Aufgabe seines Amtes im Bistum Speyer

Wechsel zu Altkatholiken: Viel Respekt für Ex-Generalvikar Andreas Sturm

  • Der Rücktritt von Andreas Sturm als Speyerer Generalvikar wird mit Respekt weit über das Bistum Speyer hinaus aufgenommen.
  • Sturm hatte erklärt, als Priester zur altkatholischen Kirche zu wechseln.
  • Auch katholische Priester zeigen Verständnis.

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Der Rücktritt von Andreas Sturm als Speyerer Generalvikar wird mit Respekt weit über das Bistum Speyer hinaus aufgenommen. Sturm hatte erklärt, als Priester zur altkatholischen Kirche zu wechseln; er habe den Glauben an die Reformfähigkeit der katholischen Kirche verloren.

Der Vorstand der Diözesanversammlung Speyer betont, Sturm habe auch für die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt und für Geschlechtergerechtigkeit gestanden. „Die Gründe des Rücktritts können wir nachvollziehen, und doch bedauern wir, einen menschennahen Fürsprecher, der für eine moderne Kirche steht, nicht mehr als Mitstreiter an unserer Seite zu wissen.“

Wofür Andreas Sturm stand

Sturm hatte für Reformen gestanden und sich etwa als einer der ersten Kirchenverantwortlichen an die Seite der Initiative „Out in Church“ gestellt, in der sich kirchliche Mitarbeitende dazu bekannten, nicht heterosexuell veranlagt zu sein. Gemeinsam mit zehn anderen Generalvikaren drängte Sturm auf Tempo bei der Reform des kirchlichen Arbeitsrechts.

Auch der Katholikenrat im Bistum Speyer äußert Bedauern. Sturms Wechsel zur altkatholischen Kirche wirke authentisch. Die Situation der katholischen Kirche lasse viele zweifeln, ob sich Strukturen ändern ließen. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend erklärt, mit Sturm gehe ein Fürsprecher einer menschennahen, modernen Kirche.

Respekt in Kommentaren von Leserinnen und Lesern

Die Initiative „Out in Church“ beklagt das Ausscheiden Sturms. Dass ein Amtsträger mit Einfluss keine Hoffnung mehr in die Reformfähigkeit der Kirche setze und auch für den Reformprozess Synodaler Weg wenig Chancen auf Erfolg sehe, sei ein „Alarmsignal, das nicht überhört werden darf“.

Respekt für die Entscheidung zum Übertritt zu den Altkatholiken klingt in der Mehrheit der Kommentare auf der Facebook-Seite von „Kirche-und-Leben.de“ durch. In sozialen Netzwerken äußern auch katholische Geistliche Verständnis für Sturm.

Viele katholische Priester zeigen Verständnis

„Sehr bitter, wenn den Vernünftigen die Hoffnung ausgeht“, schreibt ein Priester. Ein anderer sagt, er stelle sich die Frage: „Soll ich nicht nachziehen? Was hält mich eigentlich? Bequemlichkeit?“

Jemand wünscht sich, „das, was ich seit Beginn des Studiums erhoffe, endlich in einer Kirche zu erleben“. Dieser Priester nennt unter anderem „Frauen als Kolleginnen, synodale Struktur, Zölibat nur für die, die es aus Überzeugung leben möchten“. Zwar werde auch in der altkatholischen Kirche „nur mit Wasser gekocht, aber es wird ehrlicher gekocht“.

Die Reaktion des Bischofs von Speyer

Sturm war am Freitag mit sofortiger Wirkung aus dem Dienst des Bistums Speyer ausgeschieden. Bischof Karl-Heinz Wiesemann nahm den Schritt „mit großem Bedauern“ zur Kenntnis. Der Bischof erklärte, er respektiere die Gründe, teile sie aber nicht. Der Herder-Verlag kündigt derweil für den 15. Juni ein Buch Sturms mit dem Titel „Ich muss raus aus dieser Kirche“ an.

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