In Sandkrug ist ein Turm aus Holz geplant - doch Holz ist knapp und teuer

Warum China den Neubau eines Kirchturms bei Oldenburg erschwert

  • Der hölzerne Kirchturm von St. Ansgar Sandkrug war morsch und musste 2020 abgerissen werde.
  • Der geplante Neubau für mindestens 80.000 Euro wird für die Gemeinde zum Problem.
  • Denn der Preis für Holz ist in der letzten Zeit außergewöhnlich gestiegen.

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Die Bauwirtschaft in China boomt und braucht viel Holz. Exporte der deutschen Holzindustrie nach China haben sich in den vergangenen fünf Jahren verdreifacht, berichten Branchenkenner.

Das schafft der kleinen Gemeinde St. Ansgar Sandkrug nahe Oldenburg ein Problem. Denn die braucht Holz, weil sie einen neuen Kirchturm allein aus diesem Werkstoff bauen will. Und der Preis für Holz ist wegen der großen Nachfrage aus China enorm gestiegen. „China kauft alles Holz auf dem Weltmarkt auf“, sagt Pfarrer Christoph Sibbel.

 

Sandkrugs Kirchturm wird teuer

 

Sibbel ist Seelsorger der Pfarrei St. Josef Oldenburg, zu der Sandkrug gehört. Er berichtet vom ersten und bisher einzigen Angebot einer Holzbaufirma. Danach müsste die Gemeinde mindestens 60.000 Euro für den Bau mit unbehandeltem Holz zahlen. Die weitere Verarbeitung und andere Arbeiten könnten den Preis für das Projekt auf 80.000 Euro oder mehr erhöhen.

Wenn zudem der Holzpreis weiter steige, werde die Lage schwierig, sagt Sibbel. Denn solche Summen seien viel Geld für eine Gemeinde in der nordoldenburgischen Diaspora.

 

Kaum einer will den Kirchturm bauen

 

Er sei froh, überhaupt ein Angebot bekommen zu haben, versichert Sibbel. Der Kirchenausschuss von St. Josef habe gezielt mehrere Firmen angesprochen. „Aber viele winken einfach ab.“ Sibbel vermutet: „Vielleicht kennen sie sich auch mit dem Bau von Türmen nicht so aus.“ Zumindest nicht mit dem von modernen Kirchtürmen.

Der 25 Meter hohe Kirchturm von St. Ansgar war 1966 frei stehend neben der neuen Pfarrkirche errichtet worden. Der moderne Stil in drei Streben aus Holz machte ihn in dem kleinen Ort zu einer Art Wahrzeichen.

 

Abriss in Sandkrug im Juli

 

Zur Pfarrei von Christoph Sibbel gehört St. Ansgar Sandkrug. | Foto: privat
Zur Pfarrei von Christoph Sibbel gehört St. Ansgar Sandkrug. | Foto: privat

Bei Renovierungsarbeiten wurde er vor Jahrzehnten wohl einmal falsch lackiert. Jedenfalls zeigten sich im Vorjahr starke Verrottungsschäden. Am 23. Juli musste er abgerissen werden.

„Ein Neubau stand außer Frage“, betont Pfarrer Sibbel. Der soll genau nach dem Modell des alten errichtet werden. Die Baugenehmigung der Kommune war kein Problem, die Finanzierung wurde bald eins. Denn aus eigenen Mitteln könne die Pfarrei den Bau nicht bezahlen, sagt Sibbel. Mit Zuschüssen aus Kirchensteuermitteln sei wegen der unklaren Corona-Lage zunächst nicht zu rechnen gewesen.

 

Zuschuss aus Steuern schwierig

 

Das bestätigt Gerd Schumacher aus der Finanzabteilung des Offizialats in Vechta. Man habe die Gemeinden im Oldenburger Land wegen des unklaren Kirchensteuereingangs aufgefordert, bei Investitionen erst einmal „äußerste Zurückhaltung“ walten zu lassen, „außer bei Gefahr im Verzug“. Ein Zuschussantrag der Gemeinde werde wohl erst im Herbst im Kirchensteuerrat beraten. Pfarrer Sibbel hofft deshalb zurzeit vor allem auf Spender.

Im Kirchturm von Sandkrug hingen zwei Glocken. Eine wurde im 14. Jahrhundert in Schlesien gegossen. Sie erinnert an die ersten Katholiken in Sandkrug, die 1946 als Vertriebene dort eine neue Heimat fanden. Zurzeit liegt sie in einem Depot des Offizialates in Vechta. Wann sie wieder läuten wird, ist völlig unklar.

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