Bildungs- und Exerzitienhaus soll 2025 wieder öffnen

Wangerooge: Umbau von „Haus Meeresstern“ dauert zwei Jahre länger

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Die Wiedereröffnung des katholischen Bildungs- und Exerzitienhauses „Haus Meeresstern“ auf Wangerooge verzögert sich um zwei Jahre. Das Haus sollte eigentlich 2023 wieder öffnen, Lieferengpässe und Handwerkermangel haben die Pläne durchkreuzt. Was das für die Kosten bedeutet, ist noch nicht absehbar.

Vor drei Jahren hatte es aus Sicherungsgründen schließen müssen, unter anderem wegen unzureichendem Brandschutz. Eigentlich war die Wiedereröffnung nach umfangreichen Umbau- und Sanierungsmaßnahmen für dieses Jahr geplant. Nun ist klar: Urlauber und Seminargruppen, die Tage oder Wochen im katholischen Bildungs- und Exerzitienhaus „Haus Meeresstern“ auf Wangerooge verbringen wollen, werden sich noch weitere zwei Jahre in Geduld üben müssen. Denn: Es wird voraussichtlich erst im Sommer 2025 wieder für den Gästebetrieb geöffnet.

Wie der Leiter der Verwaltung des Bischöflich Münsterschen Offizialats (BMO) in Vechta, Michael gr. Hackmann, auf Nachfrage von „Kirche-und-Leben.de“ erklärte, haben insbesondere Lieferengpässe als Folge der Corona-Pandemie und der Handwerker-Mangel zur Verzögerung geführt.

Umbaukosten schwer vorherzusagen

Als Eigentümer von Haus Meeresstern baut das BMO die Gebäude für den Neustart um. Betreiben wird es die St.-Willehad-gGmbH. Derzeit laufen die Rohbauarbeiten. Zeitweise sei es fast nicht möglich gewesen, überhaupt Bauunternehmen für das Millionen-Projekt auf der zum Bistum Münster gehörenden Nordseeinsel zu finden. Die Lage habe sich jedoch inzwischen etwas entspannt, erklärte Michael gr. Hackmann. Mittlerweile hätten die Verantwortlichen den Abschluss vor Augen. „Die Zielmarke 2025 steht“, so gr. Hackmann.

Zu den voraussichtlichen Baukosten wollte er sich nicht festlegen, dazu sei die Lage zu unsicher. Hinzu kommt das Wagnis, das beim Umbau eines historischen Gebäudes wie das Haus Meeresstern immer besteht: Wo keiner ganz genau weiß, was sich hinter einer Wand oder unter dem Putz verbirgt. „Da kann immer mal eine neue Überraschung aufploppen, von der man nicht weiß, wie teuer es wird“, erklärt Monika Buske, Geschäftsführerin der St.-Willehad-gGmbH.

"Wichtig für die Menschen"

Gestiegene Rohstoffpreise und Löhne dürften aber aller Voraussicht nach dazu führen, dass die Gesamtinvestition über den vor zwei Jahren angepeilten 10 Millionen Euro liegen werden. Geld, das der Leiter der Offizialatsverwaltung aber gut investiert sieht. „Es gibt eine lange traditionelle Bindung der Menschen im Offizialatsbezirk an Wangerooge und das Haus Meeresstern.“

Dass das Projekt teurer als ein Bau auf dem Festland ist, liegt auch am Standort mitten im Watt. Fachleute kalkulieren mit einem Inselaufschlag von 40 Prozent. Das liegt etwa am aufwändigen Transportweg übers Wasser, an der Abhängigkeit von Ebbe und Flut, aber auch an den Einschränkungen durch den Kurbetrieb. So dürfen größere und mit Lärm verbundene Bauarbeiten nur zwischen dem 16. September und dem 31. Mai stattfinden. Und auch dann nur zu bestimmten Tageszeiten und mit einer zweistündigen Mittagspause.

Entscheidung gegen Abriss

So sah es vor einigen Wochen auf der Baustelle aus. | Foto: privat
So sah es vor einigen Wochen auf der Baustelle aus. | Foto: privat

Ein spezielles Angebot soll Firmen die Entscheidung für ein Angebot erleichtern: „Wir haben eines der Gebäude von Haus Meeresstern zu Unterkünften für die Handwerker während ihrer Einsätze hergerichtet“, sagt Monika Buske. Denn auch das macht Bauen auf Wangerooge schwierig: dass man Unterkünfte für Monteure braucht. Für 25 ist Platz auf der Baustelle. Damit es vorangehen kann.

Dass sich die Verantwortlichen gegen einen möglicherweise unkomplizierteren Abriss und für eine Sanierung mit Umbau entscheiden haben, hat verschiedene Gründe. Zum einen sollte die mit den Gebäuden verbundene, vielen Gästen vertraute Anmutung des Hauses erhalten bleiben. Monika Buske nennt noch ein weiteres Argument: „Wir hätten die bestehende Höhe des Gebäudes auf der Insel für einen Neubau wohl nicht erneut genehmigt bekommen.“

Unverändertes Konzept für Umbau

Die Umbauten würden das Bildungshaus sichtbar verändern, jedoch ohne schwerwiegende Einschnitte in das Angebot und die Möglichkeiten, sagt sie. Die Verzögerungen hätten nicht zu einer Veränderung des geplanten Konzepts geführt.

Das will zum Beispiel mit künftig mehr und höherwertig ausgestatteten Einzelzimmern auf die veränderten Erwartungen eingehen. Damit kommt man nach Worten von Monika Buske dem Wunsch zahlreicher Gruppen nach, die genau darauf Wert legten. Insgesamt würden nach dem Umbau 115 Betten zur Verfügung stehen, 42 davon in Einzelzimmern.

Moderate Übernachtungspreise geplant

Als Hotel will sich das Haus dennoch auch künftig nicht verstehen. „Weiterhin sollen eine Vielfalt von Firm-, Schweige-, Familien- oder Kindergruppen und auch Einzelgäste bei uns Platz finden. Das ist unser Erfolgsrezept, das möchten wir so weiterführen“, so Monika Buske.

Dazu zähle auch ein möglichst moderater Preis für Übernachtung und Verpflegung, erklärte dazu Michael gr. Hackmann. Dessen genaue Höhe könne aber erst zum Schluss kalkuliert werden. Verbesserte Wirtschaftlichkeit gehört zu den Zielen, mit denen die für das Haus verantwortliche St.-Willehad-gGmbH das Angebot in eine finanziell tragfähige Zukunft führen will. So soll es etwa, anders als bisher, nur noch einen zentralen Küchenbereich geben, von dem aus die Gäste versorgt werden.

Nur noch eine Küche für alle Gäste

Sie werden auch nicht mehr auf fünf verschiedene Gebäude verteilt untergebracht. Stattdessen befinden sich künftig alle Gästezimmer im zentralen Haupthaus. Das wird dafür erweitert und modernisiert. Um Platz für alle 75 Zimmer im Hauptgebäude zu schaffen, werden auch bisher ungenutzte Bereiche in den Dachgeschossen ausgebaut. Und auch eine eigene Hauskapelle soll weiterhin für Gruppen zur Verfügung stehen.

Eines der künftig anders genutzten Nebengebäude soll Personalwohnheim mit zehn Wohnungen werden. Dieses Angebot soll die Anwerbung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erleichtern. Ab dem kommenden Jahr soll damit und auch mit der Werbung für das umgebaute und sanierte Haus begonnen werden.

Haus Meeresstern
Der Orden der Schwestern Unserer Lieben Frau gründete 1908/09 das Haus Meeresstern als Erholungsheim und Haushaltungspensionat. 1926 wurde es erweitert um ein Kindererholungsheim. Im Zweiten Weltkrieg diente es als Marinelazarett, nach dem Krieg auch als Inselkrankenhaus. Daneben wurden weiterhin Kinderkuren durchgeführt. Der Vechtaer St.-Willehad-Verein ließ Ende der 1970er Jahre zusätzlich in der Nähe ein Erholungsheim für Mutter-Kind-Kuren errichten, die seit 1986 auch im Haus Meeresstern stattfanden. Mit der Übernahme der Liegenschaften von den Schwester Unserer Lieben Frau übernahm das Offizialat 2014 auch das Haus Meeresstern, in dem jedoch keine Mutter-Kind-Kuren mehr stattfinden konnten. Die Nutzung als Bildungs- und Besinnungshaus endete 2020 vorübergehend aus Sicherheitsgründen, unter anderem wegen des unzulänglichen Brandschutzes.

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