Symbole und Riten in der Karwoche

Warum in der Chrisam-Messe Öle geweiht werden

Am Montag der Karwoche weiht Bischof Felix Genn im St.-Paulus-Dom die so genannten Heiligen Öle. Sie werden bei der Spendung einiger Sakramente verwendet. Aber warum ausgerechnet Öl?

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Am Montag der Karwoche weiht Bischof Felix Genn im St.-Paulus-Dom die so genannten Heiligen Öle. Sie werden bei der Spendung einiger Sakramente verwendet. Aber warum ausgerechnet Öl?

Öl ist kostbar – schon immer gewesen. Der enorme Aufwand bei der Herstellung und die im Verhältnis zur Fruchtmenge geringe Ausbeute und natürlich der vielseitige Nutzen machen Pflanzenöl zu einem hoch geschätzten Wertstoff. Als wahre Kraftsubstanz trägt es in der Medizin zur Linderung und Heilung bei, als Schönheitsmittel pflegt es die Haut und verströmt angenehmen Duft, als Nahrungsmittel versorgt es den Körper mit lebenswichtigen Fetten, und als Energieträger sorgt es für Licht und Feuer.

Seit alters wurde im Orient aus Olivenöl, das mit Balsam oder anderen Duft- und Heilpflanzen wie Zimt und Myrrhe gemischt wurde, Salbe hergestellt. Sie diente vor allem den Wohlhabenden zur Erfrischung und Körperpflege und wurde in entsprechend kostbaren Gefäßen aufbewahrt.

 

Besondere Auszeichnung

 

Eine tiefergehende, symbolische Bedeutung bekommen Salbe und Öl im Ritual der Salbung. Sie hat eine lange Tradition und wurde ähnlich wie in der Bibel beschrieben verwendet, um jemandem ein besonderes Amt oder besondere Würde zu verleihen, ihn zu weihen. In der Bibel ist es Gott, der dazu beauftragt, Menschen zu Herrschern und zu Priestern zu salben. Der eigentliche Gesalbte Gottes ist Jesus Christus. Auf Griechisch heißt Christos „der Gesalbte“.

Für ihre Salbungsrituale benutzt die christliche Liturgie drei Öle, die vom Bischof in der „Chrisam-Messe“ geweiht werden: das Chrisamöl, das Krankenöl und das Katechumenenöl. Im Bistum Münster ist die Feier der Ölweihe am Montag der Karwoche. Anschließend werden sie in alle Gemeinden verteilt und in besonderen Gefäßen aufbewahrt, manchmal an besonderen Orten sichtbar in der Kirche, sonst in den Sakristeien.

 

Drei verschiedene Öle

 

Der Chrisam besteht aus Olivenöl, dem der Bischof bei der Weihe Duftstoffe, etwa den nach Zimt und Vanille duftenden Perubalsam zufügt. Er wird vor allem bei der Taufe (Salben des Scheitels) und Firmung (der Bischof zeichnet mit dem Öl ein Kreuz auf die Stirn), bei der Bischofsweihe (Salbung von Haupt und Händen) und Priesterweihe (Salbung der Handinnenflächen) verwendet. Außerdem werden mit Chrisam Kirchen, Altären und Glocken gesalbt, bevor sie in Dienst genommen werden.

Das Krankenöl ist pures Olivenöl. Es wird beim Sakrament der Krankensalbung gebraucht. Dazu gehören Handauflegung und Salbung von Stirn und Händen mit Krankenöl. Die frühere Entwicklung zum Sterbesakrament, der so genannten „letzten Ölung“, war eine Einengung, die zugunsten des Gedankens an Heilung geändert wurde.

Das Katechumenenöl, ebenfalls reines Olivenöl, soll die Taufbewerber (Katechumenen) auf ihrem Weg zur Taufe bestärken und sie in der Abkehr von den Gewohnheiten des alten Menschen unterstützen. Sie werden damit vor der Taufe gesalbt.

Ob sich das Salben nun auf Personen oder Dinge bezieht, ob das Öl speziell zubereitet oder gewöhnliches Öl ist, so versinnbildlicht es vor allem Heiligung und die Verleihung des Heiligen Geistes. Das wird uns als Christen zuteil. Damit gehören wir zu Christus und sind selbst Gesalbte Gottes.

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