Was tun mit sakralen Gegenständen, die nicht mehr in Gebrauch sind?

Vorsicht beim Entsorgen alter Kreuze!

In vielen Pfarrgemeinden häufen sich sakrale Gegenstände, die nicht mehr im Gebrauch sind. Wegschmeißen ist schwierig. Auch, weil oft niemand weiß, welche persönliche oder kunsthistorische Bedeutung sie haben.

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„Bloß nichts einfach wegschmeißen oder verschenken, ohne vorher zu fragen!“ Reinhard Karrenbrock weiß, wovon er spricht. Der Mitarbeiter des Referats Kunstpflege im Generalvikariat Münster hat schon erlebt, dass ein wertvoller Kelch aus dem 14. Jahrhundert in die Mission geschickt wurde. Niemand in der Pfarrgemeinde wusste, um welchen Schatz es sich handelte.

Karrenbrock kennt die Situation vor Ort von vielen Besuchen im gesamten Bistum. „Sakrale Kunst, bedeutend oder unbedeutend, sammelt sich an.“ Aus Nachlässen, die von den Erben nicht übernommen werden, oder durch Fusionen von Pfarrgemeinden und Schließungen von Kirchen. „Auch Krankenhäuser werden damit überhäuft.“ Oft handelt es sich um Gegenstände, deren Aufbewahrung sich kunsthistorisch und materiell nicht lohnt.

 

Einen Kunstpfleger fragen

 

Trotzdem tun sich die Verantwortlichen schwer, sie zu entsorgen. „Mit Recht“, sagt Karrenbrock. „Weil sie für die einzelnen Personen einen besondern religiösen Wert besitzen können.“ An einigen Orten hat sich deshalb eine Zusammenarbeit mit den Bestattern entwickelt. Dort werden Kreuze in die Särge gelegt oder auf ihnen montiert.

„Aber Vorsicht, bitte!“, wieder holt Karrenbrock. „Die Kunstpflege sollte vorher schauen, was erhaltenswert ist.“ Für die Mitarbeiter in den Pfarreien ist das kaum möglich. Auch weil etwa bei Wechseln der Pfarrer kaum Übergaben in Fragen der Kirchenkunst gemacht werden. So kann wertvolle Messgewänder, Kelche oder Gemälde auf Dachböden und Keller wandern, wo sie verstauben – im schlimmsten Fall Schimmel ansetzen können.

 

Kein eindeutiger Schnitt

 

Auch für die Sachverständigen des Bistums ist es nicht immer leicht, einen eindeutigen Schnitt zwischen „erhaltenswert“ und „verzichtbar“ zu ziehen, sagt Karrenbrock. Da entscheidet manchmal das Gefühl. „Wenn zum Beispiel ein barockes Gemälde aktuell nicht mehr gebraucht wird, ist es sinnvoll, es noch einmal aufzubewahren, weil es vielleicht in einigen Jahrzehnten an Wert gewonnen hat.“

Grundsätzlich wollen Karrenbrock und seine Kollegen auch die bedeutende Kunst in den Pfarrgemeinden lassen. „Sie hat dort ihre Geschichte, strahlt dort mehr aus als an anderen Orten.“ Das Kreuz aus dem Mittelalter gehört dabei aber an die Wand und nicht unter eine staubige Wolldecke in die Abstellkammer sagt er. „Um seinen Zustand im Auge zu behalten.“

Erst wenn die Sicherung oder die Konservierung nicht mehr gewährleistet werden kann, wandert solche Kunst in zentrale Depots des Bistums. Gerade bei wertvollen Textilien ist das häufiger der Fall, da ihr Erhalt aufwendig ist. Das kann  aber auch ein Kreuz sein, das fast schon einmal im Müll gelandet wäre.

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