Themenwoche zum Ende der Wallfahrtssaison (1) - der Annaberg in Haltern

Wallfahrt im Wald - ein Freundeskreis macht den Annaberg wieder attraktiv

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Das Bistum Münster ist Pilgerbistum. Wie hat Corona die diesjährige Wallfahrtssaison geprägt, die allmählich zu Ende geht? Kirche-und-Leben.de hat in mehreren Wallfahrtsorten nachgefragt und stellt die Ergebnisse in einer Themenwoche vor. Diesmal: Der Annaberg in Haltern im nördlichen Ruhrgebiet.

„Die Kapelle braucht dringend einen neuen Anstrich. Der Antrag dafür ist schon gestellt“, sagt Ursula Kelders und zeigt auf die dunklen Innenwände der Annabergkapelle. Aber nicht nur der Gebäudeunterhalt macht ihr Sorgen. „Wir möchten die Wallfahrtstradition zum Annaberg wiederbeleben. Es braucht neue Impulse.“

Kelders gehört dem vor einem Jahr in der Pfarrei St. Sixtus in Haltern gegründeten „Freundeskreis Annaberg“ an. Ziel des Freundeskreises ist es, die Attraktivität der Wallfahrtsstätte am Stadtrand von Haltern zu erhöhen und eine jüngere Generation anzusprechen.

 

Heimat für Vertriebene aus Polen

 

Über mehrere Jahrzehnte prägten große Wallfahrten den Ort, der in der Nachkriegszeit besonders den aus Schlesien und Oberschlesien vertriebenen Menschen eine neue geistliche Heimat bot. Er diente ihnen als Ersatz für den polnischen Annaberg, den ihnen seit 1945 nicht mehr zugänglichen Ort in ihrer alten Heimat.

Bis zu 10.000 Gläubige seien in den ersten Nachkriegs-Jahrzehnten jährlich zum Annaberg gezogen, erinnert sich Kelders. Die 83 Jahre alte frühere Lateinlehrerin am Halterner Gymnasium weiß natürlich, dass solche hohen Teilnehmerzahlen längst der Vergangenheit angehören.

 

Pilgergruppen aus dem Kreis Recklinghausen

 

Unabhängig davon kommen aber bis heute Familien schlesischer Herkunft zum Halterner Annaberg, weiß Pfarrer Klemens Emmerich. Der 74-jährige Seelsorger gehört ebenfalls dem „Freundeskreis Annaberg“ an und feiert in der Wallfahrtskapelle regelmäßig Gottesdienste.

In der Kapelle wird das im 15. Jahrhundert von einem unbekannten niederrheinischen Meister geschnitzte Gnadenbild der Anna mit Maria und Jesuskind, eine sogenannte Anna Selbdritt, verehrt.

Regelmäßig kommen Pfarreien aus dem ganzen Kreisgebiet zu jährlichen Wallfahrten zum Annaberg, wie jüngst die Pfarrei Heilige Edith Stein aus Marl. 20 Fußpilger machten sich Mitte September im Morgengrauen auf den Weg unter dem Motto „Atme in uns, Heiliger Geist“ und gingen den etwa 20 Kilometer langen Pilgerweg zum Annaberg. Diese Pilger gehörten zu den ersten Gruppen nach der „Corona-Pause“.

 

Nahezu alle Gruppenwallfahrten ausgefallen

 

Im vergangenen Jahr und in diesem Sommer fielen nahezu alle Gruppenwallfahrten aus, darunter auch die traditionelle Wallfahrt der Schlesier. Ohnehin sei der Annaberg ein Ort für Einzelpilger und Familien, sagt Emmerich. Frauengemeinschaften und Verbände planten aber jetzt wieder ihre Wallfahrtstermine.

Nicht zuletzt kommen wieder vermehrt Gäste des unweit gelegenen Könzgen-Hauses, der Bildungsstätte der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), zur Wallfahrtskapelle, um dort ein Gebet zu sprechen und Stille zu erfahren.

 

Viele Wanderer und Ausflügler

 

„Es ist ein ruhiger Ort in einem weitläufigen Waldgebiet. Der Annaberg ist bei Wanderern und Ausflüglern beliebt“, weiß Ursula Kelders. Auch deshalb liegt ihr sehr daran, dass nicht nur die Kapelle in einem guten Zustand vorzufinden ist, sondern die ganze Anlage.

Bei einem Rundgang durch das Waldgebiet zeigt Kelders die Kreuzweg-Stationen und eine große Statue, die Christus als den Erlöser darstellt. Aus dem Jahr 1907 stammt die Statue. Sie trägt die Inschrift „Kommt alle zu mir“. Doch Christus fehlen die Hände. Sie wurden in den 1950er Jahren von Unbekannten abgeschlagen.

 

Christus-Statue wird restauriert

 

„Traurig, dass das damals geschehen ist“, sagt Kelders. Der „Freundeskreis Annaberg“ hat aber mit dem Steinmetz Bernd Wirtz einen guten Restaurator gefunden, der in diesen Herbsttagen die Hände wiederherstellen wird. Wie Wirtz sagt, gebe es einen anonymen Spender, der die Restaurierung der Statue mit französischem Muschelkalk möglich macht.

Auch dem Steinmetz, der ebenfalls dem „Freundeskreis Annaberg“ angehört, liegt der Wallfahrtsort am Herzen. „Wir versuchen, das Gebiet in Schuss zu halten und die alten Bildstöcke zu erhalten“, sagt Wirtz.

 

Regelmäßige Gottesdienste

 

Einen eigentlichen Abschluss der Wallfahrtssaison, wie beispielsweise in Kevelaer, gibt es auf dem Annaberg nicht. Dienstags um 16.15 Uhr, samstags um 17 Uhr (von Ostern bis Ende Oktober) und sonntags 8.30 Uhr kommen Gläubige zu Gottesdiensten zusammen. Im nächsten Jahr im Sommer, wenn die Corona-Beschränkungen es zulassen, werden die Schlesier und Oberschlesier ihre dann 75. Annaberg-Wallfahrt begehen.

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