280 Millionen Menschen in Afrika hungern schon jetzt

Wegen Ukraine-Krieg: Eine Milliarde Euro für Ernährungssicherheit gefordert

  • Der Verband für Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (Venro) fordert eine Milliarde Euro zusätzlich für die weltweite Ernährungssicherheit und ländliche Entwicklung.
  • Durch den Ukraine-Krieg sind vor allem afrikanische Länder bedroht; dort hungern bereits 280 Millionen Menschen.
  • Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) sicherte bei einem Besuch in Addis Abeba Hilfe zu.

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Der Verband für Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (Venro) fordert eine Milliarde Euro zusätzlich für die weltweite Ernährungssicherheit und ländliche Entwicklung. Durch den russischen Angriffskrieg seien viele Länder im globalen Süden von Hunger und Armut bedroht, erklärte Venro am Dienstag in Berlin. Anlass der Forderungen sind die anstehenden Beratungen der Bundesregierung über den Ergänzungshaushalt für das Jahr 2022 am Mittwoch. Die globalen Folgen des Krieges müssten im Ergänzungshaushalt stärker berücksichtigt werden, so der Verband.

"Im Jemen, in Afghanistan und am Horn von Afrika ist die Lage auf Grund von Kriegen und Konflikten, der Corona-Pandemie und langanhaltender Dürreperioden schon jetzt extrem angespannt", erklärte die Vorstandsvorsitzende von Venro, Martina Schaub. Die Not der Menschen verschärfe sich nun zusehends durch die Einbrüche der Nahrungsmittelexporte aus der Ukraine und aus Russland und die steigenden Lebensmittelpreise. Deutschland stehe in der Verantwortung, mehr Mittel zur Verfügung zu stellen, statt diese zu kürzen, sagte Venro mit Verweis auf geplante Kürzungen der Entwicklungszusammenarbeit im regulären Haushalt.

Venro ist der Dachverband der entwicklungspolitischen und humanitären Nichtregierungsorganisationen in Deutschland. Ihm gehören nach eigenen Angaben rund 120 Organisationen an. Hauptziel ist eine gerechte Gestaltung der Globalisierung.

Ukraine-Krieg verschärft Versorgung

Mehr als 280 Millionen Menschen hungern schon jetzt auf dem afrikanischen Kontinent. Das sind 21 Prozent der gesamten Bevölkerung. Vor allem in Ländern unterhalb der Sahara ist der Hunger deutlich weiter verbreitet als in Nordafrika. Der Ukraine-Krieg droht wegen steigender Lebensmittelpreise und Lieferengpässen diese Situation noch deutlich weiter zu verschärfen.

So importieren allein 17 afrikanische Staaten mehr als die Hälfte ihres Weizenbedarfs aus Russland und der Ukraine. Besonders betroffen sind Ägypten, Tunesien und Libyen sowie Madagaskar, Gambia, Senegal und Kenia. Düngemittel werden ebenfalls aus Russland geliefert und wenn sie fehlen, sind die Ernten weniger ertragreich. Steigende Treibstoffkosten führen zudem dazu, dass Lieferketten unterbrochen werden.

Auch Hilfe durch UNO bedroht

Da auch das Welternährungsprogramm (WFP) zuletzt die Hälfte seiner Weizenlieferungen aus der Ukraine bezogen hat, ist wegen des dortigen Krieges die humanitäre Hilfe im Sahel und am Horn von Afrika gefährdet. Die UN-Organisation schätzt, dass die Kosten für die Hilfsoperationen monatlich um umgerechnet mehr als 65 Millionen Euro steigen könnten. Das hat die Kürzung von Lebensmittelrationen zur Folge, wie es in Syrien und im Jemen bereits der Fall ist.

Unterdessen sicherte Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) den Ländern des globalen Südens weitere Solidarität zu. "Ich möchte der Afrikanischen Union das klare Signal geben, dass Deutschland neben der Unterstützung für die Ukraine seine Partner im globalen Süden nicht vergisst", sagte Schulze anlässlich ihres Besuchs bei der Afrikanischen Union (AU) in äthiopischen Addis Abeba am Dienstag. Teurere Energie- und Lebensmittelpreise durch den russischen Krieg verschärften die bestehenden Hungerkrisen, so die Ministerin. Die Nahrungskrise dürfe nicht zu einer Destabilisierung weiterer Regionen Afrikas führen.

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