Die Aufnahme in die Kirche war lange geplant – der Oldenburger wollte nicht warten

Während Corona-Lockdown katholisch geworden

Eine Messe zu Hause trotz strenger Kontaktbeschränkungen? Pfarrer Jan Kröger von St. Marien Oldenburg hat sie während des Corona-Lockdowns im April gefeiert. Für einen Mann, der unbedingt in die Kirche aufgenommen werden wollte.

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„Wenn jemand so dringend die Sakramente erbittet, dann gehe ich zu ihm.“ Das stellt Jan Kröger, Pfarrer in St. Marien Oldenburg, klar. „Wenn es nur irgendwie möglich ist.“ Und sei es bei strengen Kontaktsperren wegen der Corona-Pandemie.

Hier waren es sogar zwei Sakramente, um die er gebeten wurde: Erstkommunion und Firmung. Von einem 48-jährigen Familienvater, der nach einem Leben in der evangelischen Kirche nun katholisch werden wollte. Für diese Menschen sind das die Sakramente der Aufnahme.

 

Eine Terminverschiebung kam nicht in Frage

 

Das war schon lange vorbereitet: Am 24. April sollte der 48-Jährige in die Kirche aufgenommen werden. Bei einem Werktagsgottesdienst in St. Marien Oldenburg, an einem Freitagabend. So hatte Pfarrer Jan Kröger das mit ihm und seiner Frau verabredet.

Doch dann kam Corona und der Lockdown, strenge Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen, die Kirche St. Marien wurde für öffentliche Gottesdienste geschlossen. Man hätte die Aufnahme schlicht verschieben können, bis mögliche Lockerungen denkbar waren. Aber die waren damals noch gar nicht abzusehen.

 

„Konvertiten wissen oft mehr über unseren Glauben als manche Katholiken“

 

Den 48-Jährigen ließ das nicht ruhen. Er war vor dem Standesamt der Stadt schon aus der evangelischen Kirche ausgetreten, Voraussetzung der Behörde, einer anderen Kirche anzugehören. Nun gehörte er keiner Kirche mehr an. Gar kein Christ mehr zu sein, das habe den Mann sehr belastet, berichtet Pfarrer Kröger. Deshalb habe der auch dringend gebeten, die Aufnahme doch noch am ursprünglichen Termin zu feiern, vielleicht im kleinen Kreis. Kröger wog ab, prüfte die staatlichen Hygienebestimmungen genau („das war zwei Tage vor der Maskenpflicht“). Dann sagte er zu und kam mit seinem Messkoffer ins Haus der Familie.

Die klassische Vorbereitung dieses Konvertiten sei intensiv, aber nicht lang gewesen. „Menschen, die sich schon so lange mit dieser Frage beschäftigen, wissen oft viel mehr über unseren Glauben als manche Katholiken“, sagt der Pfarrer.

 

Dringender Wunsch

 

Im Wohnzimmer der sechsköpfigen Familie saß Kröger dann am einen Ende des langen Esstischs, das Ehepaar mit den vier Kindern am anderen, mit genügend Abstand. Eine Feier, wie Kröger sie so noch nie erlebt hatte. Obwohl er Tischmessen in Wohnzimmern gelegentlich feiert, mit Bibelkreisen oder dem Kreis der Lektoren seiner Gemeinde.

Ihm sei wichtig gewesen, diesem dringenden Wunsch des Gläubigen entgegenzukommen, berichtet Kröger. Dem Wunsch seines Mannes, der über seine katholische Frau in Kontakt zur Gemeinde kam, sich seit Jahren dort einsetzt und den Weg der Kinder dort immer unterstützte. „Da war die Aufnahme für mich keine Frage.“

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