Glücksforscher Karlheinz Ruckriegel im Interview

Warum ein Ehrenamt richtig glücklich macht

Karlheinz Ruckriegel ist Professor für Volkswirtschaft an der Technischen Hochschule in Nürnberg. Einen Schwerpunkt hat er dabei in der Glücksforschung. Er sagt, dass ein Ehrenamt glücklich macht - und warum.

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Karlheinz Ruckriegel ist Professor für Volkswirtschaft an der Technischen Hochschule in Nürnberg. Einen Schwerpunkt hat er dabei in der Glücksforschung. Er sagt, dass ein Ehrenamt glücklich macht.

Warum macht ein Ehrenamt glücklich?

Die These ist nicht von mir, sie ist wissenschaftlich bestätigt, zum Beispiel durch Untersuchungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die Ergebnisse zeigen, dass ein Ehrenamt mit einer höheren Lebenszufriedenheit und einer positiven Grundstimmung verbunden ist. Diese beiden Dinge sind zwei grundlegende Elemente des subjektiven Wohlbefindens, wie das Glücksgefühl auch genannt wird.

Wie wird dieses Gefühl definiert?

In der Glücksforschung unterscheiden wir zwischen emotionalem und kognitivem Wohlbefinden. Wenn ich ehrenamtlich tätig bin, stellt sich automatisch eine positive Emotion, ein gutes Gefühl ein. Zudem ist das Wissen, dass ich etwas Gutes und Sinnvolles tue, ein zusätzlicher Faktor, der Zufriedenheit bringt.

Karlheinz Ruckriegel ist Professor an der Technischen Hochschule in Nürnberg. | Foto: pdKarlheinz Ruckriegel ist Professor an der Technischen Hochschule in Nürnberg. | Foto: pd

Warum stellt sich automatisch ein gutes Gefühl ein?

Das hat mit den Glücksfaktoren für den Menschen als soziales Wesen zu tun. Für uns sind gelingende soziale Beziehungen ganz wichtig. Es gibt eine ganze Reihe weiterer Faktoren wie Selbstbestimmung, Freiheit oder Dankbarkeit, die im Ehrenamt erfüllt werden. Es deckt abseits von der Suche nach Sicherheit, materieller Ausstattung oder Gesundheit so viele zentrale Glücksfaktoren ab wie kaum ein anderes Aktionsfeld des Menschen.

Gilt das auch in einer Gesellschaft mit dem Trend zur Individualisierung?

Gerade bei den mittelalten und jungen Menschen ist festzustellend, dass solche Elemente immer größere Bedeutung bekommen. Zwischenmenschliche Beziehungen werden immer wichtiger, auch weil sie nicht mehr automatisch vorhanden sind. Das rein Materielle und Individuelle ohne den sozialen Kontakt ist aber der beste Weg, nicht glücklich zu werden. Auch das ist wissenschaftlich belegt. Ehrenamt dagegen kann in jeder Lebensphase Sinn stiften. Es bietet Alternativen beim Ausscheiden aus dem Berufsleben, wirkt Stress in Zeiten persönlicher Krisen entgegen oder schafft Räume sozialen Erlebens, wo Vereinsamung droht. 

Beflügelt es noch mehr, wenn man sich aus dem Glauben heraus ehrenamtlich engagiert?

Wer sich mit dem religiösen Hintergrund auseinander setzt, stellt fest, dass alle eben genannt Glücksfaktoren auch zentrale Elemente im christlichen Glauben sind. Insofern bestätigt die Glücksforschung empirisch das, was die Bibel immer schon gesagt hat. Wenn man den Glauben also als Leitfaden seines sozialen Handelns nimmt, dann ist man schnell bei einem ehrenamtlichen Engagement, das glücklich macht. Denn im christlichen Glauben findet sich eigentlich alles, was heute von der Glücksforschung empfohlen wird. Im Endeffekt ist es aber egal, aus welchem Antrieb heraus ich das Ehrenamt ausfülle, ob religiös, humanistisch oder aus Tradition. Entscheidend ist, dass ich mich ehrenamtlich engagiere.

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