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Gerhard Lohfink hält den christlichen Glauben an die Auferstehung der Toten für befreiend. Er betont: Es geht nicht um etwas, das in ferner Zukunft liegt.
Wie können wir uns die Auferstehung vorstellen, wie das ewige Leben? Wann beginnt eigentlich die Auferstehung – in zehntausend Jahren, in grauer Zukunft? Diese Fragen versucht Gerhard Lohfink, Professor für Neues Testament, zu beantworten. Es lohnt sich, den Gedanken in seinem spannenden, empfehlenswerten Buch „Und am Ende das Nichts?“ zu folgen.
Lohfink schreibt verständlich und betont ausdrücklich, dass er den Leser nicht langweilen will. Das gelingt ihm weitgehend, auch wenn das Buch nicht vollkommen befreit ist von typisch theologischen Floskeln und Formulierungen wie „naturhaftes Geschehen“, „Widerfahrnis“ oder „Tat der zuneigenden Liebe Gottes“. Doch dass dieses 2017 erstmals erschienene Auferstehungs-Buch bereits in der fünften Auflage gedruckt wurde, zeigt: Das Interesse an dem, was nach dem irdischen Leben kommt, ist groß.
Schwachbrüstige Todesanzeigen
Populär sind auch im Westen asiatische Vorstellungen einer Wiedergeburt, verbreitet im Hinduismus und Buddhismus, zunehmend beliebt bei Christen. Lohfink hält solche Gedanken für zutiefst unmenschlich. Er sieht ein Grundproblem: Der Mensch weiß nichts von seiner angeblichen früheren Existenz, und wenn Armut, Krankheit und Leiden vermeintlich ein verfehltes früheres Leben bestrafen sollen, werden die Ursachen übersehen. Mit der eigenen Schuld hat Armut, Krankheit, Leid oft nichts zu tun.
„Für mich ist immer wieder erstaunlich, wie schwachbrüstig heutige Todesanzeigen sein können“, kritisiert Lohfink gängige Ansichten und hält nicht viel von Formulierungen wie „Geschichten sterben nie“ oder „Begrenzt ist das Leben, doch unendlich die Erinnerung“. Realistisch sei dagegen das Vergessenwerden, spätestens in der Generation der Ur-Enkel.
„Die Auferweckung der Toten ist kein fulminantes Finale“
Neuheidnischen Ideen stellt der Autor jüdisch-christliche Gedanken entgegen, wobei zunächst eines überrascht: Wer das Alte Testament aufschlägt, stößt auf tiefe Skepsis gegenüber religiösen Jenseits-Vorstellungen. „Weite Teile des Alten Testaments kennen anscheinend kein Leben nach dem Tod.“ Radikal diesseitig dachten die Israeliten und setzten sich damit von ihren Nachbarn ab, die einen ausgeprägten Ahnen- und Totenkult pflegten – die alten Ägypter mit ihren Pyramiden und Grabmonumenten müssen den Tod ständig vor Augen gehabt haben. Erst langsam fand Israel zum Glauben an das ewige Leben.
Im Neuen Testament ist das Reich Gottes, wie es Jesus verkündet, umfassender als das Leben nach dem Tod. Im Vaterunser fehlen Tod und Auferstehung. Und Lohfink stellt klar: Erlösung bedeutet nicht Weltflucht, nicht Entweltlichung oder Vertröstung, sondern Heilung und Verwandlung dieser Welt. Er betont: „Die Auferweckung der Toten ist kein fulminantes Finale, das sich Gott als großer Zauberer zur Verblüffung seiner Zuschauer für das Ende seiner Galavorstellung ‚Erde‘ ausgedacht hat.“
Tod ist Begegnung mit der Wahrheit
Gerhard Lohfink
Am Ende das Nichts?
Über Auferstehung und ewiges Leben
328 Seiten, 28,00 €,
Herder-Verlag, 5. Auflage
Dieses Buch per E-Mail oder unter Tel. 0251/4839-210 bestellen.
Aber wie wird es dann? Der Theologe beruft sich auf die Bibel: „Im Tod begegnet der Mensch Gott, dem abgründigen Geheimnis seines Lebens.“ Wie das sein wird, dem könne man sich allenfalls in Bildern annähern. Es werden wohl nicht Einzelne auferstehen, redet doch die Bibel stets von der Auferstehung der Toten, also in der Mehrzahl. Anders sein wird wohl das Zeit- und Raum-Verhältnis – ganz anders jedenfalls, als Menschen es kennen.
Im Unterschied zum Hinduismus, Buddhismus und Islam wird für Christen der Tod zu einer Begegnung mit Gott und mit der Wahrheit, schreibt Lohfink: „der Wahrheit über Gott, der Wahrheit über die Anderen, der Wahrheit über die Welt und vor allem der Wahrheit über uns selbst“.