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Heinrich Janssen wird am 13. Oktober 85 Jahre alt. Von 1986 bis 2010 war Janssen Regionalbischof für den Niederrhein. Ihn kennzeichnete stets ein nüchterner Blick auf die pastorale Reform und eine innige Marienverehrung.
Nach seiner Emeritierung als münsterischer Weihbischof und niederrheinischer Regionalbischof hat sich Heinrich Janssen 2010 nach Kevelaer zurückgezogen. Die Wahl war nicht überraschend. Die Wallfahrtsstadt ist sein Geburtsort. Hier, in der Nähe des Gnadenbildes, will er seinen Lebensabend beschließen. Am 13. Oktober feiert Janssen seinen 85. Geburtstag.
Janssen ist mit der Marienverehrung aufgewachsen, hat sie quasi mit der Muttermilch aufgesogen. „Maria war immer selbstverständlicher Teil meines Alltags und die Verehrung der Gottesmutter nichts Aufgesetztes“, erinnert er sich. Maria gehörte wie ein Mitglied zur Familie. „Wenn es schwierige Probleme gab, riet die Mutter, am Gnadenbild eine Kerze anzuzünden“, erzählt er.
Bis heute sieht man ihn immer wieder über den Kapellenplatz gehen, Maria entgegen. Hier forscht er über den Rosenkranz, betet ihn und hört Beichte. Tätigkeiten, die seinen Alltag begleiten, solange es seine Gesundheit erlaubt.
Entwicklungen erkannt
Janssen lebt in einer Wohnung im „Mehr-Generationen-Zentrum“ von Kevelaer. Dort, wo zuvor die Clemensschwestern ihr Zentrum hatten. Die Einrichtung des Caritasverbandes förderte Janssen schon in den Anfängen.
Der frühere Caritas-Geschäftsführer Hermann Hengstermann hatte ihn für das Zukunftsthema „Mehr-Generationen-Häuser“ begeistert. Janssen erkannte die Möglichkeiten gerade für die ältere Generation, von einem Zusammenwohnen mit jungen Familien zu partizipieren.
Fusionsprozess angestoßen
Der vorrausschauende Blick ist eine von Janssens charakteristischen Eigenschaften. In seiner Zeit als Regionalbischof gehörte er beim Thema Fusion zu den Vorreitern in dem Gremium, das die Zusammenlegung von Gemeinden beschlossen hatte. Trotz manch harscher Kritik aus den niederrheinischen Gemeinden war dieser Prozess für ihn unumkehrbar.
Sein Ziel war es, die Kirche am Niederrhein zukunftsfähig zu gestalten. Janssen wollte den Prozess früh genug anstoßen, um ohne Zeitdruck handeln zu können. Er sah durchaus, dass der Niederrhein mit seinen vielen kleinen Pfarren andere seelsorgerische Antworten brauchte als die größeren Städte Emmerich, Geldern, Moers oder Wesel.
Wegbegleiter Werner Thissen
„Als engagierten pastoralen Organisator mit nüchternem Blick für die realen Gegebenheiten“ und als „Garanten für ein menschliches Miteinander“ würdigte der frühere Regionalbischof für Borken und Steinfurt Werner Thissen seinen Mitbruder. Seine Eigenschaften habe er sich bei den Pfadfindern erworben.
Thissen, der später Erzbischof in Hamburg wurde, hatte den Lebensweg von Janssen von früh an begleitet. Beide waren Schüler des Collegium Augustinianum Gaesdonck gewesen. Zunächst als Konkurrenten: Janssen als Leiter der großen Pfadfinderschaft und Thissen für den Bund Neudeutschland. Er, Thissen, habe von Janssen viel gelernt.
Engagement für Bergleute
Janssen wurde am 13. Oktober 1932 in Kevelaer geboren und 1961 in Münster zum Priester geweiht. An der dortigen Universität studierte er Theologie und Geschichte. 1965 wurde er zum Spiritual der damaligen Priesterbildungsstätte des Bistums, Collegium Ludgerianum, in Münster ernannt. Ein Jahr später wurde er Rektor und Referent für die Seelsorge an den Realschulen in der Diözese. Ab 1971 übernahm Janssen die stellvertretende Leitung der Hauptabteilung Schule und Erziehung im Generalvikariat.
1972 wurde er Geistlicher Rat und 1976 Domkapitular. 1981 machte ihn der damalige Bischof Reinhard Lettmann zu seinem Generalvikar. 1986 erfolgte Janssens Ernennung zum Weihbischof durch Papst Johannes Paul II. Er engagierte sich auch für die von der Strukturreform betroffenen Bergleute am Niederrhein.