Welche Blumen passen wann im Kirchenjahr?

Was beim Blumenschmuck in Kirchen zu beachten ist

In eine Kirche gehört passender und ansehnlicher Blumenschmuck. Was an Gestaltung und Farbe zu beachten ist und wann welche Blüten und Sträucher im Kirchenjahr zum Einsatz kommen, haben drei Experten bei einem Workshop in Kleve erläutert.

Anzeige

Weniger ist mehr“, lautet  die Devise von Pater Nikolaus Nonn beim Blumenschmuck. Er zeigt Bilder von mit Weihnachtssternen völlig überladenen Altären. Ein Raunen und Gelächter gehen durch die Menge. Im Rahmen einer Fortbildung für Küster aus dem Bistum Münster stellt der Benediktiner vor, was beim Blumenschmuck zu beachten ist: „Es geht darum, Akzente zu setzen. Es sollten niemals zu viele oder zu große Blumen zum Beispiel den Altar verdecken“, sagt der Referent, der sich auch in der Cella St. Benedikt, dem Stadtkloster seiner Abtei in Hannover, um den Blumenschmuck kümmert.

Vor allem komme es aber auf die Stil-Epochen an, aus denen die Gotteshäuser stammen: „In einem gotischen Raum geht es darum, die Höhen zu beachten. Da kann eine Säule auch mal 18 Meter hoch sein. Diese Höhe sollte der Blumenschmuck mitbetonen.“

 

Zurückhaltend bei Barockbauten

 

Anders ist es da in Barockbauten: „Die sind eh schon voll. Die Blumengestaltung sollte eher zurückhaltend sein. Hier gilt es, Akzente zu setzen. Die Blumen sollten sich farblich vom Rest unterscheiden, damit sie auffallen. Was woanders schnell kitschig wirkt, wie zum Beispiel, die Weihnachtsbäume mit Lametta zu schmücken, passt in barocken Kirchen gut“, sagt Pater Nikolaus.

In der Abteikirche Königsmünster in Meschede hüllt Pater Nikolaus Artischocken in Butterbrotpapier. | Foto: P. Nikolaus Nonn
In der Abteikirche Königsmünster in Meschede hüllt Pater Nikolaus Artischocken in Butterbrotpapier. | Foto: P. Nikolaus Nonn

„Weniger ist mehr“ gelte besonders für modern gebaute Kirchen: „Oft spricht die Architektur für sich, und der Raum benötigt keinen Blumenschmuck. Akzente können natürlich trotzdem gesetzt werden.“ Doch manche Leerräume gibt es ganz bewusst: „Sie müssen nicht gefüllt werden. Der Raum ist als Bild zu sehen, denn in manchen Kirchen erschließt sich die Liturgie von selbst.“

 

Wichtig ist der Altar

 

Auf dem Altar darf allerdings niemals etwas stehen: „Der Altar ist das Symbol für Christus. Auf ihn gehören keine Blumen, auch keine Kerzen. Natürlich kann man aber etwas vor den Altar stellen. Auf die Seitenaltäre können Blumen ebenso gestellt werden, an ihnen wird ja nicht mehr zelebriert.“

Die  restlichen dekorativen Elemente können einen Bezug zum Altar haben, sagt Pater Nikolaus: „Zum Beispiel in einer ähnlichen Gestaltung etwa beim Ambo. Hier können die Küster etwas aus der Jahreszeit platzieren, zum Beispiel eine Glasvase mit Kies, in dem Rosen stecken.“ In der Osterzeit kann zudem die Gestaltung auf die Osterkerze oder das Taufbecken aufmerksam machen. Im Marienmonat Mai oder an Marienfesten bietet es sich an, Bilder oder Statuen der Muttergottes „zu akzentuieren, aber nicht zu verstecken.“

 

Orientierung an liturgischen Zeiten und Texten

 

Sowohl die sakrale Raumgestaltung als auch der Blumenschmuck können Glauben vermitteln, weiß Nicole Stockhoff, Leiterin der Fachstelle Gottesdienst und des Referats Liturgie im Generalvikariat Münster: „Schöne Blumen schmücken den Kirchenraum und können helfen, die Frohe Botschaft unterstützend zum Ausdruck zu bringen. Der Blumenschmuck sollte aber von Einfachheit geprägt sein und sich am Kirchenraum wie an den liturgischen Zeiten orientieren.“

Buchtipp
P. Nikolaus Nonn/Bernd Steiner/Nicole Stockhoff/Marko Weibels: „Das Auge betet mit“, ca. 120 Seiten, Bonifatius-Verlag, 17 Euro, ISBN: 978-3-89710-794-6
Dieses Buch bestellen...

Auch die liturgischen Texte können ein Anhaltspunkt sein. „Ein Kirchenraum hat eine Ausstrahlungs- und Anziehungskraft. Er soll dem Gebet dienen, deshalb ist die Ästhetik wichtig. Der Buchtitel drückt es schön aus: Das Auge betet mit. Ein falsches Bild stört beim Beten“, sagt Stockhoff.

 

Klassisch, aber modern gemacht

 

Es muss nicht immer eine klassische Gestaltung sein, sagt Pater Nikolaus. Er selbst ist immer auf der Suche nach etwas Neuem und gestaltet viele Kirchenräume auch mal auf besondere Art. Um einen langen Stahlstab beispielsweise legt er Äste und steckt Blüten hinein. Einen klassischen Adventskranz mit roten Äpfeln und goldfarbenen Honigkerzen gestaltet er modern, indem er ihn locker bindet und ein paar Äste herausstehen lässt: „Man muss das Rad nicht immer neu erfinden.“

Ein Adventskranz mal anders: Kerzen bilden eine Straße über die Studen den Hildesheimer Doms. | Foto: P. Nikolaus Nonn
Ein Adventskranz mal anders: Kerzen bilden eine Straße über die Stufen den Hildesheimer Doms. | Foto: P. Nikolaus Nonn

Pater Nikolaus hat auch schon einmal in einer aufgestellten Steinwüste einen abgestorbenen Baum mit einer Adventskerze platziert. Im Laufe des Advents kamen Blumen dazu: „Aus Totem wird Lebendiges. Das symbolisiert das aufblühende Leben.“
Auf abgestorbene Äste greift er generell gerne zurück, um sie mit etwas Frischem zu kombinieren. So werden sie Zeichen für die Auferstehung und das Leben.

Er rät den Küsterinnen und Küstern, neue Wege zu wagen und verschiedene Elemente immer wieder anders aufzugreifen. „Auch wenn sich manche Gemeindemitglieder beschweren werden“, fügt er schmunzelnd hinzu.

Das Kirchenjahr in Blumen
Tipps vom Kölner Floristenmeister Bernd Steiner dazu, wann welche Blumen im Kirchenjahr zum Einsatz kommen, finden Sie auf Seite 5 in Kirche+Leben (Ausgabe vom 21. Oktober). Zeitung hier bestellen...

Anzeige