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Manche denken bei Patinnen und Paten vor allem an diejenigen, die zu markanten Punkten im Leben wertvolle Geschenke mitbringen. Wer sich aber zu dem Amt entschließt, sollte bereit sein, mehr zu geben.
Taufpaten gab es bereits in der frühen Kirche. Sie unterstützten erwachsene Taufbewerber bei der Vorbereitung, bürgten für die Ernsthaftigkeit des Taufbegehrens und bezeugten die Sakramentenspendung; bei einem Kind versprach der Pate dessen christliche Erziehung.
Im 18. und 19. Jahrhundert kam zum spirituellen ein weltlicher Aspekt hinzu: In Adel und Bürgertum war nicht mehr nur der Glaube ausschlaggebend, sondern auch die finanzielle Lage des Paten – um gute Voraussetzungen für das gesellschaftliche Fortkommen zu schaffen und das Kind im Notfall versorgt zu wissen. Auf dem Land wählte man Familienmitglieder aus, die im Fall des Todes beider Eltern die Sorgepflicht übernahmen.
Wer kann Pate werden?
Eine rechtliche Fürsorgepflicht haben Pate oder Patin heute nicht mehr. Stattdessen ist es laut Kirchenrecht deren Aufgabe, „dem erwachsenen Täufling bei der christlichen Initiation beizustehen beziehungsweise das zu taufende Kind zusammen mit den Eltern zur Taufe zu bringen und auch mitzuhelfen, dass der Getaufte ein der Taufe entsprechendes christliches Leben führt und die damit verbundenen Pflichten getreu erfüllt.“
Neben seiner Bereitschaft muss ein Pate mindestens 16 Jahre alt und gefirmt sein, ein Leben führen, „das dem Glauben und dem zu übernehmenden Dienst entspricht“, und es darf keine kanonische Strafe über ihn verhängt sein. Nicht katholisch Getaufte können nur Taufzeuge werden.
Verwandte oder Freunde
„In der Praxis ist frisch gebackenen Eltern das heute nicht mehr so bewusst“, sagt Klaus Becker, Diözesanreferent für Gemeindekatechese und Katechumenat im Bistum Würzburg. Seiner Erfahrung nach ist die christliche Bedeutung als „geistlicher Vater“ (lat. pater = Vater) zugunsten einer allgemeinen Lebensbegleitung in den Hintergrund getreten: „Eltern wollen ihrem Kind einen Menschen an die Seite stellen, der im besten Fall lebenslang eine gute Beziehung zum Kind hält“, so Becker. „Denn irgendwann braucht das Kind einen anderen Ansprechpartner.“
Ob man ein Familienmitglied oder jemanden aus dem Freundeskreis auswählt, ist jedem selbst überlassen. Andrea und Norbert aus Nürnberg haben für ihre beiden Söhne Geschwister beziehungsweise deren Ehepartner gewählt, „weil es hier eine engere Verbindung gibt“.
Freundschaften über die Entfernung stärken
Da Familienfeste immer mit einem Treffen verbunden seien, bestehe „weniger die Gefahr, dass man sich aus den Augen verliert“, präzisiert Andrea. Zudem liege man „bei gewissen Grundeinstellungen eher auf einer Wellenlänge“.
Diana und Andreas aus Aalen haben sich bei ihren vier Kindern für Freunde entschieden. „Unsere Geschwister waren entweder zu jung oder hatten wenig Bezug zum Glauben“, sagt Diana, und Andreas fügt hinzu: „Bei Freunden hat man mehr Auswahl und kann den Paten passend für das Kind aussuchen“. Außerdem trage das Amt dazu bei, Freundschaften trotz großer Entfernungen zu stärken.
„Eine Anlaufstelle fürs Leben“
Recht ähnlich sind die Erwartungen an Pate und Patin. Diana und Andreas erwarten „Unterstützung in Glaubensfragen“ und eine gewisse Vorbildfunktion für ihre Kinder. Sie sehen in ihnen einen „weiteren Ansprechpartner im familiennahen Umfeld“.
Auch Andrea und Norbert wollten ihren Söhnen „eine Anlaufstelle fürs Leben“ schaffen. Sie erwarten, dass der Pate Interesse zeigt, sich regelmäßig meldet, „mal was mit dem Kind unternimmt und ihm das Gefühl gibt, dass es etwas Besonderes ist“.
„Mehr als der Geschenkeonkel“, muss Pate oder Patin auch für Klaus Becker sein. „Er oder sie sollte inneren Anteil am Werdegang des Kindes nehmen, einen gesunden Blick aufs Leben und Sprachfähigkeit im Glauben besitzen, Verantwortung übernehmen, ein offenes Ohr für Gespräche haben und das Kind im Herzen und im Gebet mittragen.“ Zum Thema Gesprächsbereitschaft empfiehlt Becker ein „Gespür für Nähe und Distanz“: „Man sollte um Vertrauen werben, aber sich nicht aufzwingen.“
Gemeinsam mit den Eltern begleiten die Paten das Kind durchs Leben. | Foto: JMG
Andere Rolle als Eltern
Bei Jakob aus Würzburg scheint genau das recht gut zu funktionieren. An seinem Paten-Onkel schätzt der 13-Jährige nicht nur, dass er „tolle Ausflüge“ mit ihm macht, sondern dass man anders, „vertraulicher als mit den Eltern“ mit ihm reden kann.
Regelmäßige Ausflüge mit dem Patenkind sind auch für Michael aus Würzburg das Mittel der Wahl, um die Beziehung zu seinen Patenkindern zu stärken. Vier Patenämter hat der heute 50-Jährige übernommen – darunter drei für Familienmitglieder und eines für die Tochter eines Freundes. Er empfand die Anfrage stets als „Ehre“ – „besonders wenn man unerwartet gefragt wird“.
Warum er Pate geworden ist
Ein „Nein“ kam für ihn nicht in Frage: „Ich lebe meinen Glauben, habe Lebenserfahrung und bin in keiner extremen Lebensphase“, begründet er seinen Entschluss. Dennoch hält er es für wichtig, dass man äußert, „wenn man nichts mit dem Glauben anfangen kann, die räumliche Distanz zu groß ist, man selbst nicht gefestigt ist und damit seinen Lebensentwurf nicht für nachahmenswert hält“.
Den Kontakt zu halten, vielleicht sogar ein freundschaftliches Verhältnis zu entwickeln, klappt seiner Erfahrung nach gerade bei Paten, die selbst Familie haben, nur in der Theorie perfekt. „Ich versuche Vorbild zu sein, bin auf dem Laufenden, was das Patenkind macht, und zum Geburtstag und zu Weihnachten gibt es ein mit Liebe ausgesuchtes Geschenk“, bricht er die Erwartungen auf ein realistisches Maß herunter. Außerdem bemüht er sich, mit seinen Patenkindern bewusst Zeit zu verbringen, zum Beispiel bei einer Kanutour oder einem Ausflug in den Klettergarten, um „sich über mehr auszutauschen als über den aktuellen Notenspiegel“.
Wenn Durststrecken kommen
Dennoch geht auch bei ihm das Patenamt oft im Alltag unter. „Da ist das Jahr rum, und man hatte wenig Kontakt. Man könnte sich häufiger melden, konkreter nachfragen oder mal ein Thema in der Pubertät ansprechen. Doch da gibt es so viel anderes, die Familie und sich selbst.“ Zuweilen stelle sich deshalb ein schlechtes Gewissen ein.
Klaus Becker beruhigt jedoch und empfiehlt, eben diesen Gedanken zum Anlass für eine Karte oder einen Anruf zu nehmen und sich bietende Chancen zu nutzen. „Denn junge Leute sind da oft empfänglicher, als sie es zugeben wollen.“
Worauf sich Paten einlassen sollten
Die ideale Taufpatin oder der ideale Taupfate...
- kann ein Familienmitglied oder ein guter Freund der Eltern sein (auch zwei Paten sind möglich);
- wohnt nicht allzu weit entfernt (in Zeiten von WhatsApp nicht mehr ganz so entscheidend);
- bemüht sich um eine gute Beziehung zum Kind;
- ist durch die eigene Lebensführung Vorbild im Glauben;
- ist Vertrauensperson und Ansprechpartner;
- begleitet das Kind lebenslang in seiner allgemein-menschlichen Entwicklung und an wichtigen Stationen des Glaubenslebens.