Jens Joest über Möglichkeiten des Innehaltens vor Weihnachten

Warum der Blick zum Himmel in den Advent passt

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Hat in der Hektik vor Weihnachten der Himmel noch Platz? Sollte er, auch wenn die Menschen daneben die Realitäten der Welt nicht aus dem Auge verlieren dürfen, meint unser Redakteur Jens Joest.

Hat Ihr Advent schon angefangen? Zwar waren die Wochen vor Weihnachten immer stressig. Aber angesichts eines Krieges vor der Haustür im Osten, angesichts der Sorgen wegen der Inflation und der Energiepreise kann bewusstes Innehalten zu einer Herausforderung werden.

Wie gut, dass zwei Kunstprojekte inmitten des Weihnachtsmarktgedudels in Münsters City den Blick nach oben lenken: die „Himmelsleiter“ am Turm von St. Lamberti und die Mond-Installation in der Überwasserkirche.

Aufrichtende Blicke statt Weltflucht

Auf der Leiter, von der Jakob träumt, steigen Engel auf und nieder (Gen 28,12); die Künstlerin Billi Thanner sagt, ihre Installation solle den „Weg des Menschen zu Gott darstellen – ein Weg über die Stufen der Tugenden, etwa Achtsamkeit, Respekt, Selbstlosigkeit, Vergebung und Liebe“.

Und der Mond in der Überwasserkirche soll Trost spenden, so die Initiatoren des „City-Advents“: „Da gibt es etwas Größeres, etwas Verlässliches, das über uns wacht, auch wenn es um uns herum noch so dunkel wird.“

Weltflucht ließe sich beiden Kunstprojekten vorhalten. Aber sie richten die Betrachtenden auf, lenken ihre Blicke zum Himmel. Und Gott hat aus dem Himmel ins Weltgeschehen eingegriffen, so glauben Christen.

Gott greift ein

Ein Engel verkündete Maria, sie werde den Erlöser zur Welt bringen. Als er geboren war, jubelten die himmlischen Scharen. Und ein weiterer Engel warnt Josef vor der Lebensgefahr, in der der neugeborene Jesus schwebt.

Advent ist nicht nur kalendarische Wiederholung, Ritual und Brauchtum. Advent ist die Erinnerung, das Eingreifen Gottes nicht nur für möglich zu halten, sondern darauf zu vertrauen.

Kunst kann Menschen öffnen

Der Advent soll Gläubige neu öffnen für die Wirklichkeit Gottes, die alle Maßstäbe sprengt. Der Schöpfer der Welt, der um jedes Geschehen und jeden unserer Gedanken weiß, steigt herab zur Welt, um sie zu retten. Er kommt nicht mit Prunk und Macht, sondern als Kind, das nichts weiter braucht als unsere Liebe.

Wer das Göttliche erwartet, ohne die Welt aus dem Auge zu verlieren, der ist auf einem adventlichen Weg. Und vielleicht können Himmelsleiter und Mond-Installation helfen, Menschen zu öffnen, die mit Gott und seiner Liebe schon nicht mehr rechnen.

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