Gesprächsabend in St. Vitus Olfen zur Europawahl 2019

Was Christen gegen Rechtspopulisten tun können

Bei der Europawahl am 26. Mai 2019 wird möglicherweise jeder zehnte Bürger die AfD und damit rechtspopulistisch wählen. Das beunruhigt viele Christen, wie eine Diskussion mit der Expertin Sonja A. Strube in Olfen zeigt.

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In der münsterländischen Kleinstadt Olfen hat bei der vergangenen Bundestagswahl jeder zehnte Wähler die AfD gewählt. Ein ähnliches Ergebnis für diese Partei erwartet Helga Eckmann vom Olfener Pfarreirat St. Vitus auch bei der anstehenden Europawahl.

„Wir müssen uns mehr über den Erfolg und die Strategien der Rechtspopulisten informieren“, sagte Eckmann. Sie lud deshalb zusammen mit der Katholischen Landvolk-Bewegung im Bistum Münster zu einem Gespräch darüber ein, „warum auch Christen rechts abbiegen“.

 

Religiöse Menschen für Rechtspopulismus anfällig

 

Als Expertin informierte Sonja A. Strube, katholische Theologin und Dozentin an der Universität Osnabrück, über die Tatsache, dass auch religiöse Menschen für Rechtspopulismus anfällig sind: „Rechte Einstellungen machen nicht vor Kirchentüren Halt“, sagte Strube im Gemeindezentrum Haus Katharina. Religiösität und Kirchennähe schützten nicht automatisch vor Denkweisen, die im Grunde menschenfeindlich und rassistisch seien. „Berührungsflächen werden über die Themen Familie, Lebensschutz und über das Frauenbild eröffnet und vereinnahmend besetzt“, erklärte Strube.

Im Internet gebe es zahlreiche Adressen, die „fromm daherkommen“, letztlich aber den Weg zu rechtspopulistischen und rechtsextremen Inhalten bereiteten. Dazu zählte unter anderem die mittlerweile abgeschaltete katholisch-traditionalistische Website „kreuz.net“ und das fundamentalistische „gloria.tv“, das regelmäßig deutsche Bischöfe als zu liberal kritisiere.

 

Bischöfe gelten als liberal

 

Gesprächsabend in St. Vitus Olfen.
Helga Eckmann (links) und Klaus Große Wiesmann begrüßten die Referentin Sonja A. Strube. | Foto: Johannes Bernard

„Rechte Gruppierungen greifen die unter vielen eher konservativen Christen bestehende Ablehnung des geltenden Abtreibungsrechts, die ausgeprägte Skepsis gegenüber bestimmten Formen des Sexualkundeunterrichts oder den Reformen im Eherecht auf“, analysierte Strube.

Rechtsstehende Gruppen bemühten sich oft erfolgreich, in diesen Themenfeldern mit christlichen Gruppen Bündnisse einzugehen und gemeinsame Veranstaltungen zu organisieren. „Rechte Gruppierungen geben sich einen seriösen, bürgerlich-konservativen Anstrich. Sie suchen Anschluss an das katholische Milieu und die bürgerliche Mitte.“

 

Anschluss an die bürgerliche Mitte

 

Im Gespräch mit den mehr als 50 Interessierten machte Strube deutlich, wie erfolgreich die AfD in ihrer Strategie sei, konservative Christen anzusprechen. Bei den Evangelikalen in Baden-Württemberg gebe es Berührungspunkte mit der AfD.

Die Plattform „Christen in der AfD“ stelle sich betont seriös dar und suche den Anschluss an die Kirchen. „Man sollte allerdings genau hinschauen, wer wen für ein öffentlichen Forum benutzen will“, sagte Strube und verwies auf die langen Diskussionen über das Für und Wider einer Beteiligung von AfD-Vertretern auf Katholikentagen und evangelischen Kirchentagen.

 

Stimmung gegen Homosexuelle und Migranten

 

Strube appellierte an die Gesprächsteilnehmer, gegenzuhalten, wenn Stimmung gegen Muslime, Homosexuelle, Flüchtlinge, Sinti und Roma und andere Minderheiten gemacht werde. „Ein Gradmesser ist die Menschenwürde, die für alle Menschen gilt.“ Die katholische Kirche erkenne im Zweiten Vatikanischen Konzil ausdrücklich die Religionsfreiheit an und rufe zum Dialog der Religionen für eine friedliche Welt auf.

Klaus Große Wiesmann, Mitglied der Katholischen Landvolk-Bewegung, rief dazu auf, das Wahlrecht bei der Europawahl zu nutzen und die demokratischen Parteien zu unterstützen.

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