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Ein Jahr lang hat die kirchenferne Journalistin Valerie Schönian den Kaplan Franziskus von Boeselager aus Münster-Roxel begleitet. Was hat sich für ihn verändert? Im Interview zieht er Bilanz.
Kirche+Leben: Was ist in diesem Jahr für Sie aus Valerie geworden?
Franziskus von Boeselager: Sie war mir von Beginn an nicht wirklich fremd. Erst war da sicher einiges an Vorschuss-Vertrauen. Aber durch das gemeinsame Erleben ist daraus echtes Vertrauen gewachsen. Wir haben uns gut verstanden und gut harmoniert, auch wenn wir uns bei manchen Themen nicht einig werden konnten. Beeindruckt hat mich an Valerie ihr offenes Zugehen auf alles, auch wenn das Erlebte fremd für sie war.
Hat sich auch die Welt der Valerie für Sie erschlossen?
Es war weniger Neuland für mich, als ich erwartet hatte. Ich hatte mir mehr Konfrontation gerechnet. Ihre Welt ist auch meine Welt. Ich kannte viele Dinge aus anderen Lebensbereichen. Bei meinem Besuch in Berlin hat es mich also nicht umgehauen, dass sie nette Freunde hat, mit denen sie in der Kneipe sitzt. Das kenne ich auch.
Hat Sie die gemeinsame Zeit trotzdem verändert?
Ich glaube, dass da viel bleibt. Gerade die kontroversen Auseinandersetzungen haben viel bewegt. Ich habe mehr verstanden, wie andere Menschen ticken. Und ich habe bei vielen Themen gelernt, meine Position noch einmal in den Blick zu nehmen und sie für andere zu artikulieren. Es geht vor allem um eine bessere Kommunikation. Man muss sich die Mühe machen, die richtigen Worte zu finden, um dem anderen die Dinge zu erklären. Kirche muss sich fragen, wie sie ihren Schatz vermitteln kann. Das Allermeiste in der Lehre der Kirche ist unbeweglich. Aber es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, die Inhalte zu interpretieren und zu transportieren, so dass die Menschen sie besser nachvollziehen können.