Bistum Münster und BDKJ veranstalten Fachtag zur Sexualethik

Weihbischof Geerlings fordert Toleranz in Fragen der Sexualität

Weihbischof Dieter Geerlings hat sich dafür ausgesprochen, Gewissensentscheidungen junger Menschen auch in Fragen der Sexualität zu akzeptieren und zu tolerieren.

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Weihbischof Dieter Geerlings hat sich dafür ausgesprochen, Gewissensentscheidungen junger Menschen auch in Fragen der Sexualität zu akzeptieren und zu tolerieren. Er befürworte eine Abkehr vom strengen „Vermeidungs-Imperativ“. Gleichwohl solle die Kirche alles tun, „um das Gewissen der jungen Menschen zu schulen und zu bilden“.

Der Umgang mit Sexualität betreffe zutiefst menschliche Fragen, die nur im Dialog geklärt werden könnten, so Geerlings. Er sprach auf einer Fachtagung zum Thema Sexualethik, zu der 125 Teilnehmer aus der katholischen Jugendarbeit in die Heimvolkshochschule „Gottfried Könzgen“ nach Haltern gekommen waren. Das berichtet der BDKJ-Diözesanverband Münster.

Unter dem Titel „Jugend, Sex und Kirche“ hatten die Abteilung für Kinder, Jugendliche und Junge Erwachsene und die Fachstelle für Prävention im Bischöflichen Generalvikariat Münster gemeinsam mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) zur Fachtagung eingeladen. Um den positiven, lebensbejahenden Aspekt der Sexualität solle es dabei gehen, erläuterte Ann-Kathrin Kahle, Präventionsbeauftragte im Bistum Münster. Fachlich qualifizierte Sexualpädagogik sei ein wesentlicher Baustein von Prävention. Und die Jugendpastoral mit ihren vielfältigen Angeboten biete sich als Ort sexueller Bildung an.

 

„Morallehre spielt für Jugendliche keine Rolle“

 

„Für die Jugendlichen spielt die katholische Morallehre keine Rolle“, stellte Professor Stephan Goertz, Moraltheologe an der Universität Mainz, in seinem Vortrag fest. Die Ursache dafür liege in der großen Diskrepanz zwischen den Moralvorstellungen und Erfahrungen der Jugendlichen und der kirchlichen Lehre, die Enthaltsamkeit vor der Ehe vorschreibe. „Jugendliche führen heute verbindliche und verantwortungsvolle Beziehungen, die sie durch Sex festigen“, erläuterte der Moraltheologe. „Die jungen Menschen können nicht nachvollziehen, wenn katholische Normen ihre liebevollen Beziehungen als wertlos darstellen.“

Goertz plädierte dafür, bei der moralischen Bewertung von Sexualität an der Qualität der Beziehung anzusetzen, heißt es in der Mitteilung weiter. Um der Entfremdung von Kirche entgegen zu wirken, sei es erforderlich, human- und sozialwissenschaftliche Erkenntnisse in die christliche Ethik einzubeziehen und an die Erfahrungen und Lebensrealität der Menschen anzuknüpfen, so Goertz.

Zur Realität der Jugendlichen gehört auch die Sexualität. Entgegen dem verbreiteten Eindruck vom moralischen Verfall der Jugendlichen berichtete Anke Erath, Referentin am Institut für Sexualpädagogik in Dortmund, von deren großteils verantwortungsvollen und reflektierten Umgang mit Sexualität, den aktuelle Studien belegen würden. Erath betonte die große Bedeutung von Aufklärungs- und Präventionsarbeit, die in Deutschland sehr erfolgreich sei, was sich beispielsweise in einer geringen Anzahl von Jugendschwangerschaften äußere.

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