„Tu es!“ – BDKJ im Bistum Münster will junge Wähler aktivieren

Wahlrecht bei Pfarreiratswahlen zum ersten Mal ab 14 Jahren

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend im Bistum Münster macht sich schon lange für eine Herabsetzung des Wahlalters bei Pfarreiratswahlen stark. Mit Erfolg: Erstmals darf ab 14 gewählt werden.

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Der Junge mit der grünen Kappe in dem kurzen Video hat viele Fragen. Er ist gerade 14 Jahre alt und hat so gar keine Ahnung, was er mit einem Pfarreirat zu tun haben sollte. „Was wird da gemacht?“, „Welche Aufgaben hat er?“, „Kann ich auch wählen?“ Am Ende aber hat die gezeichnete Figur die Antworten, die sie braucht! Und wird aufgefordert, wählen zu gehen: „Tu es!“

 

Meinungsbildung im Jugendalter

 

Der Film, den der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Münster zusammen mit der Medienstelle des Bistums und der Katholischen Jungen Gemeinschaft (KJG) erstellt hat, gehört zur Kampagne, für die sich der Verband selbst die politischen Voraussetzungen geschaffen hat. Seit 2015 setzt man sich für die Herabsetzung des Wahlalters bei Pfarrgemeinderatswahlen auf 14 Jahre ein. Mit Unterstützung vor allem des Diözesankomitees der Katholiken überzeugte der BDKJ den Diözesanrat. Jetzt stehen am 11. und 12. November die ersten Wahlen an, bei der diese Altersgruppe an die Urne treten darf.

Susanne Deusch ist geistliche Leiterin des BDKJ im Bistum Münster.
Susanne Deusch ist geistliche Leiterin des BDKJ im Bistum Münster. | Foto: Michael Bönte

„Das war kein Weg ohne Gegenstimmen“, sagt Susanne Deusch. Die geistliche Leiterin des BDKJ-Diözesanverbands kann sich an die Gegenargumente in den Diskussionen gut erinnern. „Sind Jugendliche in dem Alter überhaupt fähig, sich eine Meinung zu bilden?“, war eine Frage. Mit der Erfahrung aus ihrem jahrzehntelangen Engagement in den Jugendverbänden kann sie das deutlich beantworten: „Dort setzen sich Kinder und Jugendliche schon früh inhaltlich mit politischen und kirchlichen Fragen auseinander – natürlich können sie sich eine Meinung bilden!“

 

Es geht nicht um Quote

 

Andere Zweifel haben sie etwas geärgert, sagt sie. „Es kam die Frage auf, ob die ohnehin schon schlechte Beteiligungsquote an den Pfarrgemeinderatswahlen durch die Vergrößerung der Wählergruppe nicht noch niedriger ausfallen könnte.“ Sprich: Von den Jugendlichen könnten prozentual noch weniger wählen gehen als von den älteren Katholiken. „Aber auf diese Rechnung kommt es uns nicht an“, sagt Deusch. „Die Quote ist kein Maßstab, sondern die Aussage einer solchen Öffnung.“

Weitere Informationen:
www.bdkj-muenster.de

Und die ist für sie klar: „Die Kirche im Bistum Münster setzt sich für die Belange junger Menschen ein.“ Schon ab 14 Jahren haben sie jetzt die Möglichkeit, sich aktiv in die Gestaltung der Situation vor Ort einzubringen. Das unterstützt in den Augen von Deutsch nicht nur wichtige neue Ideen für die Angebote in den Pfarrgemeinden, sondern auch eine „bessere Ausstrahlung“ nach innen und außen: „Die Kinder in den Gemeinden nehmen wahr, dass sie ernst genommen werden – Außenstehende registrieren, dass Kirche sich bewegt.“

 

Es geht um Wahrnehmung

 

Gleichwohl heißt es jetzt, die Werbetrommel zu rühren. Dass man das erst jetzt tut, habe seinen Grund, sagt Deusch: „Wir haben die NRW-Landtags- und die Bundestagswahlen abgewartet, für die in den Jugendverbänden viel angeboten wurde.“ Jetzt hat man dort den Kopf frei für die Wahlen Mitte November. Nicht nur das Video soll zur Teilnahme animieren. Den haupt- und ehrenamtlich Engagierten wird derzeit Werbe- und Informationsmaterial zugesendet.

„Dort ist es richtig aufgehoben, da diese Kräfte den Jugendlichen auf Veranstaltungen und in der Gruppenarbeit weitere Fragen beantworten können.“ Nach den Pfarrgemeinderatswahlen soll dann nicht in Zahlen abgerechnet werden, sagt Deusch. „Wir wollen nicht schauen, wie viele teilgenommen haben.“ Sondern hineinhören in die neue Wählergruppe, ob sich eine neue Auseinandersetzung mit dem Pfarrei-Gremium ergeben hat. So wie beim Jungen mit der grünen Kappe im Video, der am Ende weiß, wie er „Farbe in seine Kirche bringen kann“.

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