Martin Zumbült zum Synodalen Weg

Was Papst Franziskus zu einem guten Gärtner macht

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Der Blick Roms auf die katholische Kirche in Deutschland scheint verzerrt zu sein. Das sei nicht nur an der Ablehnung der Reformidee des Synodalen Wegs zu erkennen. Unser Gast-Kommentator Martin Zumbült hat die Hoffnung, dass Papst Franziskus wohlwollend eingreifen wird.

Bischof Franz-Josef Bode geht, andere (dürfen) bleiben. Die Kriterien, nach denen Papst Franziskus Rücktrittsgesuche von Diözesanbischöfen annimmt, sind undurchsichtig. Man bekommt den Eindruck, dass die Wahrnehmung der deutschen Kirche in Rom verzerrt ist. Da ist ein Papst, der sich den Einsatz für die Armen und Am-Rand-Stehenden zur obersten Aufgabe seines Pontifikats gemacht hat. Dabei fallen „die Reichen“ offensichtlich hinten runter.

Der Synodale Weg und andere Versuche, die Aufgaben der Kirche auf möglichst viele (nicht geweihte) Schultern zu verteilen, unsere kirchlichen Strukturen den Realitäten anzupassen und systemische Unwuchten herauszunehmen, die Machtmissbräuche aller Art begünstigt haben, stoßen in Rom auf offene Ablehnung. Deutschland ist dort als Mutterland der Reformation ohnehin verdächtig. Und so wirft man uns vor, nur aus Strukturen und Geld zu bestehen, keinen Geist und kaum Glauben zu haben.

Welt und Kirche gehören zusammen

Wie falsch das ist, sieht man an den Debatten, die auch nach dem Synodalen Weg geführt werden. Vor allem Gegner der Reformen beharren auf Strukturen, auf Kirchenrecht und auf Althergebrachtem. Sie übersehen dabei, wie sehr sie damit den Geist auslöschen.

Wer die Kirche entweltlichen will, wird nur den Erfolg haben, dass er die Welt entkirchlicht. Man kann die Welt nicht aus der Kirche herausnehmen, ohne die Kirche aus der Welt zu entfernen. Geist und Wort brauchen einen Nährboden, auf dem sie wachsen können. Welt und Kirche gehören zusammen. Deshalb heißt es auch Weltkirche.

Ein guter Gärtner?

Der Autor
Martin Zumbült, Theologe, Jurist und Kirchenrechtler, ist Diözesanrichter am Bischöflichen Offizialat in Münster sowie Ehebandverteidiger am Bischöflichen Offizialat in Aachen.

Die Regeln aus Welt und Gesellschaft sind nicht von der Kirche zu trennen. Gleichberechtigung, Transparenz und Machtkontrolle sind Elemente, an denen der Geist wachsen kann. Strukturen und politische Entscheidungen können die Gewächshäuser für das Evangelium sein. Ein guter Gärtner hat einen Blick für die Blüten – und eine scharfe Schere.

Ich hoffe, dass der Papst ein guter Gärtner ist, der sehen kann, was in Deutschland blüht und nur das zurückschneidet, was den Geist erstickt. Ich vertraue darauf, dass er dabei im Blick hat, dass in einer Weltkirche unterschiedliche, ungleichzeitige Welten vorkommen, sodass in jeder Welt Kirche sein kann. In Deutschland blühen keine Zitronen, in Italien kein Sanddorn.

Schließlich ist es Papst Franziskus zu verdanken, dass in der Kirche wieder offen debattiert wird und unterschiedliche Positionen offen angesprochen werden. Wenn diese jetzt noch transparent und nachvollziehbar begründet werden, sind wir einen Schritt weiter.

In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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