Kommentar von Chefredakteur Markus Nolte zum neuen Jahr - mit Corona und Impfung

Wann endlich werden wir uns wieder berühren?

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Nach fast einem Jahr mit Corona ist Distanz der Normalfall, Händeschütteln war einmal, und Bilder mit vielen eng beieinander stehenden Menschen sorgen für körperliches Unwohlsein. Die lange Zeit der Berührungslosigkeit wird uns verändern. Nicht zum Guten, glaubt Chefredakteur Markus Nolte in seinem Kommentar. Darum gibt es für ihn nur eine Lösung.

So groß die Sehnsucht nach Normalität ist – nicht minder groß ist die Gewöhnung daran, was Corona aus uns gemacht hat. Es mag lästig sein, Masken zu tragen, aber längst haben wir in jeder Jackentasche eine dabei, liegt selbstverständlich eine weitere griffbereit in der Mittelkonsole. Es mag auf Dauer die Haut spröde, rau und sensibel machen, aber natürlich waschen wir unsere Hände so oft wie nie zuvor, desinfizieren sie sogar wie sonst nur medizinisches Fachpersonal. 

Und: Wir haben den Abstand kultiviert. Wir geben uns natürlich nicht die Hände zur Begrüßung, wir nehmen uns selbstverständlich nicht in den Arm, wir verzichten ganz normal auf das eine oder andere Küsschen auf diese oder jene Wange. – Wir berühren uns nicht mehr! Auch daran haben wir uns gewöhnt.

 

Nähe als Gefahr?

 

Wir leben derart selbstverständlich auf Distanz, dass es einem körperlich unangenehm ist, in Filmen und Fernsehbeiträgen aus der Vor-Corona-Zeit Menschen dicht an dicht im Showpublikum oder Fußballstadion zu sehen. 

An all das haben wir uns nach fast einem Jahr mit dem Virus gewöhnt. Was macht das mit uns? Was, wenn die Gewöhnung an Distanz größer wird als die Sehnsucht nach Berührung? Wenn körperliche Nähe als potenzielle Gefahr gespeichert bleibt? Und wenn Abstandhalten wertvoller wird als noch so förmlicher Hautkontakt?

 

Werden wir uns berühren lassen?

 

Was wird dann geschehen? Was wird dann aus uns? Wie wird uns dieser Berührungs-Entzug verändern – im Zwischenmenschlichen, in der Gesellschaft? Was wird uns Wärme geben? Werden wir uns noch berühren lassen von anderen Menschen, auch im übertragenen Sinn? Wie können wir über den engen familiären Rahmen hinaus Freundschaften und Beziehungen pflegen? 

Berührung, Hautkontakt, körperliche Begegnung als Höflichkeitsgeste oder Herzlichkeitsausdruck: Sie verbinden uns, geben Verbindlichkeit, Halt und sogar Glück, wie Hormonforscher sagen. Händeschütteln, umarmen, herzen: Wir brauchen es zum Leben! 

Das überwiegt bei weitem alle Bedenken gegen das Impfen. Darum: Krempelt die Ärmel hoch!

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