Hochschulgemeinde in Münster ist seit Jahren mit Gemeinde in Tamale verbunden

Was Studierende aus Münster im Hexendorf in Ghana erlebten

Katholische Studierende aus Münster und Ghana pflegen seit Jahren einen regen Austausch. Was das dem Einzelnen bringt, erläutern Teilnehmer einer Gruppe, die 2019 in Afrika war.

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Es sind die Kontraste, die Hannah Braucks und ihren Mitstudierenden noch lange im Gedächtnis geblieben sind. Da war die herzliche Gastfreundschaft der Menschen in Ghana, sagt die 24-jährige Studentin. „Wir haben ein großes Partnerschaftsfest gefeiert.“ Bei einer Bus-Panne auf dem Weg von Komasi nach Tamale sei die Gruppe mit Kindern an der Straße in Kontakt gekommen. „Spontan haben wir mit ihnen Volleyball gespielt.“ Diese Offenheit der Ghanaer hat die angehende Grundschullehrerin fasziniert. Dann gab es aber auch das Hexendorf, in dem zumeist Frauen und Kinder isoliert und in großer Armut leben müssen.

Die Katholische Studierenden- und Hochschulgemeinde (KSHG) der Uni Münster ist seit 2002 mit der Gemeinde Saint Peter und Paul im nord­ghanaischen Tamale verbunden. Zudem besteht seit 2005 eine wissenschaftliche Kooperation zwischen der Katholisch-theologischen Fakultät in Müns­ter und dem Priesterseminar von St. Victor und St. Augustine in Tamale. Ein Jahr später starteten die Partner den Begegnungsaustausch von Studierenden und Seminaristen. Jährlich und im Wechsel. Im vergangenen Jahr waren die Deutschen in Ghana, in diesem Jahr kommen die Afrikaner nach Müns­ter.

 

Warum wird jemand in Ghana zur Hexe gemacht?

 

Das Programm sei anspruchsvoll, sagt Johannes Frenz: gemeinsame Studientage und Gottesdienste, Reisen durch das Land, Einblicke ins Familienleben, in Kultur, Glaube, Landwirtschaft. Während des dreiwöchigen Aufenthalts im Gastland sollen die jungen Leute ihren Horizont erweitern: für Gemeinsames, Andersartiges aber auch Befremdliches wie das Hexendorf.

„Sobald eine Frau wegen Hexerei angeklagt wird, ist sie in Lebensgefahr“, erläutert der 26-jährige Theologiestudent. „Sie muss die Dorfgemeinschaft sofort verlassen.“ Die Gründe dafür seien häufig sozialer oder finanzieller Natur. Alleinstehende Frauen und Witwen seien besonders gefährdet, sagt Frenz.

 

Glaube und Aberglaube gehen zusammen

 

Die Gemeinschaft habe dann Angst, sie durchfüttern zu müssen. „Oder eine Frau hat ihr Kind verloren und einer anderen wird unterstellt, dass sie den Tod verursacht hat, weil sie selbst  keine Kinder bekommen kann und eifersüchtig ist.“

Hannah Braucks war erstaunt, dass selbst Christen diesem Aberglauben anhängen können. Auf ihren Einwand, dass beides für sie nicht vereinbar ist, hörte sie als Gegenfrage: „Und was macht ihr mit euren alten Menschen?“ Eine Brüdergemeinschaft kümmere sich nun um die Bewohnerinnen im Hexendorf.

 

Religion ist in Ghana wichtig

 

Judith Busch ist vor allem die große Armut in Erinnerung geblieben. „Viele Kinder in Ghana haben keine hohe Lebenserwartung“, sagt die 25-Jährige. Busch stellte auch fest, dass die Religion im Alltagsleben ständig präsent ist: „durch betende Menschen, Plakate und  Symbole“.

Dem 21-jährigen Niklas Grein  fiel dabei die „unglaubliche Toleranz zwischen Christen und Muslimen“ auf. Im Norden Ghanas sei nur zehn Prozent der Bevölkerung christlich. Bisher sei Ghana vom globalen Religionskonflikt weitgehend verschont geblieben.

 

Münsteraner freuen sich auf den Gegenbesuch aus Tamale

 

Im diesem Sommer erwarten die Engagierten in der KSHG den Gegenbesuch aus Tamale.  „Wir wollen unseren Gästen einen schönen Empfang bereiten“, sagt Braucks. So seien bereits gemeinsame Gottesdienste und Vorlesungen geplant und der obligatorische Ausflug nach Regensburg, der Heimatstadt von Professor Klaus Müller, einem der Initiatoren der langjährigen Partnerschaft zwischen den Studierenden. „Die Pflege der Freundschaft bringt große Verantwortung mit sich“, sagt Braucks. Sie selbst stehe über WhatsApp und Facebook in regem Kontakt mit den Freunden in Ghana

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