Jens Joest über den Schulbeginn in Nordrhein-Westfalen

Warum in der Schule nicht nur das Lernen weiterbringt

Am 12. August kehren die nordrhein-westfälischen Kinder in ihre Schulen zurück, nach Lockdown, Corona-Sonderbetrieb und Sommerferien. Das ist wichtig, nicht nur mit Blick auf das Vermitteln von Wissen, meint unser Redakteur Jens Joest.

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Am 12. August kehren die nordrhein-westfälischen Kinder in ihre Schulen zurück, nach Lockdown, Corona-Sonderbetrieb und Sommerferien. Das ist wichtig, nicht nur mit Blick auf das Vermitteln von Wissen, meint unser Redakteur Jens Joest.

In Nordrhein-Westfalen beginnt das neue Schuljahr. Mit Abstand, mit erzwungen kleineren Lerngruppen und mit weniger Lehrkräften, weil einige von ihnen zur Corona-Risikogruppe zählen. Aber mit Präsenzunterricht.

Wie wichtig das ist, belegt eine Umfrage des Ifo-Instituts unter Eltern: Kinder haben sich im Corona-Lockdown im Frühjahr nur halb so lange mit schulischen Dingen befasst wie zuvor. Trotz der von Lehrern verschickten Aufgaben, trotz Online-Unterrichts gerade für ältere Jahrgänge.

 

Zwei Haltungen vermitteln

 

Der halbwegs gewohnte Schulbesuch ist aber nicht nur fürs Lernen wichtig. Kinder und Jugendliche kommen – anders als in manchen Kleinfamilien – wieder mit Gleichaltrigen zusammen, können sich austauschen, auch über Belastendes der „neuen Normalität“. Und: Schulen können helfen, zwei Haltungen zu vermitteln, auf die die Gesellschaft gerade in der Pandemie angewiesen bleibt.

Die erste Haltung ist Rücksicht. Je selbstverständlicher Kinder und Jugendliche jeden Tag in der Schule Vorsichtsmaßnahmen verinnerlichen, desto eher verhalten sie sich auch im privaten Alltag solidarisch – und dienen so auch als Vorbild für uneinsichtige erwachsene Masken-Muffel.

 

Blick auf gesellschaftliche Ungleichheiten

 

Die zweite Haltung ist Aufmerksamkeit. Viele Jugendliche haben schon vor Corona ein Bewusstsein für grundlegende Probleme entwickelt – siehe „Fridays for Future“. Die Pandemie rückt nun gesellschaftliche Ungleichheiten deutlicher in den Blick.

Home-Schooling stieß vor allem dort an Grenzen, wo es ärmeren Familien an der Technik für Online-Unterricht mangelte, wo lernschwächere Kinder allein vor ihren Aufgaben saßen und sich die dritte Verständnisfrage im Chat mit der Lehrerin verkniffen. Zudem offenbarte der eine oder andere Studienrat Nachholbedarf bei der sicheren Anwendung digitaler Programme.

 

Der Wert des Religionsunterrichts

 

Christlich gesprochen geht es darum, Schülern den Wert der Nächstenliebe zu vermitteln. Solche Themen gehören in den Religionsunterricht, er ist derzeit vielleicht aktueller denn je. Deshalb wäre es grundfalsch, wenn aus Mangel an Lehrkräften in diesen Wochen gerade bei „Nebenfächern“ wie Sozialkunde oder Religion Stunden ausfielen.

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