Katholisches Landvolk berichtet über Sorgen und Herausforderungen

Weihbischof Rolf Lohmann besucht Bauern am Niederrhein

Landwirte haben es nicht leicht. Von ihrem Beruf und ihren Sorgen und Nöten hat die Katholische Landvolkbewegung am Niederrhein dem neuen Regionalbischof Rolf Lohmann erzählt. Dafür luden sie ihn zur Tour duch ihre Bauernhöfe ein.

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Regionalbischof Rolf Lohmann hat Weihwasser in den Schweinestall mitgebracht. Nach einem Gebet, in dem der Geistliche Gottes Segen für Menschen, Tiere und den neuen Schweinestall auf den Jordans-Hof bei Xanten herabruft, sprengt er das Weihwasser auf die Beteiligten und in den Raum. „Hier geht es ja um die Schöpfung Gottes“, sagt Lohmann.

Das Katholische Landvolk hat den niederrheinischen Regionalbischof eingeladen, um den nach Xanten umgezogenen Geistlichen auf die Situation der Landwirte aufmerksam zu machen. Die Einladung hat Lohmann gern angenommen. Er ist dankbar für die Gelegenheit, die Arbeitswelt der Menschen in seiner Region kennen zu lernen.

 

Mit moderner Technik ausgestattet

 

Lohmann besichtigt auf seiner Tour am Niederrhein nicht irgendeinen Schweinestall. Das Gebäude ist mit modernster Technik ausgestattet und vermittelt eher den Eindruck eines Labors als eines gängigen Stallgebäudes.

Nicht ohne Stolz geht der junge Bauer Arne Jordans mit dem Weihbischof an den Sauen und Ferkeln vorbei. Der 35-jährige Landwirt erläutert dem Geistlichen die Grundlagen der Zucht und die notwendige Technik: zum Beispiel die zeitlich gesteuerte Futterzufuhr, den geheizten Stallboden oder die Möglichkeit, die Größen der einzelnen Stallungen je nach Notwendigkeit zu verändern.

 

Viel investiert

 

Arne Jordans (links) erläutert dem Weihbischof die technischen Entwicklungen in der Schweinezucht. | Foto: Jürgen Kappel
Arne Jordans (links) erläutert dem Weihbischof die technischen Entwicklungen in der Schweinezucht. | Foto: Jürgen Kappel

Arne Jordans hat den Hof vor einigen Jahren von seinem Vater Hubert Jordans übernommen. Bis 1977 war der Hof ein gemischter Betrieb mit Milchkühen. Schon Hubert Jordans hatte den Hof neu auf Schweinezucht ausgerichtet. Heute hat der Hof 240 Zuchtsauen. „Wir haben viel investieren müssen, um wirtschaftlich überleben zu können“, erläutert der Sohn Arne.

Lohmann kommt auf das Thema zu sprechen, das, wie er weiß, den Landwirten unter den Nägeln brennt: auf die wirtschaftliche Lage. Lohmann erkundigt sich eingehend, inwieweit der Bauer mit den Unwägbarkeiten zurecht kommt. „Wir müssen ja mit unserem persönlichen Hab und Gut haften“, meint Jordans. Der Preis für Schweinefleisch sei frei und nicht kontingentiert wie die Milchmenge.

 

Bauer aus Leidenschaft

 

Arne Jordans erläutert dem Geistlichen, dass sie expandieren mussten, um dem wirtschaftlichen Druck standzuhalten und die auf dem Markt geforderte Stückzahl anbieten zu können. Nur so könne man auch einen entsprechenden Umsatz erzielen und ausreichend Angestellte beschäftigen, die es ermöglichten, auch persönlich einmal in Urlaub fahren zu können. Doch Arne Jordans lässt keinen Zweifel daran, dass er seinen Beruf nach wie vor mit Leidenschaft ausübt.

 

Zeitintensive Arbeit

 

Begonnen hat die Höfetour bei Heinz-Willi Brammen, der auch im Diözesanvorstand der Katholischen Landvolkbewegung ist. Die Gruppe, zu der sich Mitglieder des Landvolks und benachbarte Landwirte gesellen, besichtigt den Milchviehbetrieb. Es ist ein Hof, wie es sie oft am Niederrhein gibt. „Die Milchviehhaltung ist sehr zeit­intensiv und darum vor allem in intakten Familienstrukturen anzutreffen“, sagt der 60-jährige Landwirt.

Die Gruppe kommt an einer so genannten Milchtankstelle vorbei, die in Lohmann Erinnerungen weckt. „Das kenne ich aus meiner Heimat“, sagt er. Der Weihbischof selbst ist in einem Handwerksbetrieb aufgewachsen. Doch zahlreiche Familienmitglieder haben als Nebenerwerbsbauern gearbeitet.

 

Vom Weltmarkt abhängig

 

Auf dem Weidenhof diskutiert der Regionalbischof mit den Bauern die Zukunft der heimischen Landwirtschaft. | Foto: Jürgen Kappel
Auf dem Weidenhof diskutiert der Regionalbischof mit den Bauern die Zukunft der heimischen Landwirtschaft. | Foto: Jürgen Kappel

Lohmann will von dem Bauern wissen, inwieweit der Strukturwandel die Existenz der Bauern gefährdet. Der Druck auf die Menschen werde immer größer. „Vom Weltmarkt abhängig zu sein, macht das landwirtschaftliche Arbeiten schwierig“, erläutert Johannes Krebber, ein Nebenerwerbsbauer aus Uedem. Es gehe ja nicht mehr nur um die Versorgung des eigenen Landes, sondern um die Abhängigkeit vom weltweiten Export zum Beispiel nach China, sagt Krebber.

Für Krebber ist die Direktvermarktung ein Lichtblick. „Wenn der Milchpreis nicht ganz so gut ist, fällt der Milchviehbauer nicht in ein ganz tiefes Loch“, sagt er. „Früher konnten kleinere Höfe gut wirtschaftlich überleben“, wirft Lohmann in die Diskussion. Durch den Strukturwandel habe man es immer mehr mit landwirtschaftlichen Industriebetrieben zu tun. „In der Bevölkerung fehlt zunehmend das Verständnis für die Landwirtschaft“, ergänzt er.

 

Im Fokus der Kritik

 

„Viele haben keine Kenntisse mehr, aber immer wieder steht die Landwirtschaft im Mittelpunkt der Kritik.“ Die Bauern nicken. Aufbruch. Die letzte Station ist der Weidenhof, heute ein Ferienhof. Margit van den Berg beherbergt 20 Personen, vor allem Familien mit Kindern. Hier können sie reiten, Traktor fahren oder Tiere pflegen.

„Wohin entwickelte sich die Landwirtschaft?“, will Lohmann zum Schluss wissen. Der Kapitalismus halte auch in der Landwirtschaft Einzug, sagen die Bauern. Die Bindung zur Scholle gehe verloren. Die Landwirte müssten um jeden Preis pachten und rund um die Uhr arbeiten. Auch sonntags. So gehe die Lebensqualität „flöten“. „Wie lange können die Menschen diesen Druck aushalten?“, fragen sie zum Abschied.

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