Pfarrer Norbert Happe will ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus setzen

Warum in Beelen ein Davidstern in der Kirche hängt

Nach dem Anschlag auf eine Synagoge in Halle im Oktober 2019 wollte Pfarrer Norbert Happe von St. Johannes Baptist in Beelen ein Zeichen setzen: mit einem Davidstern im Altarraum.

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Den schlichten Davidstern aus hellem Holz will Pfarrer Norbert Happe als deutliches Zeichen verstanden wissen: Der Stern ist seit mehr als drei Monaten an der roten Backsteinwand der Apsis installiert, hinter dem im Altarraum schwebenden Christus am Kreuz. Die Schenkellänge jedes Dreiecks – aus zweien ist der Stern gebildet – beträgt rund zweieinhalb Meter, sagt der Pfarrer von St. Johannes Baptist in Beelen.

„Er gibt dem Raum eine besondere Tiefe“, beschreibt Happe die Situation. Der Pfarrer meint damit nicht nur den plastischen Eindruck. Es geht ihm um geistige Tiefe. „Wir wollten in unserer Kirche ein Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus setzen“, betont er.

 

Katholische Messe mit Kippa

 

Die Idee, einen Davidstern an einer so zentralen Stelle im Kirchenraum zu platzieren, kam Happe nach dem rechtsradikalen Anschlag auf die Synagoge in Halle. Am 9. Oktober vergangenen Jahres hatte ein mit Sturmgewehren bewaffneter Mann zum Hochfest Jom Kippur versucht, in das jüdische Gotteshaus einzudringen, um die versammelte Gemeinde zu töten.

Der Angriff scheiterte allein an der widerständigen Synagogentür. Daraufhin erschoss der Täter zwei Passanten und verletzte später weitere Menschen. In den Samstag- und Sonntag-Gottesdiensten nach dem antisemitischen Angriff bat Happe die Mitglieder seiner Gemeinde, während der Messfeiern eine Kippa zu tragen – aus „Solidarität mit unseren Geschwistern, den Juden“.

 

Gegen jede Form von Ausgrenzung

 

Zudem stellte er während der Gottesdienste eine Menora, einen siebenarmigen Leuchter, auf den Altar. „Wir müssen etwas gegen den Alltagsrassismus und Antisemitismus tun, den braunen Taten entgegenwirken und jeden Anfängen wehren“, betont er.
So entstand auch die Idee, dauerhaft den Davidstern im Altarraum zu installieren. Happe zeichnete seine Vorstellungen auf, der Vorsitzende des Pfarreirats Ulrich Schlingmann setzte sie um. „Er ist Schreiner“, erläutert Happe.

Den Stern versteht der Pfarrer als sichtbare Aufforderung gegen jede Form von Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt. „Niemand soll wegen seiner Religion, Hautfarbe, Ethnie, sexuellen und kulturellen Orientierung benachteiligt werden“, bekräftigt er. „Wir alle sind Kinder Gottes.“

 

Kaum Raktionen auf den Stern

 

Die Gemeinde in Beelen hat auf das deutliche Zeichen in der Apsis bisher eher zurückhaltend reagiert. Eine Frau aus dem Pfarreirat habe ihm gesagt, sie habe nun Angst um den Pfarrer, berichtet Happe. Das Ganze sei ein Risiko. Ein evangelischer Theologe sah hinter der Installation eher eine Vereinnahmung des Judentums. Die Mehrheit der Gemeinde und Beelener habe aber gar nicht beziehungsweise mit Schweigen geantwortet.

Für Happe weist der Stern auch auf die Anfänge des Chris­tentums hin. Jesus, seine Jünger und die ersten Gemeinden seien keine Christen gewesen, sondern Juden. „Die Juden sind unsere Geschwister – über alle Grenzen hinweg“, sagt der Pfarrer.

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