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Schülerinnen der Marienschule in Münster haben das Euthymia-Zentrum in den Innernstadt besucht. Viele fanden, die 1955 gestorbene und 2001 seliggesprochene Ordensfrau sei auch heute ein Vorbild für sie.
Kann die selige Ordensfrau Maria Euthymia für Jugendliche noch ein Vorbild sein? „Ja“, sagt die 13-jährige Angelina. „Schwester Euthymia hat viel für die Politik und die Menschen getan. Sie war anders, sie hat sich nicht verstellt. Das finde ich super.“
Schwester Euthymia wurde 1914 in Halverde geboren. 1934 tritt sie bei den Clemensschwestern ein, wird Krankenschwester und kümmert sich während des Kriegs auch um kranke Gefangene. 1948 kommt sie nach Münster, arbeitet in der Wäscherei der Raphaelsklinik. 1955 stirbt sie. 2001 spricht sie Papst Johannes Paul II. in Rom selig. | Foto: Archiv
Angelina hat mit ihrer Religionsklasse das Euthymia-Zentrum in Münsters Innenstadt besucht. Seit Wochen beschäftigen sich die Schülerinnen der münsterschen Marienschule mit dem Thema „Heilige – Vorbilder – Abenteurer Gottes“. Religionslehrerin Pia Weber hat mit ihnen über Franziskus, Hildegard von Bingen, Kardinal von Galen und Papst Johannes Paul II. gesprochen – allesamt herausragende kirchliche Persönlichkeiten, die ihren ureigenen Weg gegangen sind, sagt sie.
Heilige können Orientierung geben
Dass sich die Schülerinnen im Unterricht mit Propheten aus dem Alten Testament und Heiligen beschäftigen, sei im Lehrplan vorgesehen, erklärt Weber. Ihr sei es zudem wichtig, dass die Jugendlichen „nach Menschen suchen, die ihr eigenes Leben gestaltet haben. Heilige waren ja nicht nur fromm. Sie mussten durch schwierige Entwicklungs- und Wandlungsprozesse gehen“, betont sie. „Auch junge Menschen wollen sich selbst finden.“ Heilige und Selige könnten dabei eine Orientierung bieten.
„Unzählige Menschen wenden sich bis heute in ihrer Not an Euthymia“, berichtet Schwester Elisabethis Lenfers. Die Clemensschwester führte die Schülerinnen durch die Ausstellung des Euthymia-Zentrums, vorbei an Schaukästen und Info-Tafeln. Im oberen Teil der Präsentation verdeutlichen Bilder und Texte das Leben und Wirken von Euthymia: ihre Familie, ihre Berufung, ihren Einsatz im Krankenhaus, in der Waschküche, für die Armen.
„Wir brauchen nicht nur Schauspieler und Sänger“
Im unteren Teil stehen die wichtigsten politischen und gesellschaftlichen Ereignisse ihrer Zeit: die Weimarer Republik, der Zweite Weltkrieg, der Friedensschluss 1945, die Ost-West-Teilung. „Am 7. Oktober 2001 wurde Schwester Euthymia in Rom seliggesprochen. Am selben Tag erklärte der US-amerikanische Präsident Bush nach den Anschlägen auf das World-Trade-Center den Terroristen den Krieg“, erläutert Schwester Elisabethis. Diesen Vergleich findet Lina besonders informativ. So verstehe sie Euthymia viel besser, sagt die 12-Jährige.
Für Schwester Elisabethis ist Euthymia ein Vorbild. „Von ihr geht eine Kraft aus, die von Gott kommt und bis heute Menschen berührt. Wir brauchen nicht nur Schauspieler und Sänger als Idole, sondern auch Vorbilder, die uns innerlich reich machen“, erklärt die Ordensfrau.
Altar überstand den Krieg
Eine Glasvitrine zeigt die originale Kloster- und Arbeitstracht von Euthymia. Yasmin ist erstaunt darüber, wie gut die Kleidungsstücke der 1955 Verstorbenen erhalten sind. „Ob man heute noch solche Sachen tragen würde, glaube ich aber nicht. Das passte damals in die Zeit“, sagt die 13-Jährige.
Interessant findet Lena, dass in der kleinen Kapelle des Zentrums noch der alte Altar der Mutterhauskirche der Clemensschwestern steht. Die 13-Jährige findet es „mega“, dass er aus den Flammen gerettet werden konnte, als Münster im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstört wurde.
Info: Der Euthymia-Jahresbrief 2019 ist da und hat das Thema „Würde“. Erhältlich ist er im münsterschen Dom, im Euthymia-Zentrum in der Loerstraße nahe der Clemenskirche, (Telefon 0251/2655668, euthymia-zentrum(at)clemensschwestern.de oder www.clemensschwestern.de) und an der Grabstätte der seligen Ordensfrau auf dem Zentralfriedhof in Münster.