Fünf Katholiken aus dem Bistum Münster geben Antwort

Was erwarten Sie von der Weihnachtspredigt?

Drei Frauen und zwei Männer aus dem Bistum Münster berichten darüber, was sie sich von der Predigt an Weihnachten erhoffen: Impulse für den Alltag, eine hoffnungsvolle Atmosphäre, eine „geerdete“ Ansprache.

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Drei Frauen und zwei Männer aus dem Bistum Münster berichten darüber, was sie sich von der Predigt zu Weihnachten 2019 erhoffen: Impulse für den Alltag, eine hoffnungsvolle Atmosphäre, eine „geerdete“ Ansprache.

 

Ich freue mich auf einen Predigt-Dialog

 

Elisabeth LakemeierElisabeth Lakemeier.

Elisabeth Lakemeier (64), St. Dionysius Rheine: Ich wünsche mir 2019 keine „Heile Welt“-Predigt, da unsere Welt alles andere als heil ist. Diese Predigt soll nicht kuschelig und harmonisch sein. Vor 2000 Jahren war es nicht kuschelig, und heute sind wir sehr weit weg von Frieden, Freude und Harmonie.

Die diesjährige Predigt sollte für mich nah am Menschen sein, vor allem nicht hochtrabend. Ich freue mich über eine Predigt, in dessen Verlauf ein Dialog mit den Mitfeiernden entsteht. Wo es darum geht: Was bewegt mich oder die anderen, wie fühle ich mich in dieser belastenden Zeit, wo Missbrauch und Vertuschung unser aller Vertrauen erschüttert? Worin liegt dort die Weihnachtsbotschaft?

Wie geht es mir damit, dass die Welt so ungerecht ist, dass sie von Klimakatastrophen, Kriegen, aber besonders von menschlicher Habgier, Ignoranz und Blauäugigkeit geprägt ist?

 

Wünsche mir ein stimmungsvolles Weihnachtsfest Elend derWelt

 

Herbert KraftHerbert Kraft.

Herbert Kraft (61), St. Pankratius Ahlen-Vorhelm: Meine Erwartungen an die Weihnachtspredigt sind gar nicht so hoch. Ich werde zum Fest – wie gewöhnlich – in den Gottesdienst gehen. Für mich muss zu Weihnachten auch kein besonderes Thema platziert werden. Ganz im Gegenteil. Für Weihnachten erscheint es mir besser zu sein, die Kirche im Dorf zu lassen und nicht auf alle Problemlagen in der Welt hinzuweisen.

Ich meine zum Beispiel Krieg, Obdachlosigkeit, Hunger. Das menschliche Elend bekommt man in einer Predigt ohnehin nicht adäquat transportiert. Es ist durch Worte nicht ausreichend fassbar. Das heißt nicht, dass wir nicht an die Menschen denken sollten, denen es schlecht geht. Zu Weihnachten jedoch steht das Fest um die Geburt Jesu und die damit verbundene Botschaft an uns im Mittelpunkt. Das drückt sich für mich in einer stimmungsvollen, hoffnungsvollen Atmosphäre aus.

 

Predigt sollte das Tagesgeschehen aufgreifen

 

Helga EckmannHelga Eckmann.

Helga Eckmann (56), St. Vitus Olfen: Die Predigt sollte in einer Sprache gehalten werden, die die überwiegende Anzahl der Besucher versteht.

Unsere Gesellschaft wird zusammengehalten durch die Beziehungen und das Verhalten der Menschen untereinander. Sie wird aber gerade immer hektischer und egoistischer. Da wäre es gut, auf die wichtigen Dinge im Leben, wie Zeit und Achtsamkeit, für sich und andere mit Gedanken aus der Botschaft Jesu Christi hinzuweisen. Wir Christen sind besonders aufgefordert, uns für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen. Diese Anliegen sollten mit den aktuellen Tagesgeschehen, unter anderem Klimaschutz, Globalisierung, Unruhen weltweit, verbunden werden.

Ich freue mich immer, wenn ich einen konkreten praktischen Gedanken für die kommenden Tage mit auf den Weg bekomme.

 

Riesenchance, viele Menschen zu erreichen

 

Markus KortewilleMarkus Kortewille.

Markus Kortewille (45), St. Lamberti Münster: Für mich sind zwei Dinge wichtig. Erstens, dass ich durch die Predigt einen spirituellen Impuls bekomme, der mich über die Weihnachtstage weiter nachdenken lässt. Das Fest ist mehr als Weihnachtskekse und Weihnachtsduft, so gerne wir das alles erleben. Der Herr ist Mensch geworden. Das ist die eigentliche Botschaft.

Zweitens wünsche ich mir, dass wir in positiver Weise die Menschen annehmen, die mit uns in diesen Tagen mitfeiern. Ich freue mich, dass Mitmenschen und Mitchristen in die Weihnachtsgottesdienste kommen, die sonst seltener da sind. Die Predigt sollte vor allen ihnen einen Impuls für den Alltag geben. Die Christmette ist eine Riesenchance für den Prediger, diese Menschen anzusprechen und zu erreichen. Deswegen erwarte ich keine theologische Grundpredigt, sondern dass Gemeinde diese Chance wahrnimmt.

 

Alles locker und mit Aufruf zum Handeln

 

Laura CollierLaura Collier.

Laura Collier (23), St. Mariä Himmelfahrt Vechta: Wenn ich die Predigt selbst schreiben dürfte, dann würde ich erstmal alles locker gestalten. Wollte nicht Jesus auch mit den Menschen locker ins Gespräch kommen? In einen Dialog treten mit allen, die zuhören, groß und klein?

Meistens regen mich Predigten zum Nachdenken an. Doch Weihnachtspredigten bringen mich jedes Jahr auf dieselben Gedanken: Danke für meine gesunde Familie, ich müsste denen helfen, denen es nicht so gut geht, gerade am Fest der Liebe. Wieso sollten diese Gedanken der Menschen während einer Predigt nicht auch ausgesprochen werden und soziale Projekte fürs nächs­te Jahr vorgestellt und Infos darüber im Anschluss an die Messe verteilt werden?

Das wären meine Erwartungen an die diesjährige Weihnachtspredigt, an einem Tag, an dem Jesus, aber auch dein Nächster im Mittelpunkt stehen sollte.

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