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Unser Alltag wird allzu oft von Krisen bestimmt. Dennoch gibt es sie, die positiven Momente. Ihnen widmen wir diese ganz persönliche Serie.
In der vergangenen Karwoche abends vor einer Weinstube an der Mosel, kurz vor zehn Uhr. Unsere Gläser mit halbtrockenem Weißwein sind noch halbvoll. Der aus Albanien stammende Kellner hat schon abkassiert und raucht mit ein paar Freunden eine Feierabendzigarette am Nebentisch. Sie reden so laut, dass man sich nicht anstrengen muss, um zuzuhören.
„Was war das da gestern eigentlich für eine Demo auf dem Weg hoch in die Weinberge?“, fragt einer der Männer. „Hab ich auch gesehen“, sagt einer. „Männer und Frauen sind da gelaufen. Zu den Bildern, die da an der Straße stehen.“
„Das war was von der Kirche“
Der Kellner nickt. „Ja und an den Bildern haben sie dann immer angehalten und gebetet und und gesungen und so. Immer beten, bei den Schildern stehenbleiben, und dann wieder weiter. Ich glaube, die hatten auch so eine Stange mit einem Kreuz dabei. Wie in der Kirche.“ „Warum, weiß ich auch nicht.“
„Ich auch nicht genau“, sagt der andere. „Aber ich glaube, es war wegen Jesus, du weiß schon. Ich glaube, das war was von der Kirche.“ Der andere nimmt einen tiefen Zug aus seiner Zigarette. „Ah!“, sagt er. „Das kann sein. Jesus! Guter Mann.“ Und wir lächeln uns leise zu.