Wie Erwachsene mit Kindern über Wünsche reden können

Warum ein Wunschzettel kein Bestellschein ans Christkind ist

Soll man zu Weihnachten jeden Wunsch erfüllen? Was, wenn nicht? Wie geht man mit Geld- oder Handy-Wünschen um? Anregungen von der Theologin Eva Polednitschek-Kowallick und vom Psychologen Ralf Kaisen.

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Soll man zu Weihnachten jeden Wunsch erfüllen? Was, wenn nicht? Wie geht man mit Geld- oder Handy-Wünschen um? Eva Polednitschek-Kowallick, Theologin und Leiterin des Referats Ehe- und Familienseelsorge im Generalvikariat Münster, sowie Ralf Kaisen, Psychologe und Leiter der Erziehungsberatung des Caritasverbands für die Stadt Münster, geben Anregungen.

Maik (6) hat seinen Wunschzettel fertig und zeigt ihn seiner Mutter. Wie kann man erklären, dass nicht alle Wünsche erfüllt werden können?

Wunschzettel sind etwas sehr Wertvolles. Das Kind reflektiert: Was ist wichtig für mein Leben, was möchte ich gern haben, was besitzen? Die Eltern wiederum bekommen Einblick in die kindlichen Träume und Sehnsüchte. Alle Wünsche sollten ernst genommen und besprochen werden: Warum wünscht du dir das? Warum hast du Spaß daran? Was bedeutet dir das Spiel? So lässt sich der allergrößte Wunsch herausfinden. Einen Herzenswunsch zu erfüllen, ist beglückend – sowohl für den Beschenkten als auch für den Schenkenden. Wunschzettel sind jedoch keine Bestellscheine. Das eine oder andere muss immer offen und unerfüllt bleiben. Diese Erfahrung hilft, den Wert der Dinge schätzen zu lernen, aber auch, mit Begrenzungen und Frustrationen umzugehen. Dafür ist das Schenken ein hervorragendes Lernfeld. Die Eltern könnten Kindern erklären: Wir leiten den Wunschzettel weiter, müssen aber abwarten, was das Christkind bringen kann. Es beschenkt überall auf der Welt Kinder. Wie soll es das alles tragen?

Eva Polednitschek-Kowallik.Eva Polednitschek-Kowallik. | Foto: Heike Sieg-Hövelmann

Klara (15) wünscht sich ein neues Handy. Die Eltern möchten den Wunsch zwar erfüllen, haben aber kein gutes Gefühl, ein so teures Geschenk zu machen – zumal es deutlich über dem vereinbarten Weihnachtsbudget für ihre Kinder liegt. Was tun?

Es ist sinnvoll, sich an Absprachen zu halten. Auch vor dem Hintergrund, dass Geschwister sich untereinander vergleichen. Das muss aber nicht bedeuten, dass der Wunsch nicht erfüllt werden kann. Eine Möglichkeit kann darin bestehen, die jugendliche Tochter einzubeziehen und gemeinsam zu überlegen: Was kannst du beisteuern? Vielleicht hat sie weitere Ideen, etwa einen Teil als vorzeitiges Geburtstagsgeschenk zu blocken. Oder andere Schenkende beteiligen sich. Kommt es zu einer Lösung, sollte diese kommuniziert werden, um bei den Geschwistern dem Eindruck vermeintlicher Benachteiligung entgegenzuwirken.

Lea (2) und ihre Eltern verbringen Heiligabend bei Oma und Opa im großen Familienkreis. Wie kann man die befürchtete Geschenkeflut eindämmen?

Zu viele Geschenke können die Jüngsten restlos überfordern. Dann sind sie irgendwann enttäuscht, wenn das Auspacken zu Ende ist und freuen sich über gar nichts mehr. Besser ist es, Geschenke dosiert zu verteilen, und das Kind damit mit kleinen Dingen, die es faszinieren, nach Herzenslust spielen zu lassen. Auch am nächsten Tag in vertrauter Umgebung ist übrigens noch genug Zeit, Weiteres zu überreichen.

Tim (13) hofft auf einen Geldsegen seiner Oma. Sie möchte lieber etwas „Richtiges“ schenken, ist sich aber unsicher, weil er sich sonst nichts von ihr wünscht.

Teenager haben oft eigene Vorstellungen, und ihre Ansprüche steigen. Daher sind Geldgeschenke durchaus willkommen. Ein persönlicher Brief kann das Geschenk aufwerten, ein nettes Mitbringsel für einen Überraschungseffekt sorgen. Zudem ist es legitim, später nachzufragen, wofür das Geld investiert wurde. Bei höheren Summen ist es ratsam, die Eltern zu informieren, damit sie zum Beispiel einen Teil für den Führerschein zurücklegen. Für Grundschüler ist Geld keine Option.

Ralf Kaisen.Ralf Kaisen.

Kira (11) hat mit Oma abgestimmt: Bei Nichtgefallen darf sie etwas umtauschen. Ist das unhöflich?

Sich für eine gute Absicht zu bedanken, auch wenn das Präsent nicht ins Schwarze trifft, ist Ausdruck von Höflichkeit und Respekt. Manchmal hilft es, erst einmal darüber zu schlafen. Auf den zweiten Blick gefällt das Geschenk vielleicht besser. Ist zu erwarten, dass der Schenkende dies nicht als Kränkung empfindet, kann ein Umtausch erfolgen. Je näher man sich steht, desto leichter ist es, offen darüber zu sprechen.

Aaron (5) weiß, dass zuhause Hunde nicht erlaubt sind – setzt aber auf das Christkind. Was, wenn zur Bescherung aus Enttäuschung Tränen fließen?

Kleine Kinder muss man trösten, wenn ein wichtiger Wunsch unerfüllt bleibt. Eltern sollten ihnen lieb zureden und versichern, dass sie die große Enttäuschung verstehen. Wirklich ändern lässt sich der Grund des Frustes aber nicht. Das Geschenk lag nicht unterm Baum. Der Blick auf die Gaben, an die das Christkind jedoch gedacht hat, kann sicher aus der Traurigkeit helfen.

Jan (8) fragt seinen Paten: Wieso gibt es Weihnachten Geschenke? Was kann man antworten?

Die Heiligen Drei Könige haben dem Jesuskind auch Geschenke gebracht. Geschenke wie für einen König. Weil Jesus ihnen so viel wert war, haben sie sich auf die lange Reise gemacht. Und wir wollen es ihnen heute gleichtun und allen, die wir lieb haben, eine Freude machen. Wir sind so froh über die Geburt Jesu, dass wir uns an seinem Geburtstag gegenseitig beschenken.

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