Ausblick: Synodaler Weg, Missbrauch – und ein neuer Bischof

Was 2020 für die Kirche in Deutschland bringt

Großveranstaltungen stehen im kommenden Jahr nicht auf dem Programm der beiden großen Kirchen in Deutschland. Doch gleich zu Beginn stehen beim "Synodalen Weg" die großen Themen des vergangenen Jahrs im Mittelpunkt.

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Großveranstaltungen stehen im kommenden Jahr nicht auf dem Programm der beiden großen Kirchen in Deutschland. Stattdessen laufen hinter den Kulissen bereits die Vorbereitungen für den dritten Ökumenischen Kirchentag, der 2021 in Frankfurt stattfindet. Die Stadt am Main steht allerdings auch schon in wenigen Wochen im Fokus. Ende Januar läuten dort die katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) den inhaltlichen Start ihres Synodalen Wegs ein.

Ein Ziel des Dialogs zur Zukunft kirchlichen Lebens ist, nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Die aus 230 Teilnehmern bestehende Synodalversammlung, die vom 30. Januar bis zum 1. Februar erstmals in Frankfurt zusammenkommt, wird die Weichen für die zunächst auf zwei Jahre angelegte Initiative stellen. Gesetzt sind die Themen Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie Rolle von Frauen.

 

Verschärfte Leitlinien bei Missbrauch

 

Was den Umgang mit Missbrauchsfällen anbelangt, treten in den katholischen Bistümern zu Jahresbeginn die neuen verschärften Leitlinien in Kraft - ziemlich genau zehn Jahre, nachdem der damalige Leiter des Canisius-Kollegs, Pater Klaus Mertes, eine Welle von Enthüllungen auslöste, indem er Fälle an der Jesuitenschule in Berlin öffentlich machte.

Weiter offen bleibt indes die Frage, in welcher Höhe Betroffene von Missbrauch künftig entschädigt werden sollen. Und aus welchen Töpfen das Geld bereitgestellt wird. Zuletzt gaben mehrere Diözesen bekannt, dafür nicht auf Kirchensteuermittel zurückgreifen zu wollen.

 

EKD schickt Flüchtlingsschiff ins Mittelmeer

 

Das Thema dürfte 2020 auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) umtreiben. Zahlungen in bis zu sechsstelliger Höhe, wie sie in der katholischen Kirche diskutiert werden, lehnte die EKD zuletzt ab. Solche Summen könnten „zwangsläufig zu Auseinandersetzungen über die Beweisbarkeit von Sachverhalten“ führen, „also genau zu den Verfahren, die die Betroffenen über lange Zeit stark belasten und retraumatisieren würden“, hieß es.

Ein kirchen- und gesellschaftspolitischer Dauerbrenner ganz anderer Art ist die Debatte um die Flüchtlingspolitik. Die EKD plant, im Verein mit anderen Institutionen und Verbänden im Frühjahr ein Schiff zur Rettung von Flüchtlingen ins Mittelmeer zu schicken - ein nicht unumstrittenes Vorhaben. Das Bündnis „United4Rescue“ will sich darüber hinaus langfristig für eine humanere Flüchtlingspolitik in der Europäischen Union einsetzen. Die katholischen Bischöfe wollen auf ihrem fünften Flüchtlingsgipfel Ende Juni in Erfurt mit Experten über die Integration von Migranten in Deutschland beraten.

 

Öffnung der Vatikan-Akten zu Pius XII.

 

Über den deutschen Tellerrand hinaus richtet sich der Blick unter anderem beim Internationalen Bischofstreffen zur Solidarität mit den Christen im Heiligen Land. Auf dem Kalender der Deutschen Bischofskonferenz ebenfalls verzeichnet ist der 52. Eucharistische Weltkongress vom 13. bis 20. September in Budapest.

Historiker aus dem In- und Ausland warten unterdessen mit Spannung auf die für Anfang März angekündigte Freigabe der vatikanischen Akten zur Amtszeit von Papst Pius XII. (1939-1958). Die Fachleute erhoffen sich von diesem Schritt weiteren Aufschluss über die Haltung des Papstes und der katholischen Kirche während des Zweiten Weltkriegs.

 

Wer wird neuer Bischof von Augsburg?

 

Vergleichsweise ruhig ist es um das personelle Tableau der beiden großen Kirchen bestellt. Augsburgs Katholiken warten auf die Ernennung eines neuen Bischofs nach dem altersbedingten Rücktritt von Konrad Zdarsa. Die Synode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (EVLKS) will am 29. Februar und 1. März einen neuen Landesbischof wählen. Der bisherige Amtsinhaber Carsten Rentzing hatte Mitte Oktober seinen Rücktritt eingereicht. Zuvor war bekanntgeworden, dass er während seiner Studienzeit Kontakte zu rechtskonservativen Milieus hatte und entsprechende Texte veröffentlicht hatte.

Gleich zu Jahresbeginn gibt es dann noch einen Stabwechsel beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Marc Frings übernimmt die Geschäfte des ZdK-Generalsekretärs. Er folgt auf Stefan Vesper, der nicht zuletzt Katholiken- und Ökumenische Kirchentage maßgeblich mit prägte.

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