Clara und Sophie Otremba aus Ahlhorn erzählen

Warum sich zwei Schwestern taufen lassen

Clara und Sophie Otremba aus Ahlhorn wollen sich in der Osternacht taufen lassen. Ihre Eltern hatten ihnen die Entscheidung freigestellt. Warum die Schülerinnen den Entschluss fassen, katholisch zu werden.

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Bei Sophie ist es die Palmweihe. In Spanien, im Osterurlaub in Valencia. Kilometerlange Prozessionen ziehen da durch die Stadt, Altäre werden nach der Messe durch die Straßen getragen. Fahnen hängen aus den Fenstern, die Menschen tragen gesegnete Palmzweige bei sich. Sophie ist begeistert. „Einfach schön.“

Zu Hause in Ahlhorn fährt sie mit den Eltern in einen Baumarkt, kauft sich von ihrem Taschengeld eine kleine Palme im Topf. Die steht fünf Jahre im Haus der Familie Otremba. Sophie schneidet sich da jedes Jahr zum Palmsonntag ihre Palmzweige ab und lässt sie segnen: in der Kirche Heilige Drei Könige in Wardenburg. Das ist nicht selbstverständlich: Die heute 14-Jährige ist nicht getauft.

 

Sie bereitet schon Gottesdienste vor

 

Ihre Schwester Clara besucht die bischöfliche Liebfrauenschule in Cloppenburg. Dort bereitet sie mit ihrer besten Freundin die katholischen Klassengottesdienste vor, begeistert und intensiv. Das ist nicht selbstverständlich. Denn auch die heute 16-Jährige ist nicht getauft.

Der Grund: Beide Eltern waren sich einig, dass die Kinder einmal selbst entscheiden sollen, ob und wie sie sich taufen lassen. Die Mutter ist evangelisch, der Vater katholisch.

 

Wie man anderswo Gottesdienst feiert

 

Kirche und Glaube spielten im Leben der Familie immer eine Rolle. Die Mädchen gingen in einen evangelischen Kindergarten, waren bei den Sternsingern in Ahlhorn dabei. Und am Mittagstisch war Kirche oft ein Thema. Sie haben immer wieder katholische Gottesdienste besucht, in Wardenburg, in Oldenburg, in Ahlhorn – und evangelische Gottesdienste in evangelischen Kirchen.

Aus den Ferien wissen sie, wie die Kirche in Spanien, Italien oder in Dalmatien Gottesdienst feiert. Clara meint inzwischen, der katholische Gottesdienst sei „einfach feierlicher“, man fühle sich „viel stärker als Gemeinschaft“. Und überhaupt: „Das Katholische ist einfach schöner.“

 

Beeindruckt von katholischen Menschen

 

Bischof Genn legt Sophie und Clara Otremba bei der Zulassung zur Taufe die Hände auf. | Foto: Michael Bönte
Bischof Genn legt Sophie und Clara Otremba bei der Zulassung zur Taufe die Hände auf. | Foto: Michael Bönte

Jedoch: Spätestens in den Klassengottesdiensten habe sie gemerkt, dass sie nicht richtig dazugehöre: „Wenn alle nach vorne gingen und die Hostie bekamen – nur ich nicht.“ Obwohl sie sich zur Kirche hingezogen fühlte. Immer schon. Über die Jahre reifte bei ihr wie bei der Schwester der Gedanke: Ich lasse mich taufen.

Beide waren beeindruckt von katholischen Menschen um sich herum. Sophie besonders von ihrem Vater: „Der erklärt uns immer alles, was wir wissen wollen. Beim Thema Kirche dann besonders viel.“ Clara besonders von der Nachbarin, eine der wenigen katholischen Frauen in Ahlhorn.

Daneben hat sie auch katholische Jugendliche kennen gelernt, „die damit prahlen, dass sie zwei Jahre nicht mehr in der Kirche waren.“ Sie überlegt. „Aber ich kenne auch einen Jungen, der schon fest entschlossen ist, dass er Priester wird. Ziemlich cool.“ Ihr Eindruck: „Es gibt eben Vielfalt in der Kirche, in der Art, wie Menschen glauben.“

 

Clara: Gott beginnt, wo Wissenschaft endet

 

Das erlebt sie auch bei ihrer besten Freundin: Die berichte auch von Zweifeln, sage manchmal, dass sie im Glauben an ihre Grenzen stoße. Clara hat gemerkt: „So schnell kommt das bei mir eigentlich nicht!“

Auch, weil sie seit Monaten intensiv über ihre Fragen sprechen kann – in der Vorbereitung auf die Taufe, mit Christoph Sibbel, Pfarrer von St. Josef Oldenburg. Kein Unterricht wie in der Schule, sondern „Platz für unsere Fragen“, berichtet Sophie. Etwa, „ob Gott die Welt geschaffen hat – das war für mich lange ein Problem.“ Ihr sei jetzt klar geworden, dass alle Wissenschaft mit ihrer Forschung an ein Ende komme. „Und da beginnt für mich Gott.“

 

Wie umgehen mit dem Leid in der Welt?

 

Clara hatte es schwer mit dem Leid in der Welt. Wie Gott das zulassen könne? „Ein strafender Gott – das konnte ich einfach nicht glauben.“ Ihr sei klar geworden: Der freie Wille von Menschen sei oft die Ursache von Leid. „Es ist nicht Gott, der Kriege zulässt. Ich glaube aber, dass er sie beendet – wenn Menschen sich auf ihn besinnen.“ Sie ist überzeugt: „Gott will uns nichts Böses.“

Die eine Seite der Vorbereitung. Inzwischen haben beide auch die Feier vorbereitet, über angemessene Kleidung nachgedacht. Und Paten gefunden; Clara die Nachbarin, Sophie eine Tante. Und sie haben überlegt, in welcher Kirche sie getauft werden möchten.
Die erste Idee kam ihnen vor Jahren an einem Karsamstag. Die Familie fuhr nach einem Einkaufsbummel in Oldenburg aus der Stadt heraus. Plötzlich Glockenläuten über dem Straßenlärm.

 

Durch Zufall in eine wichtige Kirche

 

Vater Otremba wirft einen Blick in die Seitenstraße, sieht, dass vor einer Kirche ein kleines Feuer gerichtet wird. Als Katholik weiß er: Karsamstag, Entzünden der Osterkerze, Feier der Osternacht. Spontan beschließt die Familie: Wenden, parken, zur Kirche gehen. Eine Feier, die Clara und Sophie als „wunderschön“ beschreiben. In der Filialkirche St. Michael, die zur Gemeinde von Pfarrer Sibbel gehört.

Da ahnen sie noch nicht, dass diese Gemeinde eine besondere Bedeutung für sie bekommen wird: als Gemeinde, in der sie eines Tages getauft werden. Sie ahnen es nicht, fühlen sich aber bestärkt auf ihrem Weg. Hin zur Taufe in der Feier der Osternacht 2018.

Die Taufe erwachsener Menschen
Im Bistum Münster sind in den zurückliegenden zehn Jahren nach offiziellen Angaben des Bistums insgesamt etwa 200 Erwachsene getauft worden. Für ganz Deutschland gibt die Bischofskonferenz etwa 2700 im Jahr an. Das ist in der Regel ein Sechstel aller Taufen.
In der Anfangszeit der Kirche war die Taufe Erwachsener die gängige Praxis, die frühe Kindertaufe kam erst später. Sie war bis vor wenigen Jahrzehnten vorherrschend. Inzwischen gibt es immer mehr erwachsene Taufbewerber.
Die Kirche sieht die Taufe als Feier der ganzen Gemeinde. Deshalb werden die Bewerber öffentlich getauft, in vielen Gemeinden bei der Feier der Osternacht. Erwachsene Täuflinge werden zugleich gefirmt und nehmen zum ersten Mal an der Kommunion teil.
Weitere Informationen unter www.katholisch-werden.de.

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