Themenwoche Armut (6) – aus Warendorf

Warmes Essen und gute Gespräche: Wärmestube des SKM öffnet täglich

  • Die Wärmestube der des katholischen Verbands für Soziale Dienste (SKM) in Warendorf öffnet jeden Tag ihre Tür für Menschen in prekären Lebenssituationen.
  • 15 Personen kommen täglich für eine warme Mahlzeit, eine warme Dusche und wichtige Gespräche.
  • Es sind Schicksalsschläge, die die Menschen dorthin führen.

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Der Name klingt so, als habe die Anlaufstelle des katholischen Verbands für Soziale Dienste (SKM) in Warendorf gerade in den kalten Wintermonaten besonderen Zulauf zu erwarten: „Wärmestube“. Die Zeiten, in denen hier viele Obdachlose Schutz vor Kälte suchten, sind aber vorbei. Die Menschen, die heute kommen, haben zumeist einen festen Wohnsitz, haben geringe Einkünfte oder leben von Hartz 4. Trotzdem ist ihre Not so groß, dass sie für eine Mahlzeit, eine Dusche oder saubere Wäsche hierherkommen müssen. Neuerdings gehören vermehrt alte Menschen dazu, deren Rente für das Grundlegende nicht mehr reicht.

Sie alle kommen also nicht mehr, um sich aufzuwärmen, finden aber eine andere, wichtige Wärme – in einer Zuwendung, die sie sonst oft vermissen. „Sie kommen erst, wenn alle anderen sozialen Netze sie nicht mehr auffangen“, sagt Monika Dufton. „Besucher“ nennt die Leiterin der Einrichtung die etwa 15 Personen, die täglich zum Frühstück oder zum Mittagessen kommen. „Erst wenn keine Familie, keine Freunde und auch der Staat nicht mehr ausreichend unterstützen können, stehen sie bei uns vor der Tür.“ Die ist immer weit offen, ohne große Fragen nach Hintergrund oder Berechtigung. „Hierher kommt keiner, wenn er nicht wirklich Hilfe benötigt.“

20 ehrenamtliche Helfer

Das Angebot in den umgebauten Räumen des Einfamilienhauses an einer Durchgangsstraße beschränkt sich auf die Grundversorgung. Ein großes Team organisiert jeden Tag ein Frühstück, füllt Waschmaschinen und Trockner, kocht zum Mittag, deckt die Tische, wäscht ab. Das Haus wird von der Stadt Warendorf zur Verfügung gestellt, mit Spenden können die laufenden Kosten und die Lebensmittel bezahlt werden. Dufton ist vom SKM angestellt, der Rest der etwa 20 Helfer engagiert sich überwiegend ehrenamtlich.

Es gibt dabei ein zusätzliches Angebot, das immer unausgesprochen im Raum steht: das Gespräch. „Es sind Lebensbrüche, die die Menschen hierherführen“, sagt Dufton. „Keiner hat sich bewusst in die Situation gebracht – das Schicksal hat bei ihnen zugeschlagen.“ Arbeitslosigkeit, Sucht, Trennung oder Krankheit haben zu tiefe Spuren hinterlassen, als dass sie die Lage selbstständig meistern können. „Nicht jeder erzählt sofort davon, aber viele geben nach und nach Einblick in ihre Wege.“

Einer von ihnen hilft heute mit

Andreas Engbrecht ist ein Helfer, mit denen die Besucher besonders gern das Gespräch suchen. Denn er ist einer von ihnen. Der 65-Jährige kam viele Jahre selbst als Gast hierher. Nachdem er krank wurde und seine Arbeit auf dem Bau verlor, begann er zu trinken. „Bis ich ganz unten war.“ Lange Zeit war die Wärmestube eine wichtige Anlaufstelle für ihn, um selbst eine warme Mahlzeit zu bekommen. Bis er auf Weisung des Arbeitsamtes einen Ein-Euro-Job suchte. „Ich hatte hier so viele gute Stunden erlebt, dass ich beim SKM nachfragte.“ Sein Einsatz wurde nach und nach verlängert und erweitert. Mittlerweile hat er eine feste Stelle. „Ich koche, repariere, kaufe ein…“

Und er spricht viel mit den Besuchern. „Sie wissen, dass ich ihre Situation aus eigener Erfahrung kenne“, sagt er. „Es ist für sie dann leichter, sich zu öffnen.“ Dabei ist er auch ein wenig Vorbild. Nicht selten bekommt er die Frage gestellt, wie er sein Leben wieder in den Griff bekommen hat. Engbrecht kann dann berichten, dass es viel Energie kostet, sich gegen die eigene Notlage zu stemmen. Aber auch, dass es sich lohnt.

Mit den Fragen nicht allein

Wichtig dabei sind auch die vielen Hilfs- und Beratungsangebote, mit denen die Wärmestube in Kontakt steht. Monika Dufton und ihre Helfer vermitteln, wenn es um fachliche Unterstützung etwa bei Sucht- oder Finanzproblemen geht. Zudem kommen Berater auch in die Wärmestube, um Schwellenängste abzubauen. Andreas Engbrecht kann manchmal aber auch ganz einfache Tipps geben, gerade beim Thema Alkoholsucht. „Geh zum Arzt“ ist sein erster Ratschlag. Nicht weniger wichtig ist sein zweiter Tipp. Der hat auch ihm damals geholfen: „Geh in die Kirche, setz dich in die Bank und weine – das tut gut.“

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