Vollversammlung per Videokonferenz kann keine Beschlüsse fassen

Was ist Stand beim Synodalen Weg – und wie geht es weiter?

  • Am Donnerstag und Freitag (4. und 5. Februar) steht die nächste große Etappe auf dem Synodalen Weg bevor – dieses Mal per Online-Videokonferenz..
  • Die Arbeitsgruppen sollen Beschlussvorlagen zu den zentralen Themen des Synodalen Wegs erstellen: Macht, priesterliches Leben, Sexualmoral und Rolle der Frauen.
  • Dabei fallen die Ergebnisse der Arbeitsgruppen recht unterschiedlich aus.

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Am Donnerstag und Freitag (4. und 5. Februar) steht die nächste große Etappe auf dem Synodalen Weg bevor, dem Dialog zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland. Coronabedingt treffen sich die Teilnehmer nicht zu einer Vollversammlung vor Ort, sondern zu einer Konferenz im Netz. Dort wollen die vier Foren über ihre Arbeiten berichten. Die Arbeitsgruppen sollen Beschlussvorlagen zu den zentralen Themen des Synodalen Wegs erstellen: Macht, priesterliches Leben, Sexualmoral und Rolle der Frauen. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) hat hinter die Kulissen geblickt und beantwortet Fragen zum Stand der Dinge.

 

Gibt es Spielregeln für die von den Foren zu erarbeitenden Texte?

 

Die Gedanken sind frei, wenn sich die jeweils rund 35 Mitglieder der Foren austauschen. Für die von ihnen zu erarbeitenden Texte hat das Präsidium des Synodalen Wegs im November einen Leitfaden erstellt. Demnach sollen die vier Foren „Grundtexte“ mit einem Umfang von maximal 40 Seiten vorlegen, die theologisch fundiert begründen, auf welchen Feldern Handlungsbedarf besteht. Die Texte sollen so formuliert sein, dass sie auch außerhalb eines Fachpublikums verstanden werden können.

Zu diesen „Grundtexten“ gesellen sich „Handlungstexte“ von maximal 5 Seiten, die sich mit der konkreten Umsetzung von Reformanliegen befassen, beispielsweise der Zulassung von Frauen zum Diakonat.

„Texte mir kontroversen Synopsen“ sind nicht vorgesehen. Diese Vorgabe birgt ein gewisses Konfliktpotential, weil sie Minderheitenvoten keinen Raum gibt. Mitglieder der Synodalversammlung, die den von den Foren erstellten Texten kritisch gegenüber stehen, haben allerdings die Möglichkeit, Änderungsanträge einzubringen.

 

Wie ist die Stimmung in den Foren?

 

Konzentriert, konstruktiv und dynamisch, aber auch kontrovers, mühsam und zeitaufwendig. So umschreiben Beteiligte die Stimmung. Die meisten Aussprachen fanden coronabedingt virtuell statt. Dass die Pandemie die ursprünglich auf zwei Jahre angelegte Initiative in die Länge gezogen hat, ist nach Ansicht mancher Teilnehmer nicht unbedingt zum Nachteil des Synodalen Wegs. So bleibe mehr Zeit, mitunter komplizierte Sachverhalte zu durchdringen und sie „in eine verständliche Sprache für die Menschen von heute“ zu übersetzen.

Eine besondere Rolle in den Foren kommt dem jeweiligen Leitungstandem zu, das immer aus einem Bischof und einer Laienvertreterin oder einem Laienvertreter besteht. Sie sollen als Moderatoren alle Teilnehmer einbinden. Zwar dringt eine Mehrheit der Forumsmitglieder auf Veränderungen. Eine Minderheit wirkt jedoch darauf hin, das Bestehende zu bewahren.

 

Wie weit ist die inhaltliche Arbeit gediehen?

 

In den zurückliegenden Monaten sind die Foren unterschiedlich weit mit ihren Diskussionen gekommen. Am weitesten scheinen die Arbeiten beim Forum Macht gediehen zu sein. Hier gibt es nicht nur einen 42-seitigen Grundlagentext, sondern auch drei konkrete Beschlussvorlagen für eine Zulassung der Laienpredigt, mehr Transparenz in Finanzfragen und der Einrichtung von Schieds- und Ombudsstellen für Konflikte.

In den Foren zu priesterlichen Lebensformen und zur Rolle der Frauen haben sich vier beziehungsweise drei Untergruppen gebildet. Beschlussvorlagen gibt es offenbar noch keine. Im Priesterforum wurde dem Vernehmen nach eine hohe Wertschätzung für die Arbeit der Seelsorger bekundet. Die vier Untergruppen beschäftigen sich unter anderem mit möglichen Reformen bei der Priesterausbildung, der Zukunft des Zölibats, also der verpflichtenden Ehelosigkeit von Priestern, sowie dem Umgang mit Vereinsamung und älteren Priestern.

Die Untergruppen des Frauenforums gehen der Frage nach, inwieweit Frauen unter den geltenden kirchenrechtlichen Bestimmungen stärker am kirchlichen Leben beteiligt werden können, wie sich mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche verwirklichen lässt und ob Frauen der Zugang zu Weiheämtern ermöglicht werden kann.

 

Und die Sexualmoral?

 

Hier hat der Tod des Freiburger Theologen Eberhard Schockenhoff eine große Lücke gerissen. Zudem scheinen die Zentrifugalkräfte in der Gruppe besonders groß. Der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp stieg aus dem Forum aus, weil die mehrheitlich verfolgte Linie auf eine Veränderung der kirchlichen Sexualmoral abziele.

Schwaderlapp und der Passauer Bischof Stefan Oster hatten im Mai mit dem Bamberger Weihbischof Herwig Gössl, der in den USA lehrenden Theologin Katharina Westerhorstmann sowie dem Trierer Moraltheologen Johannes Brantl einen Beitrag erstellt, der sich auf die Ehe zwischen Mann und Frau und lehramtliche Texte dazu konzentriert. Das andere Ende des Spektrums deckt ein Text ab, der „Perspektiven trans-, intergeschlechtlicher und gleichgeschlechtlich liebender Menschen“ in den Blick nimmt. Es dürfte spannend sein zu sehen, wie der Grundlagentext aussieht.

 

Was genau passiert am Donnerstag und Freitag?

 

„Hearings“, also Anhörungen, sind das Format der Stunde. Bis auf das Forum zu Macht werden keine beschlussfähigen Vorlagen vorgestellt. Im Mittelpunkt stehen stattdessen Einblick in die laufenden Diskussionen.

Was die vom Präsidium des Synodalen Wegs erwünschten „Handlungstexte“ anbelangt, sind überdies noch Zuständigkeiten zu klären. Ein Thema wie die Zulassung von Frauen zum Diakonat könnte das Frauenforum, das Forum Macht oder das Priesterforum federführend behandeln.

Taktik wird wohl auch mit im Spiel sein. Wagt ein Forum sich bei einem Thema aus der Deckung, könnte es die Deutungshoheit für sich reklamieren - oder aber ist verbrannt für die weitere Befassung mit der Materie.

Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung ist der Umgang mit Fällen von Missbrauch. Nicht zuletzt die Debatte um die Aufarbeitung im Erzbistum Köln hat diesem Thema in den Augen vieler Synodaler neue Dringlichkeit verschafft.

Wichtig ist: Beschlossen wird auf dieser virtuellen Konferenz nichts. Das kann erst auf einer physischen Zusammenkunft aller Synodaler geschehen. Die nächste Vollversammlung ist nach derzeitigen Planungen für den Herbst angesetzt.

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