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Wie kommt ein Banker zum Sozialdienst katholischer Frauen(SkF)? „Zumal er noch nicht einmal katholisch ist“, sagt Volker Eilers aus Rheine über sich und schmunzelt. „Das war eine spannende Sache!“, fügt er an. Der 44-Jährige ist Leiter des Bereichs „Geschäftskunden und Freie Berufe der Deutschen Bank für Nord Westfalen“.
Zum SkF Ibbenbüren hatte ihn Anfang des Jahres der Zufall verschlagen. Gemeinsam mit Sven Veismann von der Unternehmensberatung McKinsey unterstützte er den gemeinnützigen Verband dabei, sich in Sachen Finanzierung und Öffentlichkeitsarbeit besser aufzustellen: „Sven und ich machen schon mehrere Jahre ehrenamtlich bei 'Startsocial' mit“, berichtet Volker Eilers.
„Startsocial“ ist eine bundesweite Initiative, die sich seit 20 Jahren zum Ziel gesetzt hat Helfern zu helfen, und zwar durch die Vermittlung von Wissen und die Vernetzung zwischen Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Schirmherrin ist Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Als Coaches begleiteten Eilers und Veismann das SkF-Projekt „Altersarmut begegnen - Lebenswer(k)t“ in Ibbenbüren über vier Monate. Dieses Projekt ist an die Schuldnerberatung angeknüpft und arbeitet mit derzeit neun Ehrenamtlichen, die Menschen in finanziellen Schieflagen helfen. Geleitet wird das Projekt von einer Sozialarbeiterin des SkF Ibbenbüren mit einer Viertel-Stelle.
Coaches fragen „Wo hapert's?“
Die Coaches von Startsocial beleuchten die jeweiligen Projekte aus verschiedenen Blickwinkeln: „Wo hapert's? Was kann besser laufen? Viele Projekte sind rein ehrenamtlich gesteuert, da geht es oft mit großem Enthusiasmus los. Wenn es ans Wachstum geht, stehen die Ehrenamtlichen häufig vor einem Hindernis. Organisation ist da ein großes Thema“, berichtet Volker Eilers. 200 Coaches sind bundesweit jährlich bei etwa 100 Projekten im Einsatz. „Für mich gehört es im Leben dazu, sich sozial einzubringen“, sagt Eilers zu seiner Motivation. Zwar werde "Startsocial" mit Sitz in München als Koordinator auch von großen Unternehmen mitfinanziert, „aber ich bin sicher, das geschieht nicht vorrangig aus Image-Gründen.“ Sein Arbeitgeber unterstützt das ehrenamtliche Engagement seiner Mitarbeiter etwa bei „Social Days“, bei denen lokale Projekte von Mitarbeit und finanzieller Unterstützung profitieren, als auch als Referent in Schulen zur finanziellen Allgemeinbildung. „Es muss nicht immer die große Bühne sein“, merkt Volker Eilers dazu an.
Beim Projekt „Altersarmut“ in Ibbenbüren ging es nicht ums Image, sondern um einen ehrlichen Austausch: In vier Workshops mit den haupt- und ehrenamtlich tätigen Mitstreiterinnen vom SkF kamen zentrale Punkte auf den Tisch: „Wie stellen wir eine Finanzierung für das Projekt langfristig sicher? Wie steht es mit der Öffentlichkeitsarbeit? Wie können wir noch mehr Betroffene ansprechen, dass sie sich trauen, beim SkF Hilfe zu holen?“, sagt Eilers, der auch persönlich einiges mitnimmt: „Das Schöne an diesem Projekt ist, dass es nicht einseitig läuft. Ich habe viel über den SkF gelernt.“ Und über Altersarmut: „In unserem Alltag steht das nicht im Vordergrund. Wir haben hier völlig andern Einblick erhalten, das Thema wird ja doch oft tabuisiert.“
Austausch auf beiden Seiten
Beruflich beraten die Coaches Unternehmen und Geschäftsleute. „Unsere Kunden möchten sich eher darüber unterhalten, wie sie ihre Projekt unterhalten, wie sie ihre Vorhaben finanzieren und nicht darüber, ob sie in diesem Monat ausreichend Geld für existenzielle Sachen wie Lebensmittel, Kleidung und ärztliche Versorgung haben.“ Das mache ihn nachdenklich: „Aus dem Thema geht man mit Betroffenheit raus“, so der Bankberater, der ehrenamtlich auch eine Jugendmannschaft des FC Eintracht Rheine trainiert. Vermindertes Rentenniveau und Jobs, mit denen es schwer ist, sich eine Grundlage für das Alter aufzubauen, mache Altersarmut zum gesellschaftlichen Dauerthema. Deswegen halte er das Ibbenbürener SkF-Projekt für sehr wichtig, „weil es über die Schuldnerberatung hinausgeht und über die ehrenamtliche Mitarbeit viele Menschen erreicht.“
Er möchte mehr Initiativen Mut machen, sich ebenfalls für ein kostenfreies Startsocial-Beratungsstipedium zu bewerben. Bisher waren Projekte mit konfessionellem Hintergrund noch unterrepräsentiert. Dabei kann ein Blick über den Tellerrand nicht schaden. Der SkF Ibbenbüren hat es mit dem Projekt Lebenswer(k)t bei "Startsocial" in die diesjährige Bundesauswahl der besten 25 Projekten geschafft und hofft jetzt auf einen Geldpreis von 5.000 Euro oder den Sonderpreis der Bundeskanzlerin.
Bewerbungsschluss für die 17. Runde ist der 28. Juni. Alle Infos unter www.startsocial.de