Kirche+Leben Lexikon

Was ist das Lambertusspiel?

Wenn der September sich ankündigt, dann naht die Zeit des Lambertus-Spiels. Etwa seit der Mitte des 18. Jahrhunderts ist diese Tradition in Münster überliefert.

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Laterne, Pyramide und alte Lieder: Wenn der September sich ankündigt, dann naht die Zeit des Lambertus-Spiels. Etwa seit der Mitte des 18. Jahrhunderts ist diese Tradition in Münster überliefert und trotz des allmählichen Verschwindens aus dem Stadtbild gibt es Vereine und Schulen, Kirchengemeinden und Privatpersonen, die diesen urmünsterschen Brauch weiter pflegen und damit erhalten.

Woher das öffentliche Sing- und Tanzspiel um die mit viel Grün und dem „gelben Heinrich“ geschmückten dreibeinigen Pyramiden kommt, liegt im Dunkeln. Erklärungsversuche allerdings gibt es mehrere: Allen voran ist natürlich an das Patronatsfest des heiligen Lambert, Bischof von Maastricht und Patron der Stadt- und Marktkirche St. Lamberti, zu denken.

Heiliger Lambert von Maastricht:
Geboren im 7. Jahrhundert in Maastricht (Niederlande), gestorben in Lüttich (Belgien) an einem 17. September um 705.

Sein Festtag ist der 18. September, der eben auch der Höhe- und Schlusspunkt der abendlichen Treffen auf den Straßen, in den Höfen oder auf Plätzen der Stadt ist. Auf dem Kirchplatz stand bis zur Zerstörung 1944 der Lamberti-Brunnen mit Kinderfiguren beim Kreistanz: Mittelpunkt des wohl größten Lambertus-Spiels in der Stadt. Als 1956 dort ein neuer Brunnen gesegnet wurde, geschah dies natürlich mit dem Lichterfest.

 

Alte Handwerker-Traditionen als Ursprung?

 

Doch auch alte Handwerker-Traditionen werden als Ursprung des fröhlichen Treibens in der Dämmerung nicht ausgeschlossen: Am Lambertustag Mitte September wurde die Sommerarbeitszeit der Handwerker für Herbst und Winter um eineinhalb Stunden gekürzt - wenn das kein Grund zum Feiern war! Mancher Heimatkundeunterricht berichtete auch davon, dass am 18. September durchs frühere Dunkelwerden wieder Kerzen beim Arbeiten angezündet werden mussten - Ursprung des Lichterfestes? Sogar altgermanische Traditionen oder eine regionale Umformung anderer Tanzfeste sind im Gespräch.

"Lambert" ist althochdeutsch und heißt "der im Land Berühmte". Der Heilige ist Patron des Bistums Lüttich, der Stadt Freiburg, der Chirurgen, Bandagisten und Zahnärzte, der Bauern und bei Nierenbeschwerden.

Den Münsteranern ist es egal, warum sie Lambertus spielen - sie tun es gerne. Ab dem 1. September hört man den Ruf: „Kinder, kommt runter, Lambertus ist munter!“ So sammeln sich in den Nachbarschaften die Kinder, die stolz sind, noch in der Dämmerung nach draußen zu dürfen, und die Erwachsenen, die sich auf die geselligen Treffen freuen - und an die eigene Kindheit zurückdenken.

 

Dumme Liese und Laurentia

 

Mit häufig selbst gebastelten Laternen wandert man zum Lamberti-Brunnen, zum Mühlenhof-Museum oder auf so manchen Schulhof, steckt die Lampions in die Pyramide und singt dann, in mehreren Kreisen Hand in Hand um den leuchtenden Mittelpunkt wandernd, die überlieferten Spiellieder: das von der „Dummen Liese“ oder dem Birnbaum, vom Herrn, der den Jäger ausschickt, der nicht wieder nach Hause kommt, oder das anstrengende von der „Laurentia“ - denn immer, wenn ihr Name vorkommt, muss man in die Knie sinken. Höhepunkt und Abschluss eines Lambertus-Spiels ist der Besuch des Bauern: „O Bur, wat kost't dien Hei?“ singen alle ein vielstrophiges Kettenlied, das mit der Flucht des Landmanns endet - denn den Schupp (Schubs) will er nicht bekommen.

Darstellung des heiligen Lambert:
Als Bischof in Gebetshaltung kniend, durchbohrt von einem Dolch oder einer Lanze, mit feurigen Kohlen.

Auch wenn inzwischen der Martins-Umzug als Laternen-Fest dem Lambertus den Rang abzulaufen droht - die Erhaltung des traditionellen Kreisspiels und der sowohl weltlich als auch religiös („Guter Freund, ich frage Dir“) ausgerichteten Liedertexte haben sich zum Glück etliche Münsteraner auf ihre Fahnen geschrieben.

Vita des heiligen Lambert:
Lambert wurde um 672 Nachfolger des heiligen Theodard als Bischof von Maastricht. Seine Ernennung wurde von König Childerich II. bestätigt. Als dieser 675 ermordet wurde, hatte dies die Absetzung Lamberts durch Ebroin zur Folge. Sieben Jahre lang lebte der Bischof als Verbannter in der Abtei Stavelot (Belgien). Nach dem Sturz Ebroins kehrte er auf seinen Bischofsstuhl zurück und ordnete seine Diözese in den folgenden zwei Jahrzehnten von Grund auf neu. Seinen Tod fand Lambert durch einen Streit mit dem Grafen Dodo um die Immunitätsrechte der Kirche gegenüber der staatlichen Macht. Dodo ließ den Kirchenmann in dessen Wohnung durch zwei bezahlte Täter erdolchen. Weil Lambert dies betend und ohne Gegenwehr hinnahm, wurde er bald als Märtyrer verehrt. Sein Leichnam wurde zunächst nach Maastricht überführt, später, bei der Verlegung des Bischofssitzes nach Lüttich, dorthin zurückgebracht. Die Reliquien wurden während der französischen Revolution vernichtet.

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