Papst umarmt und wäscht Füße ohne Vorbehalt.
Castel Gandolfo: Urlaub kann er später im Himmel machen - das hat Franziskus mit Johannes Paul II. gemeinsam. Und so hat er die päpstliche Sommerresidenz kurzerhand zum Museum gemacht.
Diät: macht Franziskus nicht so gerne. Seit seinem Amtsantritt hat er auch etwas an Leibesfülle zugenommen. Aber gönnen wir ihm doch bitte wenigstens seinen Teller Pasta...
Ehrentitel: gehören für Franziskus abgeschafft. Wer auf seinen baldigen „Monsignore“ gehofft hatte, muss wohl auf einen anderen Papst warten. Und Kardinal wird man derzeit auch nicht mehr qua Gewohnheitsrecht.
Flüchtlinge: sind das zweite große Ausrufezeichen dieses Pontifikats. Eine der ersten Reisen des Papstes ging nach Lampedusa, eine weitere nach Lesbos. Franziskus hält Politik und Gesellschaft im reichen Westen den Spiegel vor.
Fuhrpark: ist unter Franziskus ebenso kleiner geworden wie der Radstand. Priester oder Nonnen mit einem neuen Auto? Geht gar nicht - „das tut mir weh“, sagt der Papst.
Gesundheit: scheint bislang leidlich in Ordnung. Ob es ärztliche Ratschläge zum Kürzertreten gibt, die der Papst ignoriert? Die Schweigepflicht hält.
Hotelrechnung: begleicht der Pontifex selbst. Nach seiner Papstwahl 2013 ließ es sich Franziskus nicht nehmen, selbst an der Rezeption vorzusprechen, um für die Zeit des Konklaves zu bezahlen.
Interviews: sind unter dem argentinischen Papst Gewohnheit geworden. Zum Unmut von Nachrichtenjournalisten, aber zur Freude derer, die wissen wollen, was ein Papst über Tag so alles denkt.
Jesuiten: Auch wenn er seit seiner Bischofsweihe quasi passives Mitglied ist, hat Franziskus das Denken seines Ordens doch stark verinnerlicht. Lieber schaut er auf den Einzelfall, statt stur einer Regel zu folgen.
Karnickel: sollen nach seinen Worten kein Vorbild für Katholiken sein - zumindest, was die Kinderzahl angeht. Darf ein Papst so reden? Für Franziskus ist das nicht die entscheidende Frage.
Lieblingsgetränk: Mate-Tee, typisch argentinisch. Das hat sich rumgesprochen und wird ihm selbst auf dem Petersplatz gern gereicht.
Maria: ist keine Postbotin für irgendwelche Privatbotschaften, sagt Franziskus. Und doch kommt sie für ihn ziemlich weit vorn. Seine Amtszeit stellte er unter den Schutz der Madonna von Fatima; und vor jeder Reise besucht er die römische Basilika Santa Maria Maggiore.
Nobelpreis: hat er noch nicht. Früher nahmen Päpste gar keine Auszeichnungen an. Der Karlspreis für den Europa-Kritiker Franziskus war eine Überraschung. Der Friedensnobelpreis wäre eine ganz neue Qualität. Was drauf einbilden würde sich Franziskus sicher nicht.
Obdachlose: Einen Friseurladen und eine Dusche braucht jeder - auch Wohnungslose. Franziskus ließ beides in die Bernini-Kolonnaden auf dem Petersplatz einbauen. Das Amt des Almosenmeisters ist eines der wichtigsten im Vatikan geworden.
Privatsekretär: braucht Franziskus nicht gar so sehr wie seine Vorgänger. „Ich entscheide selbst, mit wem ich telefoniere“, sagt er - und tut das dann auch.
Quo vadis, Vatikan? Das fragen sich viele, „Revolutionäre“ wie „Konterrevolutionäre“. Die Antwort hält wohl Franziskus selbst in der Hand: mit der Auswahl jener Kardinäle, die einst seinen Nachfolger wählen werden.
Ränder: das dritte Franziskus-Ausrufezeichen. Dorthin geht er - reist in wenig beachtete Länder, besucht Randgruppen wie Sträflinge, macht Bischöfe aus Tonga und den Kapverden zu seinen Senatoren.
Selbstkritik: und noch ein Ausrufezeichen! Franziskus legt die Finger in alle Wunden der Kirche: sich selbst genügend sei sie, pharisäisch, beamtenhaft. Er will sie im Dienst verbeult und mit dem Staub der Straße sehen. Eine Rosskur.
Teller: dürfen tagsüber fliegen - wenn man sich abends wieder versöhnt. Familienleben - ein Anliegen und ein nie versiegender Born für Franziskus' Bildersprache. Ob Europa als „vertrocknete Großmutter“, Homosexuelle oder wiederverheiratete Geschiedene: Sie sind stets im Blick.
Überraschungsanrufe: macht er gerne. Wenn ihm jemand auf einer Postkarte eine Nummer hinterlässt und ihm das Anliegen wichtig ist, meldet sich auch schon mal der alleroberste Telefonseelsorger: „Hallo, hier spricht Franziskus.“
Völkermord: nennt er beim Namen. Angst vor dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan kennt er nicht, wenn es darum geht, den Genozid an den Armeniern nicht zu beschönigen.
Wegwerfkultur: ein wichtiger Begriff im Koordinatensystem von Franziskus. Mitmenschlichkeit und Ökologie, Umweltthemen und der tägliche Umgang miteinander sind zwei Seiten der einen Medaille. Dazu passen auch B wie „Blutsauger“ und K wie „Kapitalismuskritik“.
X für ein U vormachen – geht für Franziskus gar nicht. Er will authentische Christen – und schreibt den Priestern regelmäßig ins Stammbuch, nicht klerikal und machtgierig zu sein.
Yad Vashem: Auch dort war er schon. Und er nahm dabei einen alten Freund aus Argentinien mit - einen Rabbiner. Auch das ist typisch für den Freund des direkten Gesprächs.
Zahnarzt: Auch dort muss ein Papst hin - aber nicht ohne auf dem Weg zu beten, wie er kürzlich in einem Kinderbuch gestand.