Alleinerziehende Mutter wird Pastoralreferentin im St.-Bernhard-Hospital Brake

Von der Panzertruppe zur Patientenseelsorge: Carola Lenz in Brake

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Das ist ein ziemlich krasser Wechsel: von der Panzertruppe in die Patientenseelsorge. Pastoralreferentin Carola Lenz wechselt von der Militärseelsorge ans St.-Bernhard-Hospital Brake. Dazu wohnt die gebürtige Berlinerin und alleinerziehende Mutter im Wohnwagen, mitunter direkt hinter der Kirche. Porträt einer "Profi"-Camperin und Profi-Seelsorgerin.

Ein Siebentonner, mit Alkoven. Carola Lenz ist stolz auf ihr Wohnmobil. Das wird sie künftig nicht nur in den Ferien benutzen, sondern übergangsweise auch als Wohnort. An ihrem neuen Arbeitsplatz als Pastoralreferentin in der Gemeinde St. Marien Brake. Dort wird sie im August die Seelsorge im St.-Bernhard-Hospital übernehmen.

Carola Lenz wird ihr Wohnmobil auf dem Camping-Stellplatz am Binnenhafen abstellen. Der Platz kann bei großer Hitze ungemütlich werden, hat sie gehört. Dann will sie hinter der Marienkirche parken, auch dort gibt es ausgewiesene Stellplätze. „Allerdings ohne Stromanschluss“, berichtet Carola Lenz. Aber dafür habe sie eine Brennstoffzelle im Wagen.

 

Am Wochenende beim Sohn

 

Die "Profi"-Camperin wird unter der Woche aus dem Wohnmobil zur Arbeit gehen, am Wochenende ist sie dann in Bad Bederkesa auf der anderen Seite der Weser zu finden, 65 Kilometer von Brake entfernt. Bei ihrem 17-jährigen Sohn.

Der absolviert gerade eine Lehre zum Land- und Baumaschinenmechatroniker. Und dem wollte die alleinerziehende Mutter während der Ausbildung nahe sein, alltags 65 Kilometer entfernt statt vielleicht 500.

 

18 Jahre Militärseelsorge

 

Denn eigentlich hätte Carola Lenz dieses Jahr nach Berlin zurückkehren müssen. Das Erzbistum dort hatte die gebürtige Berlinerin für 18 Jahre an die Militärseelsorge der Bundeswehr ausgeliehen. Jahre, in denen Carola Lenz zunächst bei der Panzertruppe in Schwerin, später dann in der Marine-Operationsschule und der Logistikschule der Bundeswehr, zuletzt in Osterholz-Scharmbeck, gearbeitet hat. Ihr Vertrag war ausgelaufen, jetzt hätte eine neue Stelle als Seelsorgerin in der Hauptstadt auf sie gewartet.

Carola Lenz hörte von Kollegen, dass in der Nähe, in Brake links der Weser, eine Stelle frei war. Sie bewarb sich und wechselte in das Bistum Münster. So konnte sie in der Nähe ihres Sohnes bleiben.

 

Soldatinnen suchten ihren Rat

 

Normalerweise gilt für Pastoralreferenten die so genannte Residenzpflicht, wohnen am Ort der Arbeit also. In ihrem Fall habe das Bischöfliche Offizialat in Vechta Verständnis gezeigt und diese Lösung akzeptiert.

Carola Lenz hat gerne bei der Bundeswehr gearbeitet, stellt sie klar. Schon allein, weil sie gelegentlich auch die einzige Frau in der Militärseelsorge gewesen sei. Soldatinnen hätten oft ihren Rat gesucht, bei Problemen, die sie bewusst mit einer Frau besprechen wollten. Zwölf Prozent Frauen zählt die Bundeswehr offiziellen Angaben zufolge.

 

"Können Sie mir meine Frau erklären?"

 

Aber sie habe auch Männer erlebt, die sie als Seelsorgerin ansprachen: „Können Sie mir meine Frau erklären?“ Oder: „Wie kann ich ihr meine Liebe zeigen, auch wenn wir in einer Fernbeziehung leben?“ Carola Lenz wusste auch dann Rat. Der große Vorteil der Pastoralreferentin: Sie hatte Zeit, konnte zuhören.

Auf solche Gespräche blickt Carola Lenz dankbar zurück, weil sie helfen konnte. „Zu manchen Ratsuchenden wurde der Kontakt so eng, dass sich Freundschaften entwickelten.“ Etwa zu Frauen, deren Männer nach Auslandseinsätzen traumatisiert waren. „Die mussten die Familie dann völlig allein durchs Leben steuern.“

 

Vorfreude auf die neuen Aufgaben in Brake

 

Carola Lenz gründete an ihrem Standort auch eine Gruppe für Alleinerziehende und setzte sich dafür ein, dass speziell Soldaten mit Bürojobs den Kinderwagen notfalls neben den Schreibtisch stellen durften. Ein Umdenken, das in der Bundeswehr Stück für Stück wachsen müsse.

Auf die neue Aufgabe in der Pfarrgemeinde und im Krankenhaus Brake freue sie sich sehr. „Das wird ein Bereich sein mit viel mehr Frauen, bisher war ich ja in einem riesigen Männerverein“, sagt sie augenzwinkernd. Und nachdenklich: „Sicher werde ich meine Burschen am Anfang ziemlich vermissen.“

 

Schon Erfahrungen in Krankenhäusern gesammelt

 

Die Arbeit im Bernhard-Hospital finde sie besonders spannend, berichtet Carola Lenz. Die kennt sie von ihrem letzten Einsatz in Berlin, als sie nicht nur in Gemeinden, sondern auch im Krankenhaus Neukölln und im Jüdischen Krankenhaus arbeitete.

Brake mit seinem katholischen Krankenhaus in der Diaspora empfindet sie als besondere Herausforderung. Dort sei sie ausschließlich für die Krankenseelsorge vorgesehen. „Sinnvoll, wenn ein katholisches Krankenhaus bewusst sein Profil erfüllen will.“ Schließlich komme es dort immer darauf an: „Was machen wir anders? Was machen wir, damit katholisch nicht nur draufsteht?“

 

Vielleicht eine KFD-Gruppe gründen

 

Neben der Arbeit im Krankenhaus werde sie wohl auch in der Gemeinde St. Marien zu finden sein. „Patienten kommen ja auch mal aus dem Krankenhaus heraus.“ Und sie träumt davon, die Gründung einer KFD-Gruppe in Brake begleiten zu dürfen. „Aber das muss natürlich von den ehrenamtlichen Frauen kommen.“

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