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„Ostern wird immer am ersten Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond gefeiert.“ So steht es in vielen Lexika und so lernt man es in der Schule. Doch in diesem Jahr werden Besserwisser und Schlaumeier Lügen gestraft: Ostern wird erst am 21. April gefeiert, obwohl, rein astronomisch gesehen, am 20. März Frühlingsanfang und der erste Frühjahrsvollmond am Morgen des 21. März war. Damit müsste rein astronomisch Ostern am 24. März gewesen sein.
Kalender und astronomische Berechnung fallen aber diesmal auseinander – die Rede ist vom „Oster-Paradoxon“, das nur höchst selten auftritt – das nächste Mal im Jahr 2038. Dass die Sache so kompliziert ist, liegt auch daran, dass die wissenschaftlichen Möglichkeiten zur Berechnung von Frühlingsanfang und Vollmond zur Zeit des frühen Christentums eingeschränkt waren.
Der Streit um einen Termin für Ostern
Die Definition des Osterdatums geht nämlich auf das Konzil zurück, das Kaiser Konstantin im Jahr 325 in der kleinen Stadt Nicäa (heute Yznik in der Türkei) bei Konstantinopel einberufen hatte. Dort beendeten die Theologen einen lange schwelenden Streit über die von den frühen Christen sehr wichtig genommene Frage, wann Ostern zu begehen sei. Das Fest wurde vom jüdischen Passahfest abgeleitet, das am ersten Frühlingsvollmond beginnt. Jesus wurde nach den Berichten der Evangelien nach dem Passahmahl verhaftet und hingerichtet.
Die eindeutig klingende Lösung, auf die sich das Konzil von Nicäa verständigte: Das Osterfest findet am ersten Sonntag nach dem Vollmond statt, der dem Frühlingsanfang folgt. Demnach sind der 22. März und der 25. April die frühest- und spätestmöglichen Daten, auf die Ostern theoretisch fallen kann.
Warum die Lösung nicht eindeutig war
Allerdings: Die Tag- und Nachtgleiche, die den Frühlingsbeginn astronomisch definiert, kann zwischen dem 19. März vormittags und dem 21. März abends stattfinden. Der Vollmond lässt sich exakt berechnen. Offen ist bei der Festlegung dieser beiden Zeitpunkte jedoch der Ort, auf den sie sich beziehen: Wählt man Greenwich – wegen des Nullmeridians – oder Jerusalem – aus religiösen Gründen? Wegen der Zeitzonen macht das einen Unterschied von immerhin drei Stunden aus. Für das Osterdatum kann das entscheidend sein.
Um diesen Problemen zu entgehen, gab der Mathematiker und Jesuitenpater Christophorus Clavius im 16. Jahrhundert eine Rechenvorschrift heraus, die allerdings noch sehr unhandlich war. Ein wirklich praktisches Verfahren machte daraus im Jahr 1800 der Mathematiker Carl Friedrich Gauß. Seine Osterformel wird – in leicht abgewandelter Form – noch heute verwandt.
Die Osterformel von Carl Friedrich Gauß
Darin wird der Frühlingsanfang – unabhängig von den astronomischen Werten – einfach prinzipiell auf den 21. März festgelegt, auch die Mondphasen werden nach einer einfachen Formel berechnet. Das Modell ist eindeutig – führt aber gelegentlich dazu, dass das kalendarische Ostern von den astronomischen Vorgaben abweicht.
So wie in diesem Jahr: Weil der Vollmond am Morgen des 21. März noch als Wintervollmond gewertet wurde, erscheint der erste Frühlings-Vollmond erst im April – und so wird Ostern am 21. April gefeiert.