Nach massiver Kritik von Kunden

Wegretuschierte Kreuze: Lidl will Verpackungsdesign ändern

Nach massiver Kritik am Wegretuschieren von Kreuzen auf Produktverpackungen lenkt die Supermarktkette Lidl ein: Das Produktdesign werde „schnellstmöglich“ geändert, teilte der Discounter mit. Die Retusche hatte große Aufregung ausgelöst.

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Nach massiver Kritik am Wegretuschieren von Kreuzen auf Produktverpackungen lenkt die Supermarktkette Lidl ein: Das Produktdesign werde „schnellstmöglich“ geändert, teilte der Discounter dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit.

Für Aufregung gesorgt hatte die Aufmachung einiger Produkte der Lidl-Eigenmarke „Eridanous“, auf denen orthodoxe Kirchen der griechischen Insel Santorin abgebildet sind: Die Kreuze auf den Dächern der Gebäude waren auf den Fotos entfernt worden.

 

Weltanschauliche Neutralität?

 

Kunden in mehreren europäischen Ländern und die Kommunalregierung der Insel zeigten sich von der Retusche empört. „Es tut uns leid, wenn wir mit der Produktgestaltung unserer Eigenmarke ›Eridanous‹ für Unmut bei unseren Kunden gesorgt haben“, so Lidl. „Es war nie und wird auch nie unsere Absicht sein, mit unseren Produkten oder der Produktgestaltung weltanschauliche Positionen zu vertreten.“

Kirchen wie die Sankt-Spyridon-Kirche und die Anastaseos-Kirche von Oia gehören zu den weltbekannten Symbolen der Urlaubsinsel Santorin. Über die Bildbearbeitung berichtete zuerst ein belgisches Internetportal. Zahlreiche Kunden machten ihrem Ärger in den sozialen Medien Luft. Auch auf der Facebook-Seite von Lidl Deutschland häufen sich äußerst kritische Kommentare, einige von ihnen rufen zum Boykott des Discounters auf.

 

Bischöfin boykottiert – Santorin prüft rechtliche Schritte

 

Die evangelische Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler schrieb bei Twitter: „Lidl hat auf griechischen Produkten Kreuze wegretuschieren lassen: ›Respekt vor religiöser Vielfalt‹. Aus Respekt gehe ich da nicht mehr hin.“ Der Prager Kardinal Dominik Duka nannte das Wegretuschieren in einem Brief an die griechische Botschaft in Prag einen „beispiellosen Akt“.

Auch auf Santorin traf die Retusche auf Unverständnis. Eine Behördensprecherin sagte dem epd: „Unsere Kulturgeschichte und unser kulturelles Erbe werden täglich durch unsere Monumente, unsere Religion und unsere Landschaft repräsentiert. Sie sollten in jedem Fall und von jedem respektiert werden.“ Die Rechtsabteilung befasse sich mit der Angelegenheit und leite falls nötig auch juristische Schritte ein.

 

Lidl: „Wir haben einen Fehler gemacht“

 

Lidl räumte ein: „Wir haben im Zuge der letzten Überarbeitung der Produktverpackung einen Fehler gemacht und behandeln das Thema nun mit höchster Priorität.“ Zu den Gründen für die Bildbearbeitung machte das Unternehmen keine Angaben. In Belgien sagte ein Lidl-Sprecher allerdings, die Supermarktkette vermeide die Verwendung von religiösen Symbolen auf Verpackungen, um die religiöse Neutralität zu wahren.

Eine Entschuldigung an seine Kunden veröffentlichte Lidl Deutschland bis Mittwochvormittag nicht. Lidl Österreich hatte sich bereits am Montag über Facebook bei seinen Kunden entschuldigt.

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