Berliner Erzbischof Koch und jüdische Organisationen äußern sich

Nach Wahl in Brandenburg Religionsvertreter erleichtert, aber besorgt

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Nachdem die SPD bei der Landtagswahl in Brandenburg die AfD knapp hinter sich gelassen hat, äußern Religionsvertreter sich erleichtert, mahnen aber zu Wachsamkeit und Einsatz für die Demokratie.

Der Ausgang der Landtagswahl in Brandenburg sorgt für gemischte Gefühle bei Religionsvertretern. Der Zentralrat der Juden in Deutschland sprach von einer polarisierten Gesellschaft. Die frühere Zentralrats-Präsidentin Charlotte Knobloch sagt, es gebe Grund zur Erleichterung, aber nicht für Euphorie.

Die SPD von Ministerpräsident Dietmar Woidke bekam laut vorläufigem Ergebnis 30,9 Prozent, vor der AfD mit 29,2 Prozent. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erzielte aus dem Stand 13,5 Prozent, die CDU 12,1 Prozent. Grüne, Linke, FDP und Freie Wähler kamen nicht über die Fünf-Prozent-Hürde und gewannen auch kein Direktmandat, mit dem sie in den Landtag hätten einziehen können.

Schuster in Sorge wegen Stärke der Extremisten

"Wenn erneut fast ein Drittel der Wähler eine zerstörerische politische Partei wie die AfD an der Macht sehen will und eine populistische Kraft wie das BSW wieder zweistellig wird, dann darf uns das nicht unberührt lassen", erklärt Zentralratspräsident Josef Schuster. "Die Stärke der politischen Ränder ist nicht gut für Deutschland."

Knobloch betont, es mache ihr Hoffnung, dass eine demokratische Kraft den Wahlsieg der AfD "in letzter Minute" verhindert habe. Das zeige, dass nicht nur Extremisten mobilisieren könnten.

"Bricht der Damm, der heute noch gehalten hat?"

Allerdings bleibe "die manifeste Gefahr für die demokratischen Institutionen" bestehen, so die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Das hinterlasse Spuren in der jüdischen Gemeinschaft: "Niemand kann schließlich sagen, ob der Damm, der heute noch gehalten hat, nicht beim nächsten Mal doch bricht."

Der Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Christoph Heubner, appelliert an die demokratischen Parteien, "die Hetze der AfD zu entlarven und Bürgerinnen und Bürger für die Demokratie zurückzugewinnen". Die Partei habe sich im Wahlkampf "unverhohlen nazistischer Propagandaklischees bedient und andere Menschen immer wieder durch Hetze und Drohungen dämonisiert". Für Holocaust-Überlebende sei der Zuspruch zur AfD "eine bittere Tatsache, die ihren Blick auf Deutschland verschattet".

Erzbischof Koch: Jeden Tag hat man "die Wahl"

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch erteilt mit Blick auf die Wahl Hass und Ausgrenzung eine Absage. "Einige Parteien" begegneten Veränderungen "mit einfachen oder gar menschenfeindlichen Antworten, sie schüren Ängste", kritisiert er. Dabei ließen sich Herausforderungen nur im Dialog und miteinander meistern. Koch nennt beispielhaft Dürre und Hochwasser, Fachkräftemangel, Abwanderung und Integration.

Der Erzbischof sagt, am Sonntag hätten die Menschen die Wahl zwischen Parteien gehabt, "doch jeden Tag haben wir durch unsere Worte und Taten die Wahl: Unser Umgang miteinander bestimmt die Welt, in der wir in Zukunft leben." Er wünschte "den Beteiligten der demokratischen Parteien viel Kraft, Mut und Geduld, gemeinsam einen guten Weg für Brandenburg auszuhandeln".

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